China Teil 2

Bericht China 2 Grenze Dali - Leshan
Vom 11.April 2015 – 25.April 2015; 15 Tage
Gesamt China: 1130km; Gesamt 2014/2015: 13.590 km


Vom 11.April 2015 – 15.April 2014 Tag 83 (349) - Tag 87 (353)
Etappe Dali - Lijiang17 km (175km Bus); Gesamtkilometer: 2442

Autor: Andrea Büchsenschütz
Am Busbahnhof in Dali haben wir Glück, denn der Sicherheitsbeamte ist noch in der Mittagspause und so kommen wir ohne aufwendige Sicherheitskontrolle in den Wartebereich. Bevor ein Bus ankommt, wird immer ein Schild mit dem Fahrtziel und der Abfahrtzeit aufgestellt, nur leider nicht für uns zu lesen. Deshalb die chinesischen Schriftzeichen auf dem Ticket mit denen auf der Tafel vergleichen und zur Sicherheit die freundliche Mitarbeiterin des Busbahnhofes fragen. Am Bussteig trudeln immer mehr Menschen ein und ich habe arge Bedenken, ob wir tatsächlich unsere vielen Taschen und die Räder mitbekommen. Doch der Gepäckraum ist groß, die Räder stehen nebeneinander und auch unsere Taschen kommen mit! Im Bus tummeln sich lärmende Chinesen auf der Suche nach ihren Plätzen, jeder hat eine Platznummer, endlich sitzen alle und es geht überpünktlich los. Im Fernseher läuft ein alter James Bond Streifen, der Lärm um uns herum ebbt nicht ab, aber da müssen wir durch. Kaum eine Stunde unterwegs, es geht zügig voran auf dem neuen Highway, machen wir Pause. Wir wundern uns, Pause, jetzt schon, sind doch gerade erst gestartet und die Fahrt dauert nur knapp 3 Stunden. Doch unsere chinesischen Mitreisenden müssen einkaufen und rauchen, endlich sind alle im Bus und es ist plötzlich leise, manch einer schnarcht sogar, herrlich diese Ruhe. Die Landschaft zieht an uns vorbei, beim Radeln geht das wesentlich langsamer, es wird zunehmend bergig und irgendwann kommt ein See. Dann endlich zeigt sich der Jadedrachen – Schneeberg (5596m) mit seiner schneebedeckten Kuppe, die im Sonnenlicht strahlt. Der Berg wirkt nicht so hoch, denn wir sind jetzt auch schon auf ca. 2600m. Wir fahren durch das neue Lijiang zum Busbahnhof und von dort mit den Rädern Richtung Altstadt. Dort nochmal nach dem Weg fragen und schon ist das Three Wells Inn gefunden. Der Eigentümer war so erstaunt, als wir mit unseren bepackten Rädern an seinem Tor standen, dass er als aller erstes Bilder machen musste. Mit reichlich Info´s von den netten Eigentümern versorgt machen wir noch einen kleinen Stadtrundgang.
Lijiangs Altstadt blickt auf eine lange Geschichte zurück und gilt als eine der am besten erhaltenen Altstädte Chinas. Sie war die Hauptstadt des Naxi Königreiches, die Naxi gehören zu den 56 anerkannten ethnischen Minderheiten, sie stammen von tibetischen Nomaden ab und haben eine ganz eigene besondere Kultur u.a. eine eigene Sprache und Schrift. Auch die Küche der Naxi ist anders, sie benutzen viele Blumen und andere Pflanzenteile zum Verfeinern ihrer Speisen. Wir haben Rührei mit Azaleen versucht, sehr lecker, kann man weiterempfehlen. Die Altstadt ist mit einem alten Bewässerungssystem durchzogen, viele alte Steinbrücken sind noch erhalten und es ist einfach herrlich durch die engen Gassen zu schlendern. Selbst, wenn hier natürlich viele Touristen, meist Chinesen, unterwegs sind und es wie überall auf der Welt jede Menge Nippes zu kaufen gibt. Das Bewässerungssystem ist auch heute noch ein wichtiger Bestandteil des Alltags. So fließt das Wasser durch die Stadt und in kleine Becken. Wir finden den White Horse Dragon Pool und noch einen anderen, sie bestehen immer aus drei Becken. Das Wasser des ersten Beckens wird als Trinkwasser genutzt, es fließt ins zweite Becken, welches zum Gemüse waschen benutzt wird und im dritten und letzten Becken wird das Wasser zum Wäsche waschen verwendet. Sie sind keine Touristenattraktion, denn sie werden tatsächlich noch so von den Einheimischen genutzt. Und bei einem Blick in die nächste Gasse nahe unserer Unterkunft entdecken wir noch einen weiteren Pool, da hätten wir gar nicht lange suchen brauchen. Ein Teil der Altstadt zieht sich den Hang hinauf, dem sog. Löwenhügel, natürlich wird auch hier Eintritt verlangt für den Blick auf den Jadedrachen Schneeberg, genauso wie im Black Dragon Park, also schenken wir uns das. Doch nur ein paar Schritte weiter laufen und man findet eine ebenso tolle Aussicht auf den Berg und das ganz umsonst! Den Haupteingang in die Altstadt mit dem Wasserrad sehen wir auch noch, hier tanzen viele alte und auch junge Chinesen ihre Kreistänze, jeder darf mitmachen.
