Bericht Thailand Teil 2 von Bangkok - Chom Thong
Vom 19.Januar 2015 - 10.Februar 2015; 23 Tage 842 km
Vom 19.Januar 2015 – 23 Januar Tag 1 (268) – 4 Tag (271)
Bangkok 7 km; Gesamtkilometer: 7km
Autor: Andrea Büchsenschütz
Montag morgens am Frankfurter Flughafen und schon wieder über den nicht vorhandenen deutschen Service ärgern! An jedem anderen Flughafen (z.B. Dubai oder Kuala Lumpur) ist es überhaupt kein Problem das Fahrrad in Folie einwickeln zu lassen zum Transport im Flieger, so ist es auch schön handlich. Nur in Deutschland geht das nicht, wir haben versucht zu diskutieren, zu argumentieren, zwecklos! Zu guter Letzt mussten wir für satte 30 Euro einen großen Pappkarton bei der Gepäckrückgabe erwerben, da passte das Rad zwar nicht komplett rein, aber Hauptsache irgendwie verpackt und von der Airline akzeptiert.
Wir flogen von Frankfurt über Doha nach Bangkok und kamen am Dienstag morgen ziemlich übermüdet an. Am Flughafen haben wir ein großes Taxi bekommen, das Fahrrad und das viele Gepäck passte gerade so rein und auf geht’s zum Storage, wo Michaels Rad eingelagert ist. Der Taxifahrer telefonierte mehrfach mit dem Storage, um sich den Weg erklären zu lassen. Er kämpfte sich unermüdlich durch den gnadenlosen Verkehr und brachte uns sicher zum Storage. Von da wollten wir mit dem Rad weiter durch die Stadt zum Hostel. Das Verkehrschaos ist schon sehr speziell, die Autos stehen mehr im Stau, als das sie fahren, dazwischen schlängeln sich zahllose Mopeds durch den Verkehr, Busse versuchen vorwärts zu kommen, Fußgänger überqueren die Straße, Tuk Tuks hupen, dazwischen wir mit unseren Rädern und noch Polizisten, die versuchen mit ihren Trillerpfeifen irgendwie Herr der Lage zu werden.
Sicher am Hostel angekommen geht es ab ins Bett, den fehlenden Schlaf nachholen. Gegen Abend sind wir wieder fit und machen einen ersten Rundgang, das Verkehrschaos hat sich noch nicht aufgelöst, doch der Stau ist für Fußgänger praktisch, denn das Überqueren der Straße ist so um einiges leichter. Wir laufen durch große laute Straßen, in denen sich Geschäft an Geschäft reiht, es werden vorwiegend Schmuck und Kleidung verkauft, ein Anzug für 99 Euro maßgeschneidert, jeder zweite Tourist lässt sich in Bangkok Kleidung nähen. Die kleinen Nebengassen sind viel spannender, denn hier gibt es Verkäufer, die in ihren Garküchen alles mögliche zubereiten, nicht immer ist zu erkennen, um was es sich handelt, aber Essen mit Augen drin brauche ich dann doch nicht. Daneben werden frische Früchte aufgeschnitten und verkauft oder leckere Fruchtsäfte angeboten. Der Lärm durch den Verkehr, die vielen Menschen, das ganze Gewimmel und Gewusel sind eine Herausforderung für die Sinne, man kann gar nicht alles aufnehmen, Augen und Ohren sind schier überfordert. Vom Smog wollen wir hier erst gar nicht anfangen!
Natürlich darf das Kulturprogramm nicht fehlen und so machen wir uns am nächsten Morgen auf, um wie alle anderen Touristen, die Hauptattraktionen zu besuchen. Unweit von unserem Hostel (Saphai Pae) ist der Pier und so nehmen wir das Boot, es geht in rasantem Tempo über den Fluss Chao Phraya, vorbei an verfallenen Häusern, schicken Hotels und Wohnhäusern. Zuerst kommt das Wat Arun in Sicht, das Schiff hält am gegenüberliegenden Anleger Tha Tien, von hier kommt man zum Wat Pho. Doch wir fahren eine Anlegestelle weiter zum Tha Chang, denn wir wollen zuerst das Wat Phar Kaew und den Königspalast besichtigen. Man muss den Eingang nicht lange suchen, einfach den Menschenmassen folgen!
