Berichte Grenze Chile - Villarrica (Anfang Seenroute)
Vom 05.Dezember 2016 – 20.Dezember 2016; 16 Tage
Gesamt Chile: 31 Tage; 1537 km; Höhenmeter: 11.438 m; Gesamt 2014/2015/2016: 34.010 km
Autor: Michael Schreiber
#Vom 05. Dezember 2016 -09. Dezember 2016 Tag 283(726) – Tag 287(730)
#Vom 10. Dezember 2016 -20. Dezember 2016 Tag 288(731) – Tag 299(741)
#Fotos Grenze Argentinien-Santiago de Chile:
#Fotos Santiago de Chile-Villarrica:
Vom 05. Dezember 2016 -09. Dezember 2016 Tag 283(726) – Tag 287(730)
Etappe Grenze Chile – Santiago de Chile 149 km Rad; 46 km zu Fuß, Gesamtkilometer: 16.127
Datum | km | Schnitt;km/h | Höchst;km/h | Höhenmeter | Zielort |
05.12.16 | 85,76 | 16,18 | 51,24 | 653 | Los Andes |
06.12.16 | 81,37 | 19,00 | 51,35 | 579 | Santiago de Chile |
Nach dem Tunnel wurde ich gleich wieder aus dem Pickup freigelassen und sattelte mein Rad und hinab gings über die fantastische Serpentinenstrecke der Bermejo Passstraße. Ich bin froh diese Strecke gewählt zu haben, vorbei an den 6 und 5 Tausender Gipfel der Anden. Diese Anden faszinieren mich! Nach 4 km hatte ich die Einreisestelle erreicht.
Da ich wenig Spanisch kann nahm man mich an die Hand und führte mich zuerst zur PDI der nationalen Polizei wo ich ein Formular für mein Fahrrad bekam, der Beamte war recht müde er gähnte die ganze Zeit. Dann bekam ich einem gestempelten zur den ich für meine Ausreise benötige. Doch der Stempel in meinem Pass wurde vergessen, ich machte die Beamtin darauf aufmerksam. Nun musste ich hinter den Schalter den mir wurde per Google-Translation mitgeteilt, wo ich nun hin muss, dabei sah ich wie einige der Schalterbeamten keine Abfertigung machten, sondern im Internet surften. Anschließend bin ich zur Kontrolle meines Rades und musste nur 2 Taschen öffnen, den in Chile dürfen keine frischen Lebensmittel eingeführt werden. Aber alles gut und noch ein Stempel in mein Formular der PDI, welches ich an der letzten Kontrolle abgeben musste.
Nun stand ich am Willkommensschild von Chile und durfte in die … Kurven des Bermejo Pass starten. Ein imposantes Bild wie sich die LKW hinunter quälen und ich sie immer wieder überholte trotz Fotostopps. Gut das ich Gegenwind hatte, sonst wäre ich zu schnell gewesen um die ganzen Vegetationszonen wahrzunehmen, die ich von 3200 m auf 837 m durchfahren habe. Es waren wieder Kakteen zu sehen und der wilde Rio … der sich durch die ein oder andere Schlucht zwängte, was für mich jeweils einen Gegenanstieg bedeutete. Immer wieder war die alte Andenbahn zu sehen die wie bei einer Modellbahn durch das Tal führte. Leider nur im unteren Teil wieder intakt. Diese Bahn würde den Schweizer Glacierexpress in den Schatten stellen.
Unterwegs traf ich noch eine Gruppe argentinischer Radler, die ebenfalls über den Pass kamen und bei einem Bierchen saßen und mir einen Schluck reichten.
Nun war ich am Eingang von Los Andes und war endlich mitten in Chile, bisher hatte ich ja nur zwei Städte mit Calama und San Pedro de Atacama kennengelernt.
Das Hostel in Los Andes war zu teuer für das Ambiente, doch für morgen hoffe ich auf Besserung für mein vor gebuchtes Hostel in Santiago. Habe beim Fritten essen noch einen Chileno getroffen, mit dem ich mich per Googleübersetzer unterhalten habe. Nebenbei liefen Videos der Deutschen Welle, wie Peter Schilling und Nena.