Neben Sightseeing brauchen wir eine Verlängerung für unser Visum, doch erst muss die Registrierung bei der örtlichen Polizei sein. Die Inhaberin unserer Unterkunft begleitet uns, mit ihr verständigen wir uns über englisch oder mit Hilfe ihrer Übersetzungs-App. Sie schildert den Beamten unser Anliegen, doch es ist Sonntag und der entsprechende Beamte ist erst am Montag zurück. Nun denn, am Montag ein neuer Versuch, die Inhaberin der Unterkunft kommt wieder mit, sie muss wohl bestätigen, dass wir bei ihr nächtigen. Doch wir müssen warten, alle sind in einer Besprechung, irgendwann ist es geschafft, der Beamte nimmt unsere Daten auf und mit dem Registration Voucher of Residence for Visitors from Overseas und einer Adresse für den Taxifahrer machen wir uns auf zum PSB (Public Security Bureau). Die Besitzer unserer Unterkunft sind echt super nett, sie hätte uns auch noch dort hin begleitet, doch wir konnten sie überzeugen, dass wir das alleine schaffen. Im PSB war überhaupt nichts los, wir waren sofort dran, doch so schnell wie gedacht ging es dann doch nicht. Denn wir brauchen für die Beantragung ganz bestimmte Passbilder, die auch elektronisch gespeichert werden und nur von bestimmten Fotografen angefertigt werden dürfen, alles kompliziert. Mit einem Zettel in der Hand, für uns natürlich nicht zu lesen, machen wir uns auf die Suche die angegebenen Fotostudios zu finden. Wir halten den Leuten unseren Zettel unter die Nase und gelangen so zum ersten Fotostudio, doch Pustekuchen, die dekorieren heute um und machen keine Bilder. Also weiter durch die Stadt, den Zettel mit der zweiten Adresse den Leuten unter die Nase halten und tatsächlich haben wir den richtigen Laden gefunden. Ein kleine schäbige Bude, ein Hocker im Raum fürs Fotoshooting, diverse Drucker, ein PC und jede Menge Leute. Jedenfalls wissen sie was zu tun ist, für die Foto´s müssen wir unsere Brillen ablegen und bekommen eine ohne Gläser aufgesetzt, Foto wird geschossen, am Computer bearbeitet und wir bekommen Abzüge, sowie ein Papier mit eben diesem Foto für das PSB. Mit ausgefülltem Antrag, den Bildern und dem Zettel vom Fotografen, mit dem Reiseplan und natürlich der Registration von der Polizei machen wir uns auf den Weg zum PSB. Der Beamter stellt noch ein paar Fragen zum Reiseverlauf, gibt uns den Abholbeleg und wir sollen am Mittwoch wieder kommen. Die Bearbeitung geht wirklich zügig, am Mittwoch halten wir ein neues Visum für 35 Tage in den Händen, alles super!
Mit den Inhabern unsere Unterkunft haben wir vereinbart, dass unser Gepäck und die Räder hier bleiben und wir 3 Tage mit dem Bus nach Shangri-la (Zhongdian) fahren, bekannt für eine alte sehr große Klosteranlage des tibetischen Buddhismus. Shangri-la wird hauptsächlich von Tibetern und Naxi bewohnt. Danach soll es mit dem Bus nach Chengdu gehen und von dort mit dem Rad, ja wir fahren auch noch Rad, nach Leshan und Emei Shan.