Der Wat Phar Kaew ist Thailands bedeutendster buddhistische Tempel, hier ist auch der berühmte Smaragd-Buddha in einer aufwendig gestalteten Kapelle zu bewundern. Wir laufen durch die große Anlage mit über 100 Gebäuden, es ist überwältigend und kaum zu beschreiben. Alles glänzt golden, die bunten Steine an den unterschiedlichen Tempeln und Palastbauten strahlen in der Sonne, riesige Yaksha (Naturgeister) bewachen den Eingangsbereich, ein überdachter Weg, der rund um die Anlage führt ist mit Gemälden, die die Geschichte dokumentieren geschmückt. Doch der größte Andrang herrscht am Boht (Kapelle) denn dort steht die Figur des Smaragd-Buddha. Die Statue ist nur 66 cm hoch, auch nicht aus Smaragd, sondern aus Nephrit, einer Jadeart. Er besitzt 3 verschiedene Gewänder, die in einer Zeremonie je nach Jahreszeit gewechselt wird. Zur Zeit trägt er das Wintergewand, es gibt noch das Gewand für den Sommer und für die Regenzeit.
Die große Anlage erfordert ständige Restaurationsarbeiten und so konnten wir noch Arbeiter beobachten, die mit endloser Geduld kleinste Perlmutt-Teilchen auswählen und in die Muster der Türen einsetzen, Frauen waren damit beschäftigt ebenso kleine bunte Steinchen in eine Mauer einzuarbeiten. Nichts für ungeduldige Menschen, erst recht bei über 30 Grad im Schatten!
Schon ganz erschöpft von den vielen Eindrücken laufen wir weiter zum Wat Pho, unterwegs ein kleiner Stopp an einer mobilen Garküche, schnell Hühnerfleisch am Spieß verzehren. Wat Pho ist ebenfalls eine große Buddhistische Tempelanlage, auf der man einige Stunden Besichtigungszeit braucht. Die Hauptattraktion ist der liegende Buddha, er ist 46m lang und 15m hoch, mit Blattgold überzogen und seine Füße sind mit Perlmutt geschmückt.
Innerhalb der Tempelanlage befindet sich eine Ausbildungsstätte für Massagetechniken und Kräutermedizin und das älteste Zentrum für öffentliche Lehre des Landes. So sehen wir noch hunderte von buddhistischen Mönche, die über den Aufgaben der Examensarbeit grübeln.
Der Besichtigungsmarathon wird fortgesetzt, es geht mit der Fähre über den Fluss zum Wat Arun. Mit dem Wat Phra Kaew und dem Wat Pho gehört es zur heiligen Dreifaltigkeit in Bangkoks früher Geschichte. Das Besondere hier ist der 82m hohe Prang (Turm im Khmer-Stil), der über steile Stufen bestiegen werden kann und uns eine schöne Aussicht beschert. Der Smog der Stadt setzt auch diesem Bauwerk erheblich zu und so wird gerade viel restauriert. Die Tempel sollen wieder in Weiß erstrahlen und auch die Ornamente müssen erneuert werden. Viele Arbeiter sind mit Reinigungsarbeiten beschäftigt, andere zerteilen chinesische Prozellanschälchen, um kleine Scherben für die Ornamente und Blumenmotive herzustellen.
So viel Touristenprogramm macht hungrig und müde, erschöpft fahren wir mit der Fähre über den Fluss und mit dem nächsten Boot zu unserem Anleger. Wir laufen durch unser Viertel, vorbei am hinduistischen Tempel, gegenüber in einer Nebenstraße lassen wir uns in einer der Garküchen nieder und genießen das leckere Thai-Essen.