Zu meinem Geburtstag bin ich in die Hauptstadt Chiles geradelt. Von Los Andes erstmal über die Autobahn Berg an. Die ganzen Radverbotsschilder habe ich ignoriert. Doch vor dem Tunnel Chacabuco habe ich die Autopista verlassen und bin auf die alte gut asphaltierte Passstraße abgebogen um mein Geburtstagsgeschenk zu bekommen. Nachdem ich auf der kleinen Straße die ersten Rampen bewältigt hatte kam mein Geschenk in Form eines LKW. Er nahm mich mit nach oben, am Ehrentag ist das erlaubt, Fahrrad ab auf die Ladeflächen und oben wieder runter. Die Straße war grandios, ich war nochmal auf über 1300 m mit einem Blick über die Ebene nach Santiago. Die Stadt konnte man an der Dunstglocke erkennen. Von hier oben war es eine super Abfahrt auf bestem Asphalt. Unten bin ich wieder zurück auf die Autobahn. Ich kann die Strecke nur allen Reiseradlern empfehlen die nicht durch den Tunnel möchten. Wild Campen wäre oben auch möglich.
Die Autobahn habe ich 17 km vor meinem Ziel verlassen und bin der Straße daneben gefolgt. Habe immer wieder einen Stau verursacht den durch den starken Gegenverkehr war es nicht möglich mich zu überholen. Die Straße führte durchs Industriegebiet und durch die nicht so guten Viertel Santiagos mit viel Müll auf der Straße. Ich war froh hier keine Panne gehabt zu haben. Mein Navi führte mich perfekt zu meiner Unterkunft an der Recoleta. Ich glaube auch nicht so eine gute Region, Obdachlose zelten auf der Verkehrsinsel und Straßenhändler bieten Secondhand Ware an. Neben an war der Großmarkt, wo die Waren umgeschlagen wurden. Doch die Unterkunft war sauber und ok für 23 Euro. Die Entfernung zum Plaza de Armas war auch nicht sehr weit.
Nachdem meine Geburtstagsgrüße per Skype von meiner Mutter, Schwester und Schwager abgeholt hatte und noch mit den 2 vom Berg, den besten Freunden aus der Heimat gesprochen hatte, habe ich der Touristeninformation einen Besuch abgestattet und am Plaza de Armas die Kathedrale besucht. Mit dem Stadtplan bewaffnet bin ich ins Barrio Lastarria welches die meisten Restaurants und Cafés besitzt. Habe dort aber mittelmäßig gegessen auch das gezapfte Bier war nicht das Beste. Auf dem Rückweg habe ich den Supermarkt besucht und Frühstück eingekauft: Brot, Käse, Joghurt, Bananen, Kaffee.
Nach Rast in der Unterkunft bin ich nochmal zum Plaza de Armas, wo an dem Pavillon mal wieder eine chilenische Folkloregruppe ihre Künste darbot. Das Publikum tanzte auch wieder mit. Abschluss war in einer Nebengasse im Restaurant El Santo. Dort war das Geburtstagsbier auch gut und ich bin zufrieden ins Bett. Doch um 2:30 Uhr wurde ich aus meinem Schlaf gerissen, denn vor meinem Fenster erhob sich eine Arbeitsbühne und man befestigte Weihnachtsbeleuchtung am Haus. Kaum zu glauben um diese Uhrzeit. Daraufhin habe ich dann auch Terz gemacht und bin zum Schlafen in ein anderes Zimmer gegangen.
Am Morgen war die Hubbühne verschwunden und so hoffe das es die nächste Nacht ruhig bleibt. Nach selbst bereitetem Frühstück bin ich auf Stadtbesichtigung gegangen. Durch die Straßenschluchten bin ich zum Park Cerro Santa Lucia gegangen. Es ist ein Berg auf dem der Park angelegt ist, mit steilen Treppen die in einem Gewirr zur Burg ähnlichen Aussichtstürmchen führen. Von hier hat man einen tollen rundum Blick über die Stadt. Es gibt viele Brunnen und Wasserfontainen. Eine Oase in der Stadt die mit ihrem Smog die Anden nur schemenhaft erkennen lässt. Im weiteren Verlauf meiner Tour habe ich noch etliche Kirchen besucht und die prächtigen Stadthäuser bewundert. Im Barrio Londres-Paris habe ich Kaffee getrunken und Gegessen. Die Londres ist die einzigste kurvige Gasse in Santiago mit Kopfsteinpflaster und von schönen alten Häusern gesäumt. Von hier bin ich zurück zur Unterkunft in der Recoleta. Auf dem Weg lag noch der Merkado Central und der Großmarkt gleich hinter meinem Hostel, ein Kosmos für sich.