Vom 16.April 2015 – 19.April 2014 Tag 88 (354) - Tag 91 (357)
Etappe Lijiang – Shangri-la - Lijiang 0 km (400km Bus); Gesamtkilometer: 2442

Autor: Andrea Büchsenschütz
Mit dem vollbesetzten Bus geht es von Lijiang zunächst über 20km runter zum Zufluss des Yangtze. Diesen bekannten Fluss sehen wir dann auch, als wir am Anfang der Tigersprung-Schlucht vorbei fahren. Wir folgen dem Flusslauf, bis es wieder bergauf geht, es wird richtig steil, etliche Serpentinen winden sich den Berg hinauf. Die ersten steilen Abhänge und Schluchten kommen in Sicht, wir sehen noch einmal den Jadedrachen Schneeberg. Doch dann folgen weitere große schneebedeckte Bergkämme, alle mehr als 5000m hoch. Die Chinesen im Bus sind völlig aufgelöst, sie jubeln und johlen beim Anblick dieser gigantischen Berge und der tollen Landschaft. Plötzlich weitet sich die Landschaft, wir sind auf einer Hochebene, typische tibetische Häuser kommen in Sicht, die ersten kleineren Yak- Herden und Stupas an denen Gebetsfahnen im Wind wehen.
Shangri-la, mit früherem Namen Zhongdian, liegt auf 3200m, als wir aus dem Bus steigen und die ersten Schritte laufen, kommen wir schnell außer Atem, die dünne Luft macht sich deutlich bemerkbar. Der Name Shangri-la bezieht sich auf den Roman „Der verlorene Horizont“ von James Hilton (1933 erschienen). Erzählt wird eine fiktive Geschichte, die hier bei den Ausläufern des Himalaya gespielt haben könnte. Also machte man sich die Popularität des Romans zu nutze, nennt Zhongdian um in Shangri-la, um den Tourismus anzukurbeln. Das hat sicher gut funktioniert, denn Shangri-la hatte eine schöne Altstadt mit engen kleinen Gassen, ich schreibe bewusst „hatte ein Altstadt“, denn im Januar 2014 hat ein Brand 70% der Altstadt zerstört. Vermutlich ist der Brand in einem Guesthouse ausgebrochen und hat sich rasend schnell auf die alten Holzhäuser ausgebreitet. Bedingt durch die engen Gassen kamen die vielen Löschfahrzeuge nicht durch, die Bewohner bildeten Menschenketten und versuchten so mit Hilfe der Feuerwehr Herr der Flamen zu werden, nach erst 10 Stunden war der Brand unter Kontrolle!
Nun wird im Ort fleißig gehämmert und gebohrt, die Altstadt soll im neuen Glanz wieder erstrahlen. Trotz der Baustellen ist es ein angenehmer Ort, nicht viele Touristen tummeln sich hier, meist Leute, die hier auf Trekking-Tour gehen wollen, deshalb gibt es massenweise Outdoorläden. Spannend ist es hier vor allen Dingen aufgrund des tibetischen Einflusses, Shangri-la gehört zum Autonomen Bezirk Deqen der Tibeter. Hier leben hauptsächlich Tibeter und Naxi und der tibetische Buddhismus wird praktiziert.
Im Herzen der Altstadt steht der Guishan Si (Tempel) mit der Zhuangjing Tong (Gebetsmühle). Hoch zum Tempel führen einige Treppen, die uns in der dünnen Luft wieder schnaufen lassen. Die Hauptattraktion ist sicher nicht der Tempel, sondern die Zhuangjing Tong, die 21m hohe und somit größte Gebetsmühle der Welt. Will man sie in Bewegung bringen , so sind mindestens 6 Personen nötig, wir haben es selbst ausprobiert! Sobald ein paar Leute loslassen, wird es unglaublich schwer diese riesige Gebetsmühle am Laufen zu halten. Auf dem Marktplatz steht noch eine alte weiße Stupa umgeben von alten Häusern, die wohl vom Brand verschont wurden. Damit wir im Training bleiben stapfen wir eine kleine Anhöhe hinauf und sind somit auf 3400m angelangt. Hier steht der Baija Si, der Tempel der 100 Hühner, viele Einheimische finden sich ein, um den Tempel zu umrunden, Räucherstäbchen zu entzünden, Zweige zu verbrennen oder Gebetsfahnen in den Wind zu hängen. Die Gebetsfahnen sind mit Mantras oder Gebeten beschrieben, der Wind soll die Gebete in die Welt tragen, dass aufgedruckte tibetische Windpferd verstärkt dies. Sie tragen die Farben Blau, Weiß, Rot, Grün und Gelb, somit 5 Farben, die 5 symbolisiert die 4 Himmelsrichtungen und das Zentrum (die Stupa). Die Farben haben natürlich auch eine Bedeutung, Blau steht für die Leere (Himmel), Weiß für die Luft (Wolken, Wind), Rot für das Feuer, Grün für das Wasser und Gelb für die Erde. Wie hunderte von bunten Gebetsfahnen im Wind flattern, wirkt einfach auch unglaublich schön und hat eine ganz eigene Faszination, die man mit Worten nicht beschreiben kann.