Keine asiatische Stadt ohne Chinatown, also müssen wir da noch hin. Zunächst wird Wat Traimit besichtigt, hier ist die 3m große und 5,5 Tonne schwere massive goldene Buddha-Statue zu bewundern. Doch dann geht es ins Getümmel von Chinatown, viele Garküchen, Geschäfte mit Nippes, ein großer Markt. Aber am spannendsten sind die Apotheken, mit traditioneller chinesischer Medizin. Man kann zusehen, wie unterschiedliche Mixturen entstehen, aus Kräutern, Schalen oder getrockneten Teilen diverser Tiere. Letzter Tag in Bangkok, auf der Terrasse vom Hostel entspannen, sofern bei dem Verkehrslärm möglich, Räder fit machen, Taschen packen, einkaufen, noch den hinduistischen Tempel um die Ecke besichtigen, ein kleiner Stadtbummel in unserem Viertel. Und dann geht es morgen hoffentlich ausgeruht weiter Richtung Norden. Mal sehen, ob wir es bis Ayutthaya, der alten Hauptstadt schaffen.
Vom 24.Januar 2015 – 27 Januar Tag 5 (272) – Tag 8 (275)
Bangkok - Lop Buri 150 km; Gesamtkilometer: 157km
Autor: Andrea Büchsenschütz
Wir verlassen Bangkok am Samstag Morgen, gut so, kein nerviger Berufsverkehr, das ganz normale Chaos reicht völlig aus. Bis man eine Stadt mit über 8 Millionen Einwohnern endlich verlassen hat dauert eine gefühlte Ewigkeit, doch irgendwann lässt der Smog nach, erste Reisfelder kommen in Sicht und wir können durchatmen und entspannen. Am späten Nachmittag sind wir in Ayutthaya, der alten Königsstadt, angekommen. Das alte Zentrum liegt auf einer Insel am Zusammenfluss von 3 Flüssen, deshalb galt die reiche Handelsstadt lange als Uneinnehmbar, bis die Birmanen sie schließlich 1767 eroberten. Ayutthaya gehört zum UNESCO Welterbe, es gibt unzählige Paläste, Tempelanlagen, Museen und Märkte zu bestaunen, diese liegen sowohl auf der Insel, als auch außerhalb. Wir haben unseren Rundgang versucht auf das Wesentliche zu beschränken, nicht so einfach bei der Größe, nach 12 km Fußmarsch waren die Beine müde und die Köpfe voller Eindrücke. Ich will hier nicht mit langen Texten über diverse Bauwerke langweilen, also eine kurze Zusammenfassung.
Das Wat Phra Si Samphet (Tempelruine) gilt mit seinen 3 Chedi (Stupas) als Wahrzeichen der Stadt, das Wat Maha That ist ebenfalls eine große Tempelruine, hier wird meist der Sandstein-Buddhakopf im Wurzelgeflecht fotografiert. Wichtig, man muss sich hinknien, denn man darf nicht über dem Kopf des Buddha stehen! Am Wat Ratchaburana sind wir nur vorbei gelaufen, hier wird gerade restauriert, danach bestaunten wir den 42 m langen Buddha des Wat Lokayasutharan und sahen uns das Wihan Phra Monghon Bopiht an. Hier steht eine der größten Bronze Buddhas (17m) Thailands. Alle Tempel, bzw. die Ruinen sind nach wie vor wichtige Buddhistische Heiligtümer und werden verehrt. Überall wir gebetet, Opfergaben zieren die Tempel, manchmal auch Speisen und Getränke als Opfer, besonders beliebt ist rote Fanta als Opfergabe, keine Ahnung warum rote Fanta und keine Cola. Natürlich wird das Getränk geöffnet und mit Strohhalm versehen auf den Opfertisch gestellt!