Nun sitze ich wieder im El Santo mit den überwiegend Einheimischen. Ein schönes schattiges Plätzchen und dazu ein Royal Guard aus Telmuco meinem nächsten Ziel.
Am zweiten Ruhetag habe ich eine Wanderung durch die sich aneinander reihenden Parks gemacht. Vorbei am Museo Nacional Bellas Artes durch den Parque Forestal, den Barquedano zum Parque Bustamante und wieder quer durch die Innenstadt zurück. Dabei bemerkte ich das alle Geschäfte geschlossen hatten. Feiertag? Nur wenige Cafés hatte geöffnet und die Restaurants im Mercado Central wo ich dann auch Gegessen haben. Auf dem Rückweg bin ich noch zu einem Bierchen im Estacion Monjitas eingekehrt und habe Bericht getippt. Plötzlich hörte ich bei einem spanischen Gespräch das Wort Abitur und ich fragte das Mädel ob es aus Deutschland kommt. Dies war aber nicht nur aus Deutschland, sondern aus Köln und mit Verwandtschaft in Troisdorf. Echt lustig solche Zufälle. Sie war auf Auslandssemester.
Den weiteren Abend werde ich dann in der Unterkunft verbringen und mich auf die Weiterfahrt vorbereiten.
Doch am Morgen war wieder alles anders als gedacht, ich hörte nicht nur meinen Wecker, sondern das Regengeprassel auf dem Fenstersims. Als ich aus dem Fenster sah, regnete es in Strömen da habe ich eine weitere Nacht hinzu gebucht. Nachdem ich noch ein Stück weiter geschlafen hatte, habe ich den Tag damit verbracht Santiago weiter kennen zu lernen. Durch mein Viertel Patronado bin ich durch das Szeneviertel Bellavista mit vielen Diskos, Bars und Restaurants zum Parque Metropoliten. In den beiden Barrios sind viele schöne Graffiti zu sehen, alles schön bunt. Mit einer Standseilbahn bin ich auf einen der drei Hügel des Parks auf eine Höhe von 860 m hinauf gefahren. Hier bietet sich ein wahnsinns Blick über Santiago. Bei Sonnenschein bestimmt noch besser, doch ich konnte alle zuvor besuchten Stätten wieder erkennen auch mein Hostel war zu sehen.
Ich merke gerade um so länger man in einer solchen Stadt ist um so mehr findet man gefallen an Ihr. Somit war es gut das es heute geregnet hat und ich 2 weitere Barrios (Viertel) kennenlernen konnte. So gab es heute auch mal anderes Essen den in diesen Vierteln sind Chinesen, Japaner, Araber angesiedelt und somit gab es auch mal wieder Döner und davon gleich drei über den Tag verteilt. Aber ich habe mir auch mal nach langem wieder mal eine Erdbeersahnetorte gegönnt, natürlich ein Stück. Richtig lecker, jetzt bin ich nur noch gespannt, ob es morgen weiter geht.
Dies habe ich aber gerade mit eine Buchung fixiert. Im schlimmsten Fall sind es 90 km im Regen.
