Bericht Grenze Lettland- Grenze Polen
Vom 23.Mai 2015 – 28.Mai 2015; 6 Tage
Gesamt Litauen: 300km; Gesamt 2014/2015: 14.321 km
Vom 23.Mai 2015 – 27.Mai 2014 Tag 124 (389) - Tag 128 (393)
Etappe Sventoji Grenze Litauen – Vistytis 288 km Rad; Gesamtkilometer: 3251
Autor: Andrea Büchsenschütz
Litauen ist echtes Flachland und wäre bestimmt einfach zu erradeln, wenn nur der Wind nicht wäre. Meist bläst er unablässig von vorne, mal von der Seite und einen einzigen Tag hatten wir tatsächlich Rückenwind. Der Rückenwind pustet uns zügig über die meist schnurgeraden Straßen, die durch Wälder verlaufen. Man hat das Gefühl, das Land besteht nur aus Wäldern und Ackerflächen. Die Rapsfelder leuchten in sattem gelb, auch ohne Sonne, die versteckt sich wie so oft, es ist kalt. Bei angenehmeren Temperaturen und weniger Regen hätte wir sicher die Natur richtig genießen können. Aber die Kälte animiert nicht gerade zu Tierbeobachtungen und Pausen. Aber die Störche nimmt man dennoch wahr, auf den Feldern suchen sie nach Nahrung, in ihren Nestern sitzen sie und klappern mit den Schnäbeln. Sie sind so zahlreich, dass man sie gar nicht übersehen könnte! Ich hoffe ihr Nachwuchs ertrinkt nicht im Nest bei dem vielen Regen.
Wir würden ja auch gerne weiter an der Ostsee entlang radeln, doch das geht nicht so ohne weiteres, denn die russische Enklave Kaliningrad liegt im Weg (Visumpflichtig). Kaliningrad gehört zu Russland, weil diese auf einen eisfreien Zugang zur Ostsee bestanden haben. Stalin wollte nach dem zweiten Weltkrieg Ostpreußen in die Sowjetunion integrieren, ansonsten hätte er die Region annektiert. Nachdem sich die Baltischen Staaten von der Sowjetunion lösten bestand Russland weiterhin auf den eisfreien Zugang zur Ostsee und so wurde Kaliningrad zur Russischen Enklave. Also radelt man um Kaliningrad herum, ab und zu den Grenzverlauf im Blick. Die Grenze ist nicht mit Zäunen gesichert, in größeren Abständen sieht man Grenzpfosten, die den Grenzverlauf markieren. Der ein oder andere Wanderer ist wohl schon versehentlich auf russischer Seite gelandet, das führt unweigerlich zur Festnahme und wird bestraft! Aber wir radeln auf der Straße, so kann man nicht aus versehen die Grenze überschreiten. Am kleinen See Vistytis beziehen wir ein kleines Holzhaus. Die Grenze verläuft hier mitten durch den See und ab und zu sieht man Patrouillenboote. Leider ist das Wetter ausgesprochen schlecht und so können wir den See nicht wirklich genießen. In Jurkarbas am Tag zuvor, waren wir endlich an der Memel, doch von genussvoll in der Sonne sitzen keine Spur, wir saßen auch da vor unserer Hütte im strömenden Regen!
Die Hütten am See Vistytis waren alle verlassen, bis auf eine, dort wohnte ein Paar aus Vilkaviskis. Der Mann sprach sehr gut deutsch, denn er arbeitet in Wien und ist Autohändler. Für uns ist es immer noch sehr gewöhnungsbedürftig, dass so viele Leute deutsch sprechen, auch in Lettland war das schon der Fall. Sie sind sehr nette hilfsbereite Leute, am Abend brachten sie uns noch einen Teller mit einem leckeren litauischen Nationalgericht, dessen Namen ich leider vergessen habe. Der See liegt unweit der polnischen Grenze und dahin führt unsere weitere Route.