Nach so viel Kultur genießen wir unser kleines Guesthouse aus Teakholz (Baan Khun Pra) mit Terrasse am Fluss. Ständig gibt es etwas zu gucken, entweder das Wat gegenüber, das mit rituellen Gesängen den übrigen Lärm versucht zu übertönen oder riesige Schiffe tuckern mit lauten Schleppern an uns vorbei. Dann wieder Touristenboote mit singenden Asiaten, ich sage nur: Hauptsache Karaoke. Natürlich ist es Samstag Abend, die Stadt ist voller Partygäste und es ist dementsprechend laut, nichts mit Nachtruhe. Wir freuen uns auf Lop Buri, hier soll es geruhsam zugehen.
Zufällig kommen wir bei der Weiterfahrt noch am Elefanten Kraal vorbei, früher wurden Arbeits- und Kriegselefanten für die Könige eingefangen, heute leben hier wohl eher die Elefanten für die Touristen ausritte. Morgens noch angenehm bedeckt und kühl holt uns bald die Hitze des Tages ein, die Strecke ist flach und unspektakulär, ich bin froh, als Lop Buri in Sicht kommt. Wir sind ziemlich geschafft, demnächst muss doch wieder eine längere Mittagspause mit lecker Reis sein! Trotz leerem Magen gibt es heute erstmals ein Zielbier!!! Wir sind im Noon Guesthouse, jede Menge Reisende, alles sehr einfach, aber okay und mitten im Zentrum. Auch hier wieder Kultur, aber viel spannender sind die Affe (Makaken), die hier frei leben und den Einwohnern nicht immer Spaß bereiten. Wenn die Tiere über die Blechdächer sausen, dann erzeugt das einen Höllenlärm und man denkt, dass Haus in dem man sich befindet stürzt gleich ein. Außerdem sind die Affen echt ausgebuffte Diebe, sie nehmen alles mit was nicht Niet- und Nagelfest ist! Unser Nachbar im Guesthouse ist das Handy von einem Affen geklaut worden, doch das Tier tauschte Handy gegen Futter und so sind Beide zufrieden.
Die Affen werden am San Pha Kan (ein Schrein) gefüttert, um sie vom Plündern der Geschäfte abzuhalten. Die Tiere haben im buddhistischen und hinduistischen Glauben eine Verbindung zu Gott und so werden sie verehrt, auch wenn sie hier für manchen Bewohner eine echt Plage sind. Die wilden Spiele der Affen zu beobachten macht viel Freude, sie toben, klettern, springen in ein kleines Wasserbassin, trotz allem sind es wilde Tiere und man sollte vorsichtig sein, sie können durchaus aggressiv werden! Ein Wat muss noch sein, also ein Rundgang durch das Wat Prasrirattanamahathat und dann endlich entspannen. Wir sitzen vorm Guesthouse, beobachten Touristen und Einheimische und sind froh im Schatten zu sitzen, nichts tun ist super!!! Morgen geht es weiter, nach Nakhon Sawan, dann Kamphaeng Phet, Sukhothai und endlich in die Berge
Vom 28.Januar 2015 – 02.Februar Tag 9 (276) – Tag 14 (281)
Lop Buri – Kamphaeng Phet 275 km; Gesamtkilometer: 432km
Autor: Andrea Büchsenschütz