Fotos Grenze Argentinien-Santiago de Chile:
Vom 10. Dezember 2016 -20. Dezember 2016 Tag 288(731) – Tag 299(741)
Etappe Santiago de Chile – Villarrica 855 km Rad; 35 km zu Fuß, Gesamtkilometer: 16.912
Datum | km | Schnitt;km/h | Höchst;km/h | Höhenmeter | Zielort |
10.12.16 | 88,87 | 21,00 | 44,10 | 289 | Rancagua |
11.12.16 | 108,71 | 20,43 | 42,10 | 227 | Curico |
12.12.16 | 113,82 | 18,97 | 38,77 | 278 | Linares |
13.12.16 | 105,46 | 16,94 | 34,28 | 219 | Chillan |
14.12.16 | 111,20 | 16,23 | 35,98 | 420 | Los Angeles |
15.12.16 | 103,78 | 16,79 | 52,65 | 880 | Victoria |
17.12.16 | 94,25 | 19,75 | 45.71 | 299 | Pitrufquen |
18.12.16 | 59,17 | 14,20 | 50,17 | 711 | Villarrica |
19.12.16 | 70,36 | 16,86 | 51,33 | 1296 | Villarrica Vulkano Caves |
Gut den Regentag noch in Santiago verbracht zu haben, denn am Morgen war es trocken und die Sonne schien über die Anden. Um 6 Uhr saß ich auf dem Rad Richtung Süden. Der Angestellte der Unterkunft half mir noch die Taschen 3 Stockwerke nach unten zu tragen, das war aber auch der einzige Service der Unterkunft. Über die Av. Santa Rosa fuhr ich hinaus aus Santiago, die Hausnummern stiegen von 1 auf über 8.000 und mehr. Doch dann war ich raus aus der Smogkuppel. Der Blick zurück zeigte mir nochmal die frisch beschneiten Andengipfel rund um den höchsten Gipfel Aconcagua. Nebelschwaden zogen übers Land bis die Autobahn vom Nebel verschluckt wurde. Auf meinen Armen bildeten sich Wassertröpfchen, so feucht war die Luft und meine Finger mussten immer wieder Scheibenwischer auf meiner Brille spielen.
Ich wurde von einigen Rennradgruppen überholt die ebenfalls ihre Samstagrunde auf der Autobahn drehten und das auf den neusten Modellen
bald tauchte ich wieder aus dem Nebel auf und befand mich auf der chilenischen Weinstraße und erreichte auf ihr Rancagagua mit 250.000 Einwohner. Hier wurde die erste Schlacht um die chilenische Unabhängigkeit geschlagen mit peruanischer Unterstützung. Doch O'Higgins unterlag.
Habe meine Unterkunft bezogen und ab in die Stadt zum Donde Aimijo, nach seinem Inhaber benannt. Sehr nett und habe dort einen leckeren Pollo Burger und mein Zielbier getrunken. Leider hatte es am Abend geschlossen. So habe ich mir meine Essen im Supermarkt gekauft und es auf der Hotelterrasse zu mir genommen. Ansonsten ist Rancagua ein nettes Städtchen.
Nach einem, frühen Frühstück war ich zurück auf der Ruta 5, der legendären Panamericana, auf der ich meine ersten 50 km in Südamerika von Trujillo in Peru geradelt bin. Hier in Chile ist sie wieder 4 Spurrig wie in Peru mit gutem Randstreifen. Auch wenn sie für Radfahrer gesperrt ist, ist das Radeln von der Polizei und den Bezahlhäuschen toleriert. Ich bin heute an 3–4 Polizeikontrollen vorbeigekommen. Doch sie haben nur mit ihrer Laserpistole die zu schnellen Autos hinaus gewunken.
In der Ferne waren immer wieder die Anden zu sehen, doch im morgendlichen Gegenlicht der Sonne nur nicht so klar. Es gibt noch weiße Gipfel, doch ihre Höhe ist schon auf unter 5000 m geschrumpft.
Heute habe ich auch die Straße erreicht die ich zuerst über die Anden von San Rafael und Argentinien geplant hatte. So bin ich heute auch südlicher als bei meiner bisherigen Südamerika-Tour.
Neben der Autobahn immer wieder Wein aber auch Maisfelder.
In Curico habe ich gestoppt wie geplant. Die Stadt ist aufgebaut wie jede andere südamerikanische Stadt, zentraler Platz mit Kirche und Rathaus. Wenige offene Cafés oder Restaurants, besonders heute am Sonntag nach 5 km umherlaufen habe ich dann doch etwas gefunden. Sitze dort Rücken an Rücken mit einem Kühlschrank aber zu mindestens sitzend nach 110 km.
Anschließend war ich noch im Supermarkt und habe meine Cola-Ration für den nächsten Tag gekauft und eine Tafel Schokolade, das war mal wieder ein ganz anderes Geschmackserlebnis.