Das Songzanlin Si (ein weiterer Name Ganden Sumtseling Gompa und es gibt noch mehr Namen) ist eine 300 Jahre alte tibetischen Klosteranlage, in der noch ca. 600 Mönche leben. Die Klosteranlage schmiegt sich an einen Hang, weißgetünchte Tempel mit goldenen verzierten Dächern strahlen vor einem tiefblauen Himmel in der Sonne. Die Anlage besteht aus 12 Tempeln, etwas abseits steht die Stupa. Im Inneren der Tempel finden sich viele Tücher, welche von der Decke herabhängen, bunte Wandgemälde und viele Statuen, nicht nur Buddhas. Alles wirkt farbenfroher und prunkvoller als die Buddhistischen Tempel in Thailand. Das Kloster wurde vom 5. Dalai Lama 1679 gegründet. Die vielen Mönche prägen den Ort mit, so sitzen sie in den Tempeln und rezitieren aus den Schriften, tummeln sich auf dem Hauptplatz oder strömen nach einem Gebet zu Hunderten aus dem Haupttempel. Ganz beeindruckt von der Klosteranlage und dem bunten Treiben umrunden wir noch den See zu Füßen des Klosters, natürlich immer wieder mit schönen Ausblicken auf Songzanlin Si.
Heute Abend suchen wir zum dritten Mal das tolle Restaurant eines Inders auf, er wird sich freuen uns wieder zu sehen, sein Essen ist einfach köstlich. Hier gibt es endlich wieder Brot, zwar kein Deutsches, aber auch indisches Naan ist ein Traum. Morgen geht es wieder nach Lijiang, dort nochmal 2 Tage Pause und dann 24 Stunden Busfahrt nach Chengdu!


Vom 20.April 2015 – 25.April 2014 Tag 92 (358) - Tag 97 (363)
Etappe Lijiang-Chengdu (926km Bus) Chengdu-Leshan 172 km Rad; Gesamtkilometer: 2614

Autor: Andrea Büchsenschütz
Wir sind wieder zurück in Lijiang und die Besitzer vom Three Wells Inn freuen sich uns wohlbehalten wieder zu sehen. Sie laden uns gleich zum Abendessen ein, der Hausherr ist ein super Koch und seine Frau hat extra nach einem Rezept für Brot gesucht und Brote gebacken, um uns eine Freude zu machen, einfach sehr sympathische, herzliche Leute! Wir haben einen schönen Abend mit ihnen verbracht, viel gelacht und einfach Spaß gehabt.
Da die Wetterprognose Sonne für den nächsten Tag meldete, sind wir früh aufgestanden, um doch noch den Jadedrachen Schneeberg (Yulong Xueshan) zu besuchen, auch wenn es unglaublich teuer ist. Für den Minibus zum Berg 80 Yuan, Eintritt 210 Yuan, Bustransfer zur Bergbahn 40 Yuan und die Bergbahn kostet nochmal 360 Yuan, das macht satte 690 Yuan (für 2 Pers.), etwa 106 Euro, China ist nicht gerade ein günstiges Reiseland.