Über eine Nebenstraße fahren wir bis Chai Nat und finden mehr oder weniger per Zufall ein kleines Resort. Unter Resort versteht man hier keinesfalls eine All-Inclusiv-Ferienanlage, sondern einfach ein Gelände mit ein paar netten kleinen Hütten zum Übernachten. Ein Restaurant gibt es nicht, aber der Besitzer vom Resort erzählt, dass es in der Nähe ein Buffet gibt. Wir können uns nicht genau vorstellen, was er damit meint, bis wir die Lokalität sehen. Ein großer überdachter Bereich, jede Menge Tische, an denen die Leute auf einer Art Grill ihre Speisen zubereiten. Die Zutaten werden vom aufgebauten Buffet geholt, es gibt alle Arten von Fleisch, Fisch, Meeresfrüchte, diverse Soßen, Gemüse und natürlich Süßspeisen. Wir setzen uns, ein Kellner bringt den Topf mit glühender Holzkohle und setzt ihn in die Vertiefung des Tisches, darauf kommt eine gewölbte Pfanne. Da wir absolut keine Ahnung haben, wie das Ding funktioniert, bekommen wir Hilfe. Die Kellnerin gießt in die Pfanne aus einer Kanne Öl, darin kann man das Gemüse garen, auf die Wölbung kommen Fleisch oder Fisch zum Grillen, die Fläche wird erst noch mit Speck eingefettet und schon kann es losgehen. Ist das Feuer zu heiß, wirft man einfach ein paar Eiswürfel hinein. Funktioniert super, alles ist schnell gar und lecker, Schärfe können wir selbst bestimmen und so gehen wir satt und zufrieden zurück ins Resort. Leider kann man die Schärfe des Essens nicht immer selbst bestimmen und nicht jeder Verkäufer an den Garküchen versteht unser Anliegen. Auf dem Weg nach Nakhon Sawan, über den stark befahrenen Highway, machen wir Station an so einer Garküche. Der Reis mit Gemüse stellt sich dann als Reis mit irgendeiner Art Fisch heraus und ist höllisch scharf. Ich bin bestimmt nicht zimperlich, aber ich habe es beim besten Willen und trotz Hunger nicht aufessen können! Hier gibt es sehr viel Fisch aus dem nahegelegenen Fluss, Verkaufsstände säumen die Straße, meist bieten sie getrocknete Fische an. Über den Auslagen kreisen Papierstücke an umfunktionierten Ventilatoren um die Fliegen in Schach zu halten. In Nakhon Sawan raffen wir uns noch zu einem kleinen Spaziergang zum See auf, hier wird fleißig Sport getrieben. Zur Auswahl steht Gymnastik, die Fitnessgeräte sind auch stark frequentiert, andere spielen Fußball und Jogger bzw. Radfahrer ziehen ihre Kreise. Wir hatten genug Sport und freuen uns, als ein kleines Restaurant in Sicht kommt, in dem es ganz normale Nudeln mit Tomatensoße und Hühnchen gibt, absolut nicht scharf gewürzt!
Nach Nakhon Sawan können wir auf Nebenstraßen wechseln, wir kommen durch kleine Ortschaften, die Menschen sind freundlich und winken ständig. Landwirtschaft ist hier die Haupteinnahmequelle, wir beobachten Bauern auf ihren Reisfeldern oder bei der Zuckerrohrernte. Auch mit Fischfang wird die Haushaltskasse aufgebessert und wer keine Angel hat, der nimmt eben eine selbstgebaute Armbrust mit Zielfernrohr und erlegt so den Fisch im Flüsschen vorm Feld. Fliegende Händler tuckern in ihren alten Autos vorüber und bieten Speisen und gekühlte Getränke an. Meist hört man sie schon von Weitem, denn die Gefährte sind mit großen Lautsprechern ausgestattet aus denen unaufhörlich die Waren lautstark angepriesen werden. Immer wieder kommen übervolle LKW mit Zuckerrohr vorbei, die alle zu einer Fabrik fahren. Einweiser leiten sie zu Stellplätzen und dort warten sie auf ihre Abfertigung, zum Zeitvertreib für die Fahrer gibt es Verkaufsstände mit Essen, Souvenirs und jede Menge Nippes.
