Bericht Bulgarien Grenze bei Silistra - Grenze bei Malko Tarnovo
Vom 23.Mai 2014 – 02.Juni 2014; 11 Tage
432 km
Vom 23.Mai 2014 – 26.Mai 2014 Tag 57 – Tag 59
Etappe Grenze Silistra - Varna 276 km; Gesamtkilometer: 3119 km
Autor: Andrea Büchsenschütz
Die letzten 40 km bis nach Calarasi geht es immer schön geradeaus, braucht man sich keine Gedanken machen, einfach immer in die Pedalen treten. Der Weg zur Fähre ist sogar ausgeschildert, nach dem Ort folgt man einer zweispurigen Straße, war nichts los, keine Ahnung ob hier in der Ferienzeit mehr Betrieb herrscht. Die Fähre legte an, als wir dort ankamen, perfektes Timing, ich habe schnell die Tickets besorgt, 24 Ron, sind etwa 6 Euro und schon waren wir mit Fußgängern, Autos und zwei LKW auf der Fähre. Kurze Wartezeit und es ging los, die Donau hat zur Zeit Hochwasser, bedingt durch die Unwetter auf dem Balkan. Einige Bauernhöfe standen jetzt auf nicht mehr vom Land aus zugänglichen Inseln mitten in der Donau. Nach ca. 20 min. legten wir in Silistra an, die Anlegestelle gehört wohl noch zu Rumänien, nach kurzem Suchen fanden wir dann auch den eigentlichen Grenzübergang, alles ganz entspannt, die Zöllner super freundlich, kurzer Plausch und ab in die Stadt. Neues Land, neues Geld (LEV) und neue Buchstaben, alles in kyrillisch, für uns nicht zu lesen und so sind wir dankbar, wenn so manches Schild mit „Übersetzung“ daher kommt. Straßennamen sind grundsätzlich in kyrillischer Schrift, was das Suchen nach einer Unterkunft nicht wirklich erleichtert. Trotz allem haben wir ein schönes Hotel gefunden, 2 Sterne, reichen hier völlig aus, die Hotels sind bisher gepflegt und die Badezimmer top. Die Städte wirken auf den ersten Blick verwahrlost und wenig einladend, doch hat jede Stadt einen gepflegten Park, angenehme Fußgängerzonen oder der gleichen. In Silistra sind wir über den Wochenmarkt durch einen Park an die Donau geschlendert, haben uns in ein Lokal am Fluss gesetzt und es uns gut gehen lassen.
Nachdem auch das Einkaufen geklappt hat, nicht so einfach, wenn man den Laden nicht sofort als Supermarkt erkennen kann, die kyrillischen Buchstaben erschweren das Suchen schon sehr, ging es raus aus Silistra. Natürlich bergauf, den wir verlassen das Donautal. Die Straße ist gut in Schuss, trotzdem ist es anstrengend, die Hitze macht mir zu schaffen und Schatten ist Mangelware. Zu sehen gibt es wenig, Felder so weit das Auge reicht, in der Ferne ab und zu ein Dorf und unsere Straße. Irgendwann endlich ein Dorf mit Laden, Micha hat die Mechaniker an der Hauptstraße gefragt und so haben wir das Geschäft überhaupt erst gefunden. Die Hitze nimmt stetig zu, es bilden sich immer mehr Wolken und dann ein ordentliches Gewitter, zum Glück haben wir noch gerade so eben eine Tankstelle zum Unterstellen erreicht. Nach langem Warten endlich weiter und ein erneutes Gewitter zieht herauf, wir stellen die Räder ab und verkrümeln uns, ein Unterschlupf bietet ein verlassener Reiterhof. Nach mehr als 90 km erreichen wir endlich Dobrich.
In Dobrich das gleiche Bild, wie in Silistra, erst schäbige Wohnblocks, im Zentrum eine schöne Fußgängerzone, ein großer Park und eine Art Museumsdorf mitten in der Innenstadt. In diesem Museumsdorf fanden wir eine tolle Unterkunft mit Restaurant im Innenhof. Einer der Kellner freute sich Deutsche zu treffen, denn er war schon in manch einer deutschen Stadt als Kellner engagiert. Und für uns war es schön mal in deutsch zu quatschen und sich von ihm einige Dinge erklären zu lassen. Denn wir sind am 24. Mai angekommen, das ist ein wichtiger bulgarischer Feiertag, die ganze Familie feiert oft gemeinsam, es geht u.a. um die Einführung der kyrillischen Schrift.
Micha hat ständig nach Argumenten gesucht, warum wir doch noch einen Tag bleiben sollten und so sind wir einfach geblieben. Ankommen in einem neuen Land ist so viel einfacher, man hat Zeit sich mit der Umgebung, den Bewohnern usw. ein wenig vertraut zu machen und fühlt sich dann nicht mehr so ganz verloren. Also Stadt erkundet, ich habe noch eine Hose in einem Second-Hand-Laden erstanden, bezahlt wird nach Gewicht, Eis essen und entspannen.
Jetzt sind wir in Varna am Schwarzen Meer, heute schon am frühen morgen heiß und so waren wir froh endlich hier anzukommen. Am Meer haben wir uns in einer netten Strandbar niedergelassen, lecker gegessen und Leffe, belgisches Bier genossen.