Der Jadedrachen Schneeberg ist 5596m hoch, mit der Seilbahn kommt man auf 4506m, dann folgt ein kurzer Fußweg bis auf 4680m. Doch bis dahin werden wir noch einige Stunden brauchen. In Lijiang steigen wir in einen Minibus, ein chinesisches Pärchen steigt noch zu und es geht los zum Nationalpark und den Berg. Plötzlich fährt unser Fahrer in ein kleines Waldstück, steigt aus, geht zum Kofferraum und diskutiert mit den beiden jungen Chinesen. Wir verstehen nichts, wundern uns nur und hoffen die Fahrt geht bald weiter. Dann steigt der junge Mann in den Kofferraum und wird unter einer Decke versteckt, alles sehr merkwürdig. Wir kommen an den Eingang zum Nationalpark und jetzt wird klar, um was es hier geht. Der Fahrer schmuggelt den jungen Chinesen hinein, um die 105 Yuan Eintritt zu sparen, wir sind froh, dass die Aufseher nichts bemerkt haben wollen! Am Parkplatz an der Seilbahn bekommt der Fahrer von dem Pärchen einen Anteil am gesparten Nationalpark-Eintritt, so läuft das hier im Kommunismus!!!
Es ist noch früh, doch unzählige Chinesen stehen schon an, um zur Seilbahn zu kommen, die Ticketverkäuferin spricht von bis zu 5 Stunden Wartezeit!!! Die Menschenmassen sind einfach unglaublich, Michael schummelt ein wenig und stellt sich weiter vorne in die Schlange, doch wir werden noch eine ganze Weile im Gedränge stehen. Es geht in ein Gebäude und jetzt wird es richtig turbulent, alle sind schon genervt, stehen bestimmt schon über eine Stunde hier herum und dann werden Personen einfach an den Wartenden vorbeigeschleust! Es ist weit und breit kein reguläres Personal mehr zu sehen, die stehen draußen. Diverse Schleuser bringen gegen gute Bezahlung ihre Leute weit nach vorne, wahrscheinlich verdient das reguläre Personal mit. Die umstehenden Chinesen sind völlig aufgebracht, es wird geschimpft, gepfiffen und geschrien, ich mache mir Sorgen, dass die Situation eskaliert. Der Chinese vor uns spricht von Mafia-Banden, die Typen sehen auch irgendwie schmierig aus, ich bin jedenfalls beeindruckt was im angeblich geordneten Kommunismus alles möglich ist. Irgendwann ist der Spuk vorbei und es kehrt Ruhe ein, nach 2 Stunden sind wir endlich im Bus, der zur Seilbahn fährt. Der Bus windet sich in vielen Kurven weiter den Berg hinauf, auf 3356m steigen wir aus. Juhu, wieder anstellen, nochmal warten, 1 Stunde später sitzen wir in der Gondel, endlich!!! Auf 4506m stehen wir fasziniert auf der ersten Aussichtsplattform, die Luft ist dünn, klar, aber nicht so schlimm wie befürchtet. Für die Chinesen ist es aber ohne ihre Spraydosen mit Sauerstoff anscheinend schier unmöglich sich hier aufzuhalten! Jeder hat mindestens eine Spraydose dabei, ich wäre gerne der Hersteller dieser Sauerstoff- Spraydosen, der macht sicher einen unglaublichen Umsatz. Außerdem sieht man nur noch rot, alles voller roter Leihmäntel, ohne Leihmantel würde der Chinese wohl erfrieren, dabei zeigt das Thermometer 9 Grad und die Sonne brennt vom strahlend blauen Himmel! Ich glaube wir zwei sind die einzigen, die ohne Sauerstoff-Spraydose überleben und den Aufstieg einfach so in Angriff nehmen. Es geht über Treppen hinauf, von diversen Plattformen hat man eine wunderbare Aussicht, die Chinesen toben im Schnee wie die kleinen Kinder und immer wieder wird ein Hub Sauerstoff aus der Flasche gesaugt. Klar merkt man die dünne Luft beim Treppe steigen, kurz verschnaufen, richtig durchatmen und dann ist das kein Problem. Die Chinesen Atmen mit ihren Flaschen nicht richtig, bekommen dann keine Luft mehr, saugen weiter wie verrückt an ihren Flaschen, atmen nicht ordentlich aus und bekommen Probleme. Am besten aber sind die Raucher, an der Zigarette ziehen und anschließend ordentlich Sauerstoff aus der Flasche tanken. Auf 4680m ist die letzte Aussichtsplattform erreicht, der verschneite Berg, der Gletscher und die tolle Aussicht sind einfach atemberaubend. Wir machen Unmengen von Foto´s, die Chinesen machen mal wieder Foto´s mit uns, als Europäer ist man hier immer auch eine kleine Attraktion. Wir machen uns wieder auf zur Seilbahn, natürlich nochmal anstellen, dann geht es zurück zur Talstation, in den Bus und zurück nach Lijiang.