Das Three J Guesthouse in Kamphaeng Phet ist schnell gefunden, viele kleine Häuschen stehen im begrünten Innenhof, eine Ruheoase, herrlich. Mit der Ruhe ist es beim abendlichen Rundgang durch die Stadt schnell vorbei. An einem Wat findet ein Fest statt, vermutlich um Spenden zu sammeln, jedenfalls herrscht hier ohrenbetäubender Lärm. Riesige Lautsprecheranlagen beschallen uns, die Mönche brüllen in ihre Mikrofone, ein Theaterstück wir gleichzeitig aufgeführt, man hat das Gefühl, jeder will den anderen übertönen! Die Leute müssen allesamt schwerhörig sein, keine Ahnung wie man das aushalten kann! Wir finden ein ruhiges Lokal, schaffen es sogar etwas zu essen zu bestellen, nicht so einfach, wenn keiner englisch spricht. Doch die jungen Leute in der Bar sind total freundlich, ein Kellner hat sich die Speisekarte mit seinem Handy ins Englische übersetzten lassen, er hatte wohl Sorge, dass wir mit Pommes und Hähnchenflügeln nicht genug bekommen haben. Das Lokal scheint im Ort total in zu sein, ruck zuck ist jeder Tisch mit jungen Leuten besetzt. Wir trinken artig unser Bier, während die Einheimischen Schnaps bestellen, nicht etwa im Glas, nein, es kommt direkt eine Flasche auf den Tisch, die sind hier nicht gerade zimperlich! Später spielt noch eine Band, ein Thai setzt sich zu uns an den Tisch, er lebt im Ort und arbeitet in einer Mine, nettes Gespräch, ein schöner Abend geht zu Ende.
Kultur muss auch wieder sein, also geht es mit dem Tuk Tuk zum Geschichtspark außerhalb der Stadt, wir wollen zu Fuß durch den Park, zurück zur Stadt und auf dem Weg durch den zweiten Park. Die Anlage liegt auf einem bewaldeten Hügel und wurde von buddhistischen Waldmönchen gegründet, die einen ruhigen Ort zur Meditation suchten. Mönche gibt es hier keine mehr, aber alte Tempelruinen, die eine ganz besondere beruhigende Atmosphäre ausstrahlen. Dies liegt sicher auch daran, dass es hier nicht gerade von Touristenmassen wimmelt. Wir besichtigen u.a. das Wat Chang Rob, dies ist eine Tempelanlage, die mit großen Elefantenstatuen an der umlaufenden Mauer beeindruckt. Unterwegs noch ein bisschen was Essen, Reis bzw. gebratene Nudeln und weiter zum zweiten Geschichtspark innerhalb der Stadt. Wir besichtigen das Wat Phra Kaeo und das Wat Phra That mit großen Buddhafiguren in der ummauerten Stadt. Die Altstadt ist ebenfalls von einer großen Mauer umgeben und mit Forts gesichert. Die Füße sind platt, die Beine müde und so bleiben wir noch einen Tag länger, nutzen die Zeit zur Erholung und weiteren Tourplanung.
Vom 03.Februar 2015 – 09.Februar Tag 15 (282) – Tag 21 (288)
Kamphaeng Phet – Chom Thong 353 km; Gesamtkilometer: 785 km
Autor: Andrea Büchsenschütz
Kamphaeng Phet liegt hinter uns, es geht über Nebenstraßen weiter nach Norden, wir wollen bis zum Doi Inthanon Nationalpark. Immer wieder durchqueren wir nette kleine Dörfer, vorbei an Feldern und schönen Wäldern. Leider ist auch hier wieder der Müll allgegenwärtig, Jeder bindet seine Tüte Hausmüll ordentlich zusammen, nur um sie anschließend in den Wald zu werfen! Ständig entstehen neue illegale Müllberge, die bei über 30 Grad die frische Waldluft in fauligen Gestank verwandeln. Dabei gibt es durchaus eine Müllabfuhr, es stehen Mülleimer an den Straßen, sogar Mülltrennung und Recycling haben wir gesehen. Dennoch ist es wohl für viele einfacher den Müll im Wald zu entsorgen, schade.