Vom 27.Mai 2014 – 1.Juni 2014 Tag 60 – Tag 65
Etappe Varna – Malko Tarnovo 269 km; Gesamtkilometer: 3368 km
Autor: Andrea Büchsenschütz
Raus aus der Innenstadt von Varna zur E 87, der Verkehr nimmt zu, wir mühen uns über eine große Brücke und danach wieder bergauf bei stetig zunehmender Hitze. Die Auto- und LKW-Fahrer sind nicht mehr ganz so rücksichtsvoll und rasen mit wenig Abstand an uns vorbei. Überholt wird auch trotz Gegenverkehr und Überholverbote interessieren hier nur wenige Fahrer. Häufig sieht man Polizeikontrollen, auch wir sind schon angehalten wurden, weil wir ohne Warnweste unterwegs sind! Unsere Kleidung und Taschen haben genug Reflektoren, wir fahren auch tagsüber mit Licht und in der Hitze ziehe ich bestimmt nicht die Kunstfaser-Warnweste an, da schwitzt man sich ja kaputt. Die Einheimischen tragen auch nur selten eine Warnweste auf ihren klapprigen Rädern.
Die Steilküste verlangt uns einiges ab, ständig von 0 Höhenmetern wieder rauf, heute auf über 200 Höhenmeter. Wir machen gerade am Straßenrand eine Verschnaufpause, da kommen tatsächlich Reiseradler vorbei, keine Ahnung wie lange wir keine mehr getroffen haben. Die zwei kommen aus Moldawien, freuen sich endlich Radler zu treffen und so tauschen wir uns über die Route aus. Unterwegs trafen wir sie noch einige Male, so auch am nächsten Tag. Über dem Schwarzen Meer bilden sich Wolken und diese entladen ihre Gewitter und Starkregen gerne über uns. Wir werden richtig nass und müssen uns am Straßenrand komplett umziehen. Abends in Obzor sind wir glücklicherweise im Hotel als das nächste Gewitter losbricht. Trotzdem ist es am Morgen genauso heiß wie am Tag zuvor, die Strecke ist bergig, heute bis auf 450 Höhenmeter und dann schön schnell bergab mit Blick auf´s Schwarze Meer. Noch eine unfreiwillige Pause wegen Regen und weiter bis Pomorie. Komischerweise taucht auf dem Weg ein Schild auf, Straße für Radler gesperrt. Witzig, hier gibt es sonst keine Straße, also haben wir das Schild „übersehen“ und sind weiter geradelt!
Von Pomorie bis Burgas herrscht viel Verkehr, wir müssen einmal quer durch die Stadt. Ich bin froh, dass hier noch keine Hochsaison ist, sonst wäre für zwei Radler kaum Platz auf der Straße. Ständig kommen wir an riesigen Bettenburgen vorbei, teils noch Baustellen und diversen Aquaparks. Nur los ist in den Orten nichts, viele Hotels, Restaurants und Geschäfte sind noch geschlossen, die Saison beginnt ab Juni und voll ist es hier nur im Juli und August. Keine Ahnung wie man von so einer kurzen Saison leben kann, wahrscheinlich stehen deshalb auch genauso viele Bettenburgen zum Verkauf wie neu gebaut werden.
Auf der E 87 und der 99 (ab Burgas) liegen unzählige überfahrene Schlangen, eine Lebendige sehe ich dann doch noch, als sie sich gerade vor meinem Rad über die Straße schlängelt. Micha hat sie leider nicht mehr mit dem Fotoapparat erwischt. Jedenfalls sind das Horn- bzw. Sandottern, sind Giftschlangen und wir sind jetzt vorsichtiger beim Anhalten am Straßenrand! Es gibt noch diverse Frösche und auch Schildkröten, sehen wir aber nur tot neben der Straße liegen. Durch eins der ersten Naturschutzgebiete Bulgariens beim Ropotamo River kommen wir, sehr schön hier und es ist gut zu erleben, dass nicht die gesamte Küste mit Hotels zugebaut wird! Nach weiteren insgesamt 600 Höhenmetern erreichen wir Tzarevo und nehmen eine kleine Auszeit vom Radelalltag, genießen die Steilküste und die Meeresluft bevor es zur türkischen Grenze in ca. 70 km geht.
Der letzte Tag in Bulgarien schickt uns über diverse Anstiege Richtung Grenze. Durch einige Regenschauer entwickelte sich ein tropenartiges Klima und zog unzählige Mückenschwärme an. So kämpften wir mit den Bergen und den Mücken vorm Gesicht, die Mücken waren das eindeutig größere Übel. Die letzte größere Ortschaft vor der Grenze kam in Sicht, Malko Tarnovo, kein traumhafter Anblick, aber zum Übernachten soll es reichen. Im ersten Hotel wohnten sogar Holländer, keine Ahnung ob die hier urlauben, das Hotel war leider voll und so werden wir nie ergründen was Holländer hier wollen. Die Hotelbesitzerin beschrieb den Weg zu einer anderen Unterkunft, das Hotel ist ein schäbiges dreistöckiges Gebäude, unser Zimmer hat hübsche Schimmelecken, aber Hauptsache die Möbel sind von der EU gesponsert! Dank der Aufkleber von der EU an jedem Möbelstück wissen wir jetzt wo unsere Steuermittel hinfließen. Geschlafen haben wir bei offenem Fenster, so riecht man den Moder nicht so!