Morgens packen wir die Räder und radeln zum Busbahnhof, an der Information bringt uns die Dame zum Schalter für verlorenes Gepäck. Hier müssen wir unsere Pauschale für den Fahrradtransport bezahlen und dann geht es direkt auf den Busbahnsteig. Klasse, wir müssen nicht den normalen Weg gehen und haben uns so die Sicherheitskontrolle und das Scannen vom Gepäck erspart. Unser Bus ist schon da, obwohl es noch eine Stunde bis zur Abfahrt ist, wir dürfen unser Gepäck schon einladen und die Räder kommen in einen Raum im unteren Teil des Busses, alles klappt wie am Schnürchen. Wir gehen noch etwas essen, dann geht es zum einchecken und ab in den Bus. Die Sitzplätze sind alle oben, wir sitzen ganz vorne, alles ganz komfortabel, sogar Beinstützen zum Füße hochlegen gibt es. Der Bus fährt raus aus der Stadt und dann auf eine kleine schmale Straße. Von einem Highway weit und breit nichts zu sehen. Die schmale Straße windet sich durch die Berge, es ist steil, immer wieder tolle Blicke in tiefe Schluchten, mal wieder sehen wir den Yangtse tief unter im Tal. Viel Verkehr auf der kleinen Straße, LKW quetschen sich vorbei, die Kurven sind teilweise so eng, dass der Gegenverkehr warten muss! Die ersten Passagiere übergeben sich schon, mir geht es erstaunlich gut, sitze ja auch vorne und kann immer schön raus schauen. Nach etwa 5 Stunden halten wir zum Abendessen, in einer kleinen Bude gibt es Fertiggerichte und Getränke zu kaufen oder man kann für wenig Geld in einer Garküche vom Minibuffet nehmen. Das Buffet ist gut, natürlich ziemlich scharf und die lauten Schmatzgeräusche sind nichts für empfindliche Leute. Es wird geschmatzt, geschlürft und ab und an gespuckt, Essensreste, Papier und Stäbchen werden achtlos auf den Boden geworfen, die Tischmanieren sind hier eben anders! Langsam wird es dunkel, man sieht Schornsteine, Kohleabbau im großen Stil in der Gegend, trotz der Dunkelheit sieht man den Dreck und es stinkt. Wir kommen nach Panzhihua, die Stadt hat über 1 Mio. Einwohner, nicht besonders groß für chinesische Verhältnisse. Jetzt beginnt endlich der Highway, es ist bereits Mitternacht vorbei, wir sind schon 11 Stunden unterwegs und nur 300-400km weit gekommen. Doch jetzt auf dem Highway geht es flott voran. Wir rasten 4 Stunden auf einem Parkplatz, gegen 5 Uhr geht es endlich weiter. Der Highway windet sich in Schleifen durch die Berge ins Tal, große Brücke überspannen manche Schlucht, schon faszinierend, was die Chinesen hier gebaut haben. Nach 22 Stunden Fahrt erreichen wir endlich den Nordbusbahnhof in Chengdu (5 Mio. Einwohner, weitere 9 Mio. im Umland), doch uns wäre der Busbahnhof im Süden lieber gewesen. Wir wollen nach Leshan, das liegt im Süden und so müssen wir noch quer durch die riesige Stadt radeln! Wenigstens regnet es nicht mehr, müde radeln wir los und nach 40 km finden wir ein Hotel. Endlich, denn die bisherigen Hotels sind entweder zu teuer oder sie wollen uns nicht beherbergen. Der Vorort ist anscheinend eine Studentenstadt, ein paar hilfsbereite Studenten halfen uns bei der Hotelsuche und abends sitzen sie alle in den vielen günstigen Restaurants. Wir bekommen auch noch etwas zu essen, als Europäer sind wir mal wieder etwas besonderes im Ort, aber angestarrt werden sind wir gewohnt.