Wir folgen weiter dem Fluss Ping, kommen durch weitere Dörfer, jedes mit eigenem Wat, Buddhismus ist sehr eng an das tägliche Leben der Thai geknüpft. Häufig begegnen uns Mönche auf Wanderschaft, die auch mal eben eine Zeremonie am Straßenrand mit vorbeikommenden Gläubigen abhalten. Zufällig erleben wir einen Trauerzug, keineswegs traurig und still, wie in unserem Kulturkreis üblich. Der Tote wird auf einem Pickup durch die Straßen gefahren, begleitet von den Angehörigen, Freunden und Mönchen. Untermalt wird die Szene mit lauter fröhlicher Musik, es soll nicht geweint werden, da der Tote mit guten Gedanken ins Jenseits gehen soll! Es geht gemeinsam zum Krematorium, wo der Leichnam verbrannt wird, das Krematorium kann innerhalb eines Wat liegen oder auch außerhalb z.B. in einem Waldstück. Besonders wichtige Personen können eine besonders langandauernde und aufwendig Trauerfeier bekommen. So im Ort Thoen, wo kürzlich ein wichtiger Mönch gestorben ist. Der Leichnam befindet sich im Sarg auf einem riesigen Drachen, alles ist aufwendig geschmückt, es werden traditionelle Tänze und auch Thai-Boxen aufgeführt. Natürlich müssen noch reichlich Spendengelder gesammelt werden! Nach ca. 1 Woche findet die Verbrenungszeremonie statt, dabei wird der gesamte Drache nebst Dekoration verbrannt, dies ist eine öffentliche Veranstaltung, an der wohl der ganze Ort teilnimmt.
Aber es werden nicht nur Beerdigungen aufwendig gefeiert, ich habe das Gefühl, es gibt hier ständig irgendeinen Anlass zum Feiern. Mal ist es eine Schulveranstaltung, mal ein Fest im Wat, dann ein Festumzug mit welchem Grund auch immer oder ein Rock-Konzert. Wenn es mal gerade zufällig nichts zu feiern gibt, dann muss Karaoke reichen! Hier, in der ländlichen Region Thailands treffen wir kaum noch Touristen und so sind wir in den Tempelanlagen oft die einzigen Europäer. So auch im Wat Phra Borommathat in der Provinz Tak. Für viele Thai eine wichtige Pilgerstätte, da es sich um eine Kopie der Shwedagon-Pagode ( 8 Haare des Buddha befinden sich hier) in Myanmar (Burma) handelt. Der Legende nach soll sich im Wat Phra Borommathat auch eine Strähne des Buddha befinden. Die 23 Meter hohe goldene Stupa wird von den Gläubigen im Gebet umrundet, es werden Opfergaben gebracht und reichlich Räucherstäbchen entzündet. Schön, so hautnah dabei sein zu dürfen.
In der Nähe vom Stausee Bhumibol wollen wir übernachten, die örtliche Polizei schickt uns zum Staudamm des Sees. Schöne Landschaft, nette Unterkünfte, leider alles zu teuer und Zeltplätze gibt es auch nicht, wild campen geht nicht, da alles überwacht wird, toll, Umweg umsonst gemacht! Es wird bald dunkel und wir radeln weiter. Entweder müssen wir bis zum Highway oder irgendwo wild campen. Doch dann taucht ein Ressort auf, unweit der Polizei, wo wir nach Übernachtungsmöglichkeiten gefragt hatten! Klasse, billige Unterkunft quasi um die Ecke und die Polizei schickt uns zu den kostspieligen Hotels am See. Im Dorf treffen wir tatsächlich eine Thai, die in Deutschland lebt, in Dortmund, sie empfiehlt uns ein kleines Restaurant, alles wieder gut.