Nachdem ich am Morgen mein Rad in der Empfangshalle des Hotels gesattelt hatte bin ich wieder aus die Autobahn Ruta 5, Das ist zwar nicht das schönste radeln aber zum Kilometer machen die beste Wahl. Auch wenn das Kilometer machen bei dem ständigen Gegenwind nicht einfach ist, doch damit muss ich wohl die nächsten 3000 km bis Ushuaia leben.
Nun sitze ich bei Tageskilometer 103,5 Restaurant neben der Autobahn, direkt neben der Autobahn, man sitzt direkt neben dem Seitenstreifen. Trinke meine Cola und schreibe mal wieder Tagebuch.
In ca. 10 km habe ich Linares erreicht und damit mein Tagesziel um 35 km übertroffen. Wenn es Morgen wieder so gut läuft habe ich meinen zusätzlichen Tag in Santiago wieder aufgeholt und werde in 2 Tagen am Pazifik eintreffen und wieder einmal ausruhen. Dort mal schauen, wo ich am besten Weihnachten feiern kann. Denke das es auf der chilenischen Seenroute sein wird. Irgendwie freue ich mich schon darauf mal Weihnachten als Reiseradler zu erleben, obwohl ich natürlich gerne bei meiner Mutter und Schwester und Schwager wäre.
Hier in Linares gibt es endlich mal wieder Außengastronomie und so bin ich nach einem Bummel über den Weihnachtsmarkt in solcher zu einem Schopp Cristal eingekehrt. Denn Glühwein gibt es hier nicht. Würde auch bei geschätzten 30 Grad auch nicht schmecken.
In dem Restaurant sah ich wie in dem übrigen Südamerika viele Einheimische Heineken und andere europäische Biere trinken dabei ist das hiesige Bier besser und billiger. Wie mir meine Tischnachbarn erklärten, die als einzige auch einheimisches Bier tranken, das es hipp ist dieses Heineken zu trinken, quasi so eine Art Statussymbol. Auf dem Weihnachtsmarkt habe ich noch einen deutschen Aussteiger getroffen der hier mit seinem Bus liegengeblieben ist und so seine chilenische Frau getroffen hat. Sie bauen gerade ein Haus und erwarten ein Kind. Doch er meinte das chilenische Frauen sehr launisch sind und besonders seine die Ihn mindestens ein mal am Tag verjagt. Gute Aussichten.
Am Morgen habe ich mich den vierten Tag in folge gegen den Wind auf der Ruta 5 gestemmt. So habe ich mal wieder überlegt: Warum machst du das? Doch dann erblickte ich am Horizont der Panamericana ein weiteres vollgepacktes Reiserad, als ich näher kam, sah ich die brasilianische Flagge und das es ein Mädel war, das ebenfalls alleine auf Südamerikarundreise war. Sie hat sogar noch Ecuador und Kolumbien erradelt und will ebenfalls nach Ushuaia. Ob Sie wohl heute auch überlegt hat, warum sie sich das antut? Sie quälte sich noch mehr den sie war noch langsamer als ich. Bei einer Pause meinerseits habe hat sie mich dann nochmal überholt.
Ich habe es heute trotz Wind bis Chillan geschafft durch meditatives treten und nach 50 km kam Musik auf die Ohren. Habe mir in der Unterkunft mal die Küstenroute genauer angeschaut und nicht für besonders attraktiv empfunden. Die Orte haben eher industrielle Häfen und die Strecke im Landesinneren führt durch Wälder. Da genieße ich doch lieber den Blick auf die Anden von der Ruta 5. So werde ich ihr morgen wohl treu bleiben und nach Los Andes radeln und vielleicht treffe ich ja die Brasilianerin wieder. Vielleicht mache ich dann lieber mal eine Trekkingtour auf einen der Vulkane auf der Seenroute.
Nach ausgiebigem Quadrate laufen in Chillan habe ich mich auf der Dachterrasse des Mc Tik's über den Dächern des Zentralmarktes niedergelassen und meine Entscheidung für gut geheißen.