Wir haben Chengdu schon lange hinter uns gelassen, doch von Ruhe keine Spur, eine Stadt folgt auf die nächste, alles ist dicht besiedelt. Die Luft wird zunehmend schlechter, wir kommen an zahllosen Fabriken vorbei, es qualmt aus allen Schornsteinen, Smog in China. Fabriken soweit das Auge reicht, vorwiegend Keramikherstellung, dann Geschäfte, die Keramikfliesen verkaufen, dazwischen stinkende LKW und tatsächlich ab und zu Felder. Sogar Tee wird wieder angebaut, keine Ahnung ob der noch schmeckt bei der Luftverschmutzung! Unterwegs finden wir ein Hotel und die Betreiber nehmen es hier ganz genau mit der Registrierung von Ausländern! Wir werden ins Auto verfrachtet, dann geht es in einen Laden um Kopien unserer Pässe zu machen. Weiter durch die Straßen, dann auf einen Feldweg und wir stehen vorm Polizeigebäude. Die Polizisten spielen Basketball, ein junger Polizist nimmt unserer Pässe entgegen und wir werden ordnungsgemäß registriert, nur die Kopien braucht er nicht. Den ganzen Aufwand betreibt der Hotelbetreiber, um gerade mal 9 Euro an der Übernachtung zu verdienen. Kein Wunder, dass da der ein oder andere Hotelbesitzer Ausländer abweist und wenn es gut für uns läuft, die Registrierung ignoriert. In großen Städten haben die Hotels entsprechende Registrierungszettel im Hotel und müssen nicht extra mit den Ausländern zur Polizei fahren.
Endlich kommen wir in Leshan an, eine moderne Großstadt mit ca. 3,5 Mio. Einwohnern, Hochhäuser säumen die Uferpromenade des Min Jiang, Boutiquen reihen sich aneinander, dazwischen große Shopping-Tempel, aber auch kleine Garküchen und Straßenhändler. Doch wir sind nicht zum Shoppen hier, wir wollen den Großen Buddha von Leshan sehen. Während der Tang Dynastie begann der Mönch Haitong 713 n. Chr. am Zusammenfluss des Min Jiang, Dadu und Qingyi den Buddha aus dem Fels zu hauen. Aber erst 90 Jahre später war das Werk vollendet. Man erhoffte sich, das Wasser zu besänftigen und für die Schifffahrt weniger gefährlich zu machen. Ob nun die Buddha-Statue oder der viele abgetragene Fels, der im Fluss landete, das Wasser besänftigte und den Flusslauf änderte ist eine Glaubensfrage. Jedenfalls verunglückten weniger Schiffe und der Zusammenfluss der Flüsse ist weit weniger gefährlich als zuvor. Der große Buddha ist mit 71m Höhe der weltgrößte aus Stein gehauene Buddha.
Wir sind schon früh am Morgen da, doch auch die ersten chinesischen Reisegruppen haben sich versammelt, wir stehen wieder einmal in der Warteschlange. Die Wartezeit hält sich in Grenzen, stoßweise werden die Wartenden auf den schmaler werdenden Pfad mit etlichen Treppen hinab geschickt. Die Größe des Buddha beeindruckt schon sehr und endlich an seinen Füßen angekommen schafft man es kaum ihn komplett auf´s Foto zu bekommen. Über den Fluss kommen immer mehr Boote, halten ein paar Minuten am Buddha und es werden jede Menge Foto´s gemacht, die vielen Boote sind schon ein Spektakel der besonderen Art, jedes Boot versucht den besten Platz zu ergattern. Dichtes Gedränge, Chaos, eben genauso wie beim Autofahren, warum sollte es auf dem Wasser auch besser funktionieren. Auf der anderen Seite des Buddha geht es wieder den Berg hinauf und jetzt stehen oben Menschenmassen, wir haben Glück gehabt, eine Stunde später und wir würden auch in dem Pulk stehen und warten, warten und nochmal warten! Wir schauen uns noch einige kleine Grotten und Tempel an, dann geht es weiter über eine Brücke auf eine Insel zum Tempel Wuyou. Ein großer schöner Tempel auf dem Berg mit einer Halle in der 1000 Terrakotta-arhats stehen. Das sind buddhistische Himmelswesen, jeder hat eine eigene Haltung und Gesichtsausdruck, keiner gleicht dem anderen. In der Mitte steht die Avalokteshvara, die Göttin der Barmherzigkeit, sie blickt zu allen 4 Seiten und hat viele Arme. Das Touristenprogramm ist beendet, es geht zurück in die laute Stadt, morgen radeln wir zum Emei Shan, einer von 4 heiligen buddhistischen Berge Chinas.