Auch ein sogenanntes Homestay haben wir kürzlich getestet, unter Homestay versteht man hier eine Unterkunft bei Privatleuten gegen kleines Geld. Wir wohnen bei Witthaya in seinem hübschen alten Holzhaus. Witthaya ist eine Lehrer im Ruhestand, der ein paar wenige Zimmer in seinem Haus an Radfahrer vermietet. Außerdem ist er ein begeisterter Gärtner, er züchtet Bromelien und gestaltet seinen Garten sehr liebevoll. Ein schöner Ort zum Ausspannen, der nette freundliche Witthaya bewirtet uns mit sehr gutem Essen, wir bekommen viele Informationen zu Land und Leute, gerne wären wir länger geblieben. Doch wir müssen weiter, eine Bergetappe liegt vor uns.
Zwischen Thoen und Li erstreckt sich eine Bergkette, die es zu überwinden gilt. Die Straße schlängelt sich unaufhörlich bergan, oben natürlich ein Wat. In einem Dorf noch schnell eine Suppe löffeln, dann kann es mit neuer Kraft weitergehen. Der Reisanbau steht nicht mehr im Vordergrund, hier wird vorwiegend Kohl, Zwiebeln und Knoblauch angebaut. Große Felder werden in Handarbeit bewirtschaftet, die Zwiebeln werden gebündelt und dann in offenen Scheunen an Bambusstangen aufgehängt. Bambusverarbeitung ist ebenso wichtig, ich warte auf Micha und schaue dabei einem Mann zu, wie er die Bambusstangen spaltet. Er hat Freude an meinem Interesse und so dürfen wir ihn bei der Arbeit filmen. Aus den fertig gespaltenen Bambusstücken entstehen direkt vor Ort Zäune, fleißige Arbeiter nageln unermüdlich die einzelnen Bambusteile zusammen. Dann werden die Zäune auf den Pickup geladen und ab zum Verkauf. Vermutlich auf dem nächsten Markt, denn richtige große Geschäfte findet man selten. So gibt es auch kaum Supermärkte, wie wir sie kennen, Gemüse, Obst, Fleisch, Fisch, Kleidung, Schuhe, Haushaltswaren und allerlei andere Dinge werden auf dem Markt verkauft. Nur noch eine kurze Etappe nach Chom Thong, der letzte größere Ort am Doi Inthanon Nationalpark. Mit einem Sorngtaaou, das ist ein kleiner gelber Pickup, der einen Aufbau mit Sitzflächen hat, machen wir eine Tour in den Park. Das erste Ziel ist der Doi Inthanon, mit 2565 Metern der höchste Berg Thailands. Ziemlich kalt hier oben, 9:30 Uhr nur 10 Grad, ganz ungewohnt, aber angenehm nach der Dauerhitze im Tal. Ein kurzer Rundweg führt durch ein uriges moosbewachsenes Wäldchen, Rhododendren und Orchideen gedeihen hier ebenfalls. Danach geht es zu den beiden modernen Chedi, die die Armee jeweils zum 60. Geburtstag des Königs und der Königin hat errichten lassen. Der Chedi des Königs ist 60 Meter hoch, das der Königin nur 55 Meter, um zu symbolisieren, dass die Königin 5 Jahre jünger ist. Das Königspaar ist unglaublich wichtig in Thailand, ständig großformatige Bilder der Beiden, allerdings sind sie auf den Bildern wesentlich jünger (ich schätze um die 40 Jahre), als in der Realität. Der König ist bereits 87 Jahre, die Königin ist 82 Jahre alt. Die Thai verehren ihr Königspaar sehr und so wird natürlich auch hier gebetet und Blumen niedergelegt. Beide Chedi befinden sich in einer großzügigen Gartenanlage. Als weiteres Highlight sehen wir uns den Wachirathan Wasserfall an. Er fällt aus 70 Metern Höhe in die Mae Klang Schlucht. Unser Fahrer bringt uns sicher zurück nach Chom Thong, wo wir uns noch beim örtlichen Bäcker mit lecker Kuchen versorgen können. Morgen geht es schon weiter nach Chiang Mai!