Ich überlege gerade was sich zum Vortag geändert hat. Die Autobahn war die gleiche, mit demselben Gegenwind. Doch die Weinfelder haben sich zu Nutzwäldern gewandelt. Dies habe ich immer wieder durch vorbei fahrende LKW gemerkt die ihr Sägemehl auf der Straße und auf mir verteilten. Es gab einige schöne Fluss Überquerungen, von der Brücken habe ich immer den Blick in die Schlucht gerichtet. Habe auch immer wieder auf die brasilianische Reiseradlerin gehofft, doch ich war wohl zu schnell. Auch mein Zielort Los Angeles war wieder gleich wie Chillan, zentraler Plaza de Armas und bei meiner Runde durch den Ort bin ich wieder am zentralen Markt in einem Restaurant gelandet und schüttle nach 110 km Gegenwind meine Beine aus. Habe hier noch 2 Churrasecos gegessen und noch eine Flasche 1,2l Cristal, Energie für morgen. Das mit dem Autobahngegenwind wird wohl noch 2 Tage so weitergehen, bis ich zu den Seen und Vulkanen abbiege. Dort fällt dann die Autobahn weg und der Gegenwind wird wohl bleiben. An den Seen werde ich dann wohl meinen verdienten Ruhetag oder auch mehrere einlegen.
Auch wenn es jeden Tag ähnlich ist auf der Panamericana käme ich nicht auf den Gedanken mit dem Bus diese Strecke zu überbrücken, weil man eben dieses Erlebnis verpasst das sich alles ähnelt. Doch die Begegnungen mit den Menschen sind immer wieder interessant, ob Straßenarbeiter die mit dem Laubbläser auf der Autobahn unterwegs sind oder den Bauern auf den Feldern die aus der Ferne winken. Doch heute hatte ich auch immer wieder die Vulkane in der Ferne im Blick und freue mich ihnen bald näher zu kommen.
Zurück auf dem Zimmer hörte ich Fußballschlachtgesänge und Trommeln, da habe ich nachgeforscht, wo sie herkommen. Es war die Kneipe nebenan, wo das entscheidende Meisterschaftsspiel der Liga Chile lief. Ich habe mich direkt unter die feiernden Fans gemischt und mit gefeiert den es stand schon 4-0 und es wurden nur noch Siegeslieder auf Collo Collo gesungen. Nach dem Abpfiff sind wie auf den Plaza de Armas gezogen und haben weiter gefeiert und ich bin spät ins Bett.
Nach der Meisterschaftsfeier fiel das Radeln am Morgen schwer und es kamen auch noch echte Anstiege hinzu, denn die Straße führte immer wieder in die nun tiefer werdenden Schluchten der Flüsse, die aus den Anden zu Meer fließen. Die tiefste Schlucht überspannte auch eine Eisenbahnbrücke die als nationales Monument ausgeschildert war.
In der Folge lagen drei Vulkane die aus der Ebene hinausragten in meiner Blickrichtung. Ich komme ihnen immer näher.
Heute habe ich auch mal wieder meinen Kocher ausgepackt und an einem Bushäuschen gekocht, denn der Wind inklusive der nun mehr werdenden Höhenmeter haben mehr Kalorien gekostet. Doch der gewählte Platz war nicht der beste, plötzlich war ich übersät mit kleinen Krabbenviechern, komische Tierchen.
Anschließend ging es weiter bergan und das mit schleichendem Plattfuß, alle 5 km einmal Pumpen, den ich hatte keine Lust mehr auf flicken. Es waren nur noch 15 km bis Victoria meinem Planziel.
Der Blick auf die schneebedeckten Vulkane entschädigen mal wieder für die Strapazen der letzten Tage und machen Lust auf Mehr.
In Victoria habe ich am Ortsrand eine günstige passable Unterkunft bezogen und in Ruhe meinen Plattfuß repariert, wie sollte es anders sein, es war mal wieder ein Draht eines Autoreifens. Das bleibt bei dem Randstreifenfahren nicht aus.
Anschließend bin ich in den Ort gelaufen und in einer Bar zum Tagebuchschreiben und entspannen eingekehrt. Ich war der erste doch plötzlich waren alle Tische im Biergarten belegt.
Das mit dem Reifen flicken war wohl nix, als ich in der Unterkunft zurück war, war er wieder platt, genau neben dem Flicken war noch ein Miniloch. Da nun alles Flickzeug aufgebraucht war, hieß dies für den nächsten Tag Ruhetag.
So habe ich morgens das Zimmer für einen Tag verlängert und nachdem ich mein Rührei zum Frühstück verzehrt hatte habe ich mich auf Fahrradladensuche ins Städtchen aufgemacht. Hier in Victoria haben viele Häuser den Stiel wie die Häuser in Wild Western Filmen. In einem solchen Haus war auch mein Radladen untergebracht, wo ich 2 neue Schläuche und neues Flickzeug erstanden habe. Später habe ich in einem weiteren Laden noch eine neue Luftpumpe erstanden, den bei der Reparatur hatte ich das Gefühl das meine gute teure Pumpe langsam den Geist aufgibt wie so vieles andere. Zum vierten Teil der Traum-Radreise muss ich erstmal wieder neu investieren.
Nach dem Beine hochlegen bin ich nochmal zurück ins Städtchen wo ich noch auf dem zentralen Platz der Weihnachtsmusik auf Spanisch gelauscht habe. Leider war es heute zum ersten Mal seit Santiago wieder bedeckt, hoffe nicht das daraus Regen entsteht, das würde bedeuten im Regen zu radeln, denn meine Unterkunft in Villarrica am gleichnamigen Vulkan ist schon gebucht. Doch ich sehe gerade das mit dem bedeckten Himmel auch der Wind gedreht hat, das wäre natürlich super. Schauen wir wie es morgen früh ausschaut.
Zum Frühstück noch gut, doch nach 10 km begann der Regen wie befürchtet. Doch sitze ich jetzt trotz allem in Pitrufquen vorm Supermarkt mal wieder mit einem 1,2 Liter Zielbier. Hier habe ich nach langem mal wieder das Gefühl woanders zu sein. Hier gibt es nicht die Standardläden und Boutiquen wie über all in der Welt, auch das Hotel de Plaza wo man ein 5 Sterne Hotel erwartet war mal endlich wieder niedrigster Standard und auch der Preis war genau so, doch sehr nette Angestellte die gerade das Mittagessen im Restaurant servierten. Mir aber trotzdem zwischen Tür und Angel das Zimmer übergaben. Bett, Lampe, Mini-TV und Gemeinschaftsbad. Aber da ich immer so früh am Ziel bin, bin ich auch der erste Nutzer des Bades. Der Speisesaal war genau so spartanisch eingerichtet aber voll besetzt. Hier lernt man wieder den echten Chilenen kennen, der sich noch nicht an das europäische Markeneinerlei angeglichen hat. Die Straßen sind gesäumt von zweistöckigen Holz verkleideten Häusern die zum Mittelpunkt des Plaza de Armas führen. Auch reist langsam die Wolkendecke wieder auf und wärmende Sonnenstrahlen kommen durch. Diese Wolkendecke hat mir leider heute auch den Blick auf die Vulkane versperrt, echt schade, ich hoffe auf Morgen. Sonst bleibe ich solange ich Villarrica bis es aufklart. Aber man muss auch mal einen Tag mit nicht so gutem Wetter haben.
Am Morgen muss ersteinmal der Chef des Hauses gerufen werde um mein Fahrrad aus dem abgeschlossenen Raum zu befreien. Nun konnte ich nach etwas warten auf die kleine Nebenstraße von Pitrufquen nach Villarrica starten. Hier kam nach 7 Tagen Autobahn ein ganz anderes Reisegefühl auf, kaum Verkehr, das Zwitschern der Vögel und das Rauschen der Bäume war wieder zu hören und somit war die Natur wieder hautnah zu erleben. Doch mein Navi meinte mich noch mehr mit der Natur zu verbinden und entfernte mich über eine noch asphaltierte Straße weg von der Hauptroute. Als die Entfernung groß genug war, verwies es mich links auf eine 8 km lange offroad Piste mit Sägezahnprofil so hatte ich auf dem kurzen Stück nachher 400 Höhenmeter gemacht und nicht wesentlich an Höhe gewonnen. Manche Gegenanstiege waren so steil das mein Hinterrad auf dem Schotter durchdrehten und ich schieben musste. Doch irgendwann hatte ich es geschafft und war wieder zurück auf der asphaltierten Hauptroute. Es war wohl ein Training für die Caretera Austral.
Der bedeckte Himmel vom Morgen hatte sich auch fast aufgelöst und plötzlich erblickte ich ihn zwischen den Baumwipfeln, den Vulcano Villarrica 2840 m hoch. Der Schnee bedeckte Kegel ragte majestätisch gegen Himmel. Grandioser Ausblick war vom Mirrador Canela kurz vor Villarrica mit dem Rio Tolten und dem Lago Villarrica. Genau so hatte ich mir die Landschaft erhofft.
Habe nach Hostalbezug noch 2 Ciclistas aus den USA getroffen die noch nach Pucon wollten und dann auch weiter nach Süden. Sie erzählten noch etwas von Vulkanhöhlen, da muss ich mal schauen, wo die sind.
Nun genieße an der Promenade einen Schopp Kunstmann mit dem Blick zum Vulkan und dem See.
Habe auch geschaut, wo diese Vulcano Caves sind, 35 km am Fuß des Vulkans, Tagesausflug mit dem Rad dachte ich. Da muss ich hin! So habe ich am Morgen mein Zimmer um einen Tag verlängert und bin gleich aufgebrochen, weil man mir an der Rezeption sagte das für den nächsten Tag Regen angesagt ist.
Die Landstraße führte mich vorbei am See bis kurz vor Pucon, habe dort eine 4km Offroadabkürzung genommen und ich bin dann auf der Straße gelandet die bergauf zum Parque Cuevas Volcanicas führt. 14 km Anstieg, davon die letzten 5 km übelster Schotter gepaart mit Rippen und Lavastaub. Wie ich später bei der Abfahrt sah war es auch recht steil daher meine durchdrehenden Reifen, es war echt hart. Doch ich hatte immer wieder den Vulkan und den See vor Augen. Mit teilweise 4,5 km/h habe ich mich hoch gequält und wurde belohnt. Die geführte Tour begann nach einigen Erklärungen auf spanisch wo ich nur erahnen konnte was gemeint ist. Doch dann ging es hinab in einen Lavastrom, schon der Einstieg war fantastisch mit der besonderen Vegetation. Kurz später hatte uns der dunkle Schlund verschluckt. Sehr bizarr, teilweise sah es an den Wänden aus als wenn Schokolade hinunter läuft. Aber auch der Gedanke dort zu stehen, wo vor einigen Jahren noch die heiße Lava aus dem Herzen unserer Erde geflossen ist. Einzigartiges Erlebnis. Anschließend bin ich noch den Rundweg über eine Hängebrücke und durch einen Wald, wo noch die toten Bäume der letzten starken Eruption vom 3. März 2015 standen. Es wurden 3600 Menschen evakuiert. In den letzten 500 Jahren fanden über 50 Ausbrüche statt. Der letzte Ausbruch fand am 23. März 2015 statt. Es ist der aktivste Vulkan Südamerikas. Wenn man hineinschaut kann man die brodelnde Lava sehen, es gibt extra Überflüge.
Die Abfahrt war auf der tiefen Waschbett-Schotter-Piste ebenso anstrengend aber ich wusste ja wo der Asphalt begann und von dort konnte ich laufen lassen bis zum Lago Villarrica dem ich zurück folgte zum Zielbier auf der sonnigen Terrasse des Miralago mit Blick auf meinen heutigen Ausflug mit einem Schopp Crater Bier aus Pucon und lasse den Tag reveu passieren.
Habe abends noch in der Küche der Unterkunft gekocht und mal wieder Deutsche getroffen die ebenfalls in der Unterkunft nächtigen.
Meine Nachtruhe wurde um 2:30 Uhr jäh unterbrochen, denn neben mir zogen Gäste ohne Rücksichtannahme ein, auch nach Aufforderung zu Silencio keine Besserung. Auch wenn sich die Hausangestellten entschuldigten war mir der Schlaf geraubt. Zum Glück war heute mein Ruhetag den ich bei Kaffee und Kuchen und Schopp auf der Terrasse der Pasteleria Miralago verbrachte, mit gechillter Hintergrundmusik. Doch der angekündigte Regen ist noch nicht gefallen, doch der Vulkan hüllt sich heute in Wolken. Vielleicht wartet der Regen bis Morgen, wenn ich weiter fahre.
Nein am Abend kam er doch noch und wie, Bindfäden.
Fotos Santiago de Chile-Villarrica: