Berichte Erfoud-Safi
Vom 09. Dezember – 29. Dezember 2019; 21 Tage; 855 km; 4.063 Höhenmeter; 138 km zu Fuß
Gesamt Teil 5: 293 Tage; 12.153 km; Höhenmeter: 73.083 m; Gesamte Traumradreise 2014-2019: 69.975 km
Autor: Michael Schreiber
#Vom 09.Dezember 2019 - 13.Dezember 2019 Tag 273 - Tag 277
#Vom 14.Dezember 2019 - 22.Dezember 2019 Tag 278 - Tag 286
#Vom 23.Dezember 2019 - 29.Dezember 2019 Tag 287 - Tag 293
Vom 09.Dezember 2019 - 13.Dezember 2019 Tag 273 - Tag 277
Etappe Erfoud - Quarzazate 324 km; Zu Fuß 24 km
Datum | km | Schnitt | Max km/h | Höhenmeter | Zielort |
9.12.2019 | 97,29 | 17,57 | 32,03 | 320 | El Khorbat |
10.12.2019 | 51,83 | 15,48 | 37,21 | 324 | Tinghir |
11.12.2019 | 54,85 | 13,61 | 35,23 | 360 | Boumalne |
12.12.2019 | 77,15 | 18,83 | 44,67 | 361 | Skoura |
13.12.2019 | 43,34 | 17,00 | 47,05 | 136 | Ourzazate |
Am Morgen bin ich endlich wieder mal auf mein Rad gestiegen, um neues zu entdecken. Über eine weite Ebene ging es hinaus aus Erfoud Richtung Westen. Plötzlich tauchten auf der Ebene unzählige Erdhügel auf. Als ich stoppte und einen dieser Erdhügel bestieg, zeigte sich das es Erdlöcher waren, doch erst am Abend sollte ich in meiner Unterkunft was es damit auf sich hat. Wie man mir dort erzählte sind es unterirdische Wasserkanäle, die von Hand gegraben wurden und man den Auswurf an der Oberfläche in Form der Erdhügel sehen kann. In meiner Unterkunft gegenüber dem Berberdorf El Khorbat zeigte man mir einen solchen Kanal. Sonst war die heutige Strecke leicht bergan führend und mit viel gerade aus Passagen geprägt. In Tinegdad bin ich auf die RN10 getroffen und habe damit den Oued Todra erreicht, er führt auch entlang meiner Unterkunft und trennte mich von dem Berberdorf. Doch über eine Furt gelangte ich trockenen Fußes ans andere Ufer. So konnte ich bis jetzt die größte Kashbar bestaunen.
Den Abend habe ich bei Spagetti und Tee als einziger Gast auf der Terrasse mit Blick auf die Kashbar genossen und nach dem Sonnenuntergang im Restaurant noch was beim Tee am Notebook gearbeitet. Mein Zimmer war dank der AC mollig warm.
Frühstück hatte ich für 7:30 Uhr bestell und wollte vorher mein Rad startklar machen, doch oh Schreck es war platt. Also Reparatur am frühen Morgen und wie immer war es wieder ein kleines Drähtchen, welches sich durch den Mantel gebohrt hatte. Nun war mein geplanter Frühstart dahin, doch ich wurde am Morgen noch mit einem glühend roten Himmel über der Kashbar entschädigt.
Die Strecke nach Tinghir an der Todrha-Schlucht führte mich über 50 km von unter 1000 m wieder auf über 1300 m bis nahe an den 2250 m hohen Djedel Mkorn. Ich traf im Ort ein, nach dem sich unendlich ziehenden Anstieg über eine weitere schiefe Ebene. Hier war ich mir dann nicht schlüssig zu bleiben oder weiter bis Boumalne zu radeln. Das Überlegen dauerte bis zum Ende des Ortes, wo ich in einem noblen Hotel zu gut runter gehandeltem Preis eingekehrt bin. Ja ich bin wohl nicht der normale Welt radelnde, der nur aufs Geld schaut, immer zeltet, so günstig wie es geht. Aber so ist es genau so gut und man hat vielleicht auch das ein oder andere, andere Erlebnis. Aber egal, jeder wie er es mag.
Der Westwind, der mir den gesamten Tag entgegenwehte ist nicht zu unterschätzen, doch nun genieße ich mal wieder das Zielbier am Pool. Ich habe mich mittlerweile von dem Pool getrennt und bin die 3 km ins Zentrum von Tinghir gelaufen und setze meine Kneipentour fort, Landschaft habe ich heute genug gesehen. In dieser Kneipe kam ich mir vor wie im tänzelnden Pony bei Herr der Ringe in Bree, nicht nur das jeder durch die Luke in der Tür begutachtet wurde, ob er Einlass bekommt, nein in jeder Ecke hätte auch Streicher (Aragon) sitzen können.
Doch die anschließende Runde durch die fast komplett zerfallene Kashbar habe ich dann doch noch gemacht. Danach gab es zwei Hackfleischbällchen Sandwich auf dem Markt und es ging zurück in die Unterkunft.
Hier war inzwischen die angekündigte Reisegruppe eingetroffen und sie wartete brav vor dem Restaurant auf ihr Abendbuffet. Währenddessen schaute ich mit den Fahrern und den Guides noch etwas Fussball im Eingang des Hotels, bevor es ins Bett ging.
Am Morgen war der Frühstücksraum um 7 Uhr noch dunkel, obwohl es ab 6:30 Uhr Frühstück geben sollte. Nach mehrmaligen klingeln an der Rezeption und Rufen wurde der Frühstücksraum erleuchtet und ich konnte das Buffet plündern. Gestärkt ging es erneut hinaus in den am Morgen eisigen Gegenwind und natürlich immer weiter bergan und wieder teils gerade über die schiefe Ebene wo man den Anstieg nicht sehen kann. So habe ich mich auf den heute knapp über 50 km von 1000 m auf 1600 m in den Zielort Boumalne hinauf gekämpft. Ein wenig Quälerei war schon dabei, wie e sich für eine solche nie zu vergessende Traum-Radreise gehört. Aber alles bereits vergessen, denn ich sitze mitten im Dezember wieder in der Sonne, die vom stahlblauen Himmel scheint, in einem 4 Sterne Hotel über den Dächern von Boumalne, am unter mir liegenden Daddestal, dem ich morgen folgen werde. Doch mein heutiges Bett ist 1,5 km entfernt in einem günstigen Hotel. Doch hier im Xaluca genieße ich einfach nur den Moment meines Lebens mit der Aussicht auf den hinter der nahen Hügelkette weiß schimmernden 4068 m hohen Dejbel M´Goun. Dritt höchster Gipfel Marokkos. Dieses Panorama habe ich schon auf der Anfahrt bewundern dürfen. Ich werde wohl den Abend noch hier bleiben und mich des Abends erfreuen. Die Belohnung für die kurze anstrengende Etappe. Und nun läuft noch Brings aus der Soundanlage auf der Sonnenterrasse. Den Sonnenuntergang habe ich gemütlich auf dem Sofa erlebt und das letzte Bier an der Bar. Nun geht es Heim und ich freue mich schon auf die Dörfer im Daddestal auf der sogenannten Route der Kashbars. Die Route war traumhaft und dazu führte die Strecke tendenziell bergab und es gab keinen Gegenwind mehr. Doch ich musste trotz allem viele Stopps einlegen, denn hier im Daddestal folgte ein schönes Motiv dem nächsten und ich musste einfach Fotos machen. Viele Kashbars mit schönen Verzierungen in den Lehmwänden und so ging ein Lehmdorf in das nächste über entlang des grünen Bands am Fluss Daddes. Doch sobald die Straße sich etwas vom Fluss entfernte war das Land gleich wieder karg und öde. Ich war trotzdem von den gesamten 70 km begeistert, auch als noch der kleine Pass Tizi N`Taddet folgte der mich wieder 180 m hinauf auf eine Anhöhe beförderte um so einen besseren Blick auf den hohen Atlas zu haben. Von hier war auch Marokkos höchster Gipfel zu sehen der Djebel Toubkal 4167 m. Nun ging es bis Skoura wieder hinunter, zu einer der größten Oasen im Daddestal. Hier habe ich die Oase durch eine Wanderung nach Bezug einer kleinen gemütlichen Unterkunft mit Garten, erlaufen. Zwischen den Palmen waren immer wieder kleine und größere Lehmbauten. Meine Wanderung endete in dem kleinen Ortskern mit einigen Restaurants und Läden. Doch ich wollte zurück in meiner Unterkunft zum Essen, doch das sollte es erst Abends geben. Da ich aber Hunger hatte, brachte man mich wieder zurück in den Ortskern zum Essen. Es gab Fleischspieße und vorher eine veg. Suppe. Wieder ein Tag voller Erlebnisse und tollen Eindrücken geht zu Ende. Mit dem morgigen Ziel bin ich mich noch nicht ganz schlüssig, ob bis Ouarzazate oder bis Ait Ben Haddou.
Nun bin ich mir schlüssig, denn ich sitze nach 43 km in Ourazazate im Karam Palace um kurz vor12 Uhr beim Zielbier und das in der Sonne bei 28 Grad. Am Morgen durch die 10 km Off Road Strecke durch die Oase von Skoura waren es gerade mal 0,9 Grad und Raureif lag über dem wenigen Gras. Es war traumhaft hier durch die Palmen und Olivenbäume zu radeln und immer wieder diese Lehmbauten dazwischen. Ab und zu blitzte auch der weiße, hohe Atlas auf, so war schnell mein Entschluss gefasst, für die kurze Variante gefallen und lieber die Landschaft zu genießen, anstatt Kilometer zu machen. Der Weg führte auch durch einige ausgetrocknete Flüsse. Nach der Oase war wieder Ödland angesagt mit kleinen Schluchten, die in einem Stausee mündeten. Das ganze Panorama des Atlas war nun sichtbar. Hier gab es auch kleine Salzflächen, doch nicht mit denen in Bolivien zu vergleichen.
Ich werde gleich nach dem Zielbier duschen, meine Radklamotten mal wieder durch Waschen und die Umgebung erkunden.
Zuerst habe ich den kostenpflichtigen Teil der Kashbar Taourirt besichtigt und ich sollte erst nachher bezahlen, da das Kassenhäuschen nicht besetzt war. So bin ich Trepp auf Trepp ab durch das Gewirr der Gänge. Einige der Räume waren noch mit Kacheln ausgestattet, in anderen waren noch die prächtig ausgestalteten Holzdecken zu sehen. Recht nett anzuschauen und das für 20 Dhiram die ich ja beim Verlassen bezahlen sollte. Ich hatte aber leider nur 100 DH. Da der Mann an der Kasse nicht wechseln konnte, sollte ich nichts bezahlen. Echt nett! Doch es geht auch anders, doch als ich weiter durch kostenfreie Gassen gegangen bin traf ich wohl auf einen schlecht gelaunten Marokkaner mit Turban. Es war das erste Mal das ich einen unfreundlichen und dazu gehässigen Marokkaner traf in dem nun schon eine Monat dauernden Aufenthalt in Marokko. Er wollte nicht das ich durch die frei zugängliche Gasse weiter gehen sollte und wohl lieber seinen Shop besuchten sollte. Als er erfuhr, dass ich aus Deutschland kam, faselte er was von Berliner Mauer und das man sich da auch nicht frei bewegen dürfe. Dies der Vergleich das er mich nicht weitergehen lassen wollte, was ich eigentlich auch gar nicht vorhatte. Denn ich respektiere die Privatsphäre hier wie überall. Als ich umkehrte und meinen Rundgang fortsetzte, hörte ich ihn hinter mir nur noch über Deutschland und Deutsche schimpfen und spuckte dabei auf den Boden. Anschließend war ich in den anderen Gassen willkommen. Somit wohl ein Einzeltäter.
Für das Ticket konnte ich doch noch 19 Dhiram meines Kleingeldes zusammen kratzen.
Nun relaxe ich vor der Altstadt auf der Terrasse der Bar des Fint Hotel und überlege noch eine Nacht zu bleiben. Ich habe mich nach einem weiteren 0,33 Stork entschieden zu bleiben aber morgen hier in das Fint Hotel zu wechseln. Zwischendurch war ich noch Kalorien tanken. Erst eine Portion Spagetti und gleich hinterher eine Pizza Tonno. Letztes Bierchen noch an meinem morgigen Pool. Doch lest im nächsten Bericht weiter.
Vom 14.Dezember 2019 - 22.Dezember 2019 Tag 278 - Tag 286
Etappe Quarzazate-Marakesch 219 km; Zu Fuß 81 km
Datum | km | Schnitt | Höhenmeter | Zielort | |
14.12.2019 | 32,51 | 12,50 | 35,68 | 306 | Ait Ben Haddou |
16.12.2019 | 48,71 | 12,43 | 48,27 | 897 | Telouet |
18.12.2019 | 67,89 | 13,63 | 45,55 | 960 | Toufliht |
19.12.2019 | 70,26 | 20,50 | 43,89 | 192 | Marrakesch |
Nach dem Frühstück habe ich mein Rad in meinem Zimmer startklar für den Hotelwechsel gemacht. Ich bin vorbei an der Rezeption aus dem Hotel gerollt und als ich auf der Straße war, packte mich doch das Fieber um weiterzuradeln bis ins 30 km entfernte Welterbe der UNESCO, Ait Ben Haddou und wie es sich jetzt herausgestellt hat, war es genau die richtige Entscheidung. Ich habe die beste Aussicht auf die Stadt aus Lehm, die an einem Berghang klebt von der Terrasse meiner Unterkunft.
Doch zurück zu den 30 km Radfahren, nach den Atlas Filmstudios, wo schon viele Hollywood Filme gedreht wurden, wie zum Beispiel Gladiator 2 oder Prinz von Arabien und auch die Mumie, und weiteren 10 km bin ich auf dem Weg nach Ben Haddou mal wieder auf eine Off Road Piste abgebogen. Hier konnte ich wieder die Freiheit im weiten Nichts der Landschaft aufsaugen. Ich musste noch einige trockene aber auch einen nassen Fluss durchqueren, doch mit viel Schwung ging alles gut. Es ging vorbei an einem Filmset was mein Navi anzeigte und so erreichte ich Ben Haddou. Ein Traum aus 1001 Nacht. Auch dieser Ort wurde schon einige Male als Filmkulisse benutzt.
Nach dem Kännchen Tee auf der Terrasse bin ich auf eine andere Terrasse mit neuem Blickwinkel auf die Schönheit aus Lehm. Dazu ein Zielbier in der Sonne. Anschließend bin ich zu Besichtigung aufgebrochen, doch ich bin nicht dem Touristenstrom gefolgt, sondern bin um einen Hügel herum und habe ihn bestiegen und so gab es den dritten Blickwinkel. Weiter habe ich mich der Lehmstadt von hinten und von oben genähert. Durch einen Abfluss in der Befestigungsmauer bin ich ins Innere gelangt. Von hier oben gab es nicht nur Ben Haddou zu bestaunen, sondern auch den phänomenalen Blick in alle Himmelsrichtungen. Auf das Tal meines Aufstieg zum über 2200 m hohen Pass nach Marrakesch, das Oasetal Fluss abwärts und die weißen Gipfel des Atlas.
Hier oben war ich aber nicht mehr alleine, eine chinesische Reisegruppe folgte der nächsten, die anderen Besucher waren kaum noch auszumachen. Auf dem Touristenpfad durch die Stadt aus Lehm war nicht mehr viel von dem UNESO Denkmal zu sehen, denn alles hing voll Teppiche, Kleider, Bilder und Anderem das hier als Souvenir angeboten wird. So mit finde ich den Blick aus der Ferne immer noch das Schönste. Auf der Terrasse war es ruhiger, kein Chinese mehr und es gibt Sonne und ein Bierchen. So bin ich mal wieder gespannt, ob ich Morgen bleibe oder weiterfahre.
Doch gleich geht es erst mal zum Dinner, das im Zimmerpreis enthalten ist. Doch wo ich hier immer noch so in der Sonne sitze, reift mein Plan morgen weiter zufahren und neues zu erleben und zu sehen.
Zu Dinner gab es Couscous, eins der Nationalgerichte Marokkos. Der Grund das es dies gab, war eine anwesende 6-köpfige Reisegruppe, die ebenfalls in der Unterkunft nächtigte, der die Zubereitung dieses Gerichts gezeigt wurde. Es wird in einem 2-teiligen Topf zubereitet, wo unten im Wasser und Öl das Fleisch und nach und nach das Gemüse je nach Garzeit zugegeben wird und oben der Couscous der durch den Wasserdampf gegart wird. Die Vorführung war für mich gratis und ich bekam bereits meine Mahlzeit serviert.
Am Morgen nach guter Nacht, in der ich noch tolle Sternenbilder über Ben Haddou machen konnte, habe ich dann doch spontan entschieden zu bleiben, wo hier alles passte. Ich genieße gerade den Tag, nach dem ich etwas getippt habe und Geld wechseln konnte, in der Sonne auf einem der Türme einer Kashbar über Ben Haddou. Einfach toll in dieser Umgebung zu sitzen und hier oben ist das laute Geschwätz der Touristen auch nur noch als Brummeln wahrzunehmen. Dazwischen immer mal das IAen der Esel und das MÄen der Ziegen. Ich bin dan Stück für Stück noch mal mit vielen Sitdowns bis nach oben gestiegen. Zurück habe ich noch Tagebuch getippt mit Blich auf diesen besonderen Ort. Zwischenzeitlich war auch mal der Himmel bedeckt, so habe ich nach ewiger Zeit mal wieder Wolken gesehen. Doch nun wieder Sonne und ich bin beruhigt für die morgige Weiterreise über den hohen Atlas.
Am Morgen waren wieder viele Wolken am Himmel, doch ich sollte den ganzen Tag Sonne über mir haben. Das Tal, dem ich nun aufwärts folgte, war traumhaft und wurde immer mehr zu einer Schlucht. Wieder viele Lehmdörfer mit Kashbars. Es folgte der ein oder längere Anstieg. Dies bliebt nicht aus wenn man sich auf über 1900 m hocharbeiten muss, aber es lag auch an der Schlucht, die teils so eng war, dass für eine Straße kein Platz war, sondern nur für kleine Felder und Behausungen die in oder an den Fels gebaut waren. Als ich mich den 1900 m näherte, wurde die Bergwelt zu einem bunten Farbenspiel. Die Berge schimmerten in allen Farben, von Dunkelrot über viele Brauntöne, Grün bis Weiß von ausgewaschenem Salz.
Hier traf ich ein Pärchen aus Neubrandenburg mit Ihrem Wohnmobil. Sie erzählten, dass sie auch schon die ganze Welt gesehen haben mit unterschiedlichen Untersätzen. Sie schenkten mir noch Weihnachtskekse.
Nach dem höchsten Punkt ging es hinunter nach Telouet. Die zweite Unterkunft passte und so konnte ich gleich die nahe gelegene Kashbar besuchen. Sie war anders als die bisherigen, denn sie war aus Bruchsteinen gemauert und innen erinnerte sie mich an die Alhambra in Granada. Leider waren nur noch wenige Räume erhalten, doch diese waren sehr prächtig und zeigten die einstige Macht der Berberfürsten.
Nach der Besichtigung bin ich zuerst durch den alten Teil des Bergdorfs Telouet gelaufen, wo die Häuser ebenfalls aus Stein waren. Im neueren Teil an der Hauptstraße habe ich Sandwich gegessen.
Es war sehr stürmisch und wie man mir sagte ist es immer so, wenn es im Norden von Marokko regnet. So bin ich nun gespannt, wo ich beim Tee in der Unterkunft sitze was mich Morgen erwartet. Vorher gab es schon einen Tee zu überteuertem Preis in dem Lion-Cafe.
Die dunklen Wolken hatten es am Morgen geschafft den Atlas zu überqueren und es war weihnachtlich weiß. Tiefer Neuschnee. Also Zwangspause und Schneewanderung am Mittag. Auch sehr schön und so konnte ich am wärmenden Holzofen endlich mal zu Ende tippen. Mittlerweile hat der Sturm die Schneemassen verblasen und die Sonne hat den Schnee auf der Straße schon geschmolzen. Nun hoffe ich das es Morgen weiter gehen kann. Noch 24 km zur Passhöhe und dann hinunter nach Marrakesch. Gleich noch was Essen und ins warme Bett.
Am Morgen, ich horchte und außer dem Wind aus der Klimaanlage war nichts zu hören. Kein Sturm mehr, der bis zu meinem Einschlafen echt heftig war, so das ich dachte, jeden Moment fliegen die kleinen bunten Scheiben aus dem klappernden Fenster. Ich öffnete meine Zimmertür, die hinaus auf die Terrasse führte und ich mit einer Wolldecke abgedichtet und isoliert hatte und tatsächlich kein Wind zu spüren. Es war nur die noch immer vom Schnee bedeckte Landschaft zu sehen. Ein Blick auf die Straße befahl mich die Abfahrt, den der Asphalt war trocken, doch das sollte nicht so bleiben. Mittlerweile stieg die Sonne wie immer von Osten über die Berge und tauchte die Landschaft in ein schönes Morgenlicht.
Nach einer kurzen Abfahrt hatte ich gleich den Anstieg zur RN9, die mich zum Tizi´n´Tichka führen sollte, vor mir.
Teilweise war es doch noch mühsam, denn in einigen Kurven die noch im Schatten lagen und mit Schnee verweht waren, war die Teerdecke vereist. Hier habe ich lieber geschoben und mich mit meinen Klickschuhen ins Eis geharkt. Wieder mal ein besonderer Abschnitt meiner Traum-Radreise, denn wirklich Schnee auf der Straße hatte ich bisher noch nicht. Nach 3-4 Schiebepassagen hatte ich die RN9 erreicht. Sie war teilweise ausgebaut oder befand sich noch im Ausbau. Von hier hatte ich einen tollen in die weihnachtliche Winterlandschaft. Nach weiteren 4 km bergauf hatte ich das Passschild erreicht. Es zeigte 2260 m, mein Navi nur 2215 m. Ich parkte mein Rad rückwärts in den Schnee am Straßenrand, um ein Bild zu machen. Das erste per Selbstauslöser, das nächste mit Hilfe eines Marokkaners.
Auf der anderen Seite erwartete mich noch mehr Schnee am Straßenrand und auf den Bergen. Doch der Schnee verflüssigte sich immer mehr durch die Sonneneinstrahlung und es lief viel Wasser über den Weg. Doch an einer Stelle war noch eine Schneefräse unterwegs die, die dritte Fahrbahn freiräumte. Von einem Aussichtspunkt, wo auch alle Touristen-Minibusse anhielten, hatte ich einen tollen Blick auf das Straßengewirr das sich als schwarzes Band durch die Landschaft nach unten schlängelte. Hier war kaum ein Platz für mein Fahrrad, doch ich fand noch eine kleine Lücke und konnte es am von den Räumfahrzeugen aufgehäuften Schnee parken. Ich bin den Fußstapfen, der meist von Chinesen in die Schneebarriere getreten wurden, gefolgt und durfte eben diesen Blick auf die folgende Abfahrt bestaunen.
In der Abfahrt konnte ich in einer der schlammigen Baustelle sogar einen LKW und einen PKW überholen. Der LKW war nicht schneller bergab wie ich. Die wenigen Orte waren voller Schneematsch, den die Anwohner schmissen ihren ganzen Schnee auf die Straße, der von den Autos zu Matsch verarbeitet wurde. Da, dadurch die Orte nicht so attraktiv waren bin ich ohne Stopp immer weiter hinuntergefahren bis zu einer Mauer, auf der ich meine warme Radhose, die nötig war, gegen meine Beinlinge tauschen konnte. Hier auf 1200 m war es schon gut warm und zugleich folgte der nächste Pass, der mich wieder auf 1500 m hinauf führte, durch mal wieder tolle Landschaft die vom weißen mittlerweile wieder ins Braun und Grün gewechselt war. Doch als ich den zweiten Pass genommen hatte, wurde mein Hinterrad schwammig – Plattfuß, gleichzeitig erblickte ich ein Schild: 3 km Hotel, Restaurant, Bar. Dieses habe ich mit dreimal Rad aufpumpen erreicht und es gab noch eine Terrasse in der Sonne mit tollem Blick auf den nun hinter mir liegenden Atlas. Somit habe ich das Flicken verschoben und habe erst mal ein Bier in der Sonne genossen.
Das Flicken ging dann schnell und nun sitze ich am offenen Karmin und neben dran lief wieder Mal Fußball. Ein perfekter Tag, Abend der um 21 Uhr im Bett endete.
Am Morgen stand ich mal nach ewiger Zeit wieder vor verschlossener Ausgangstür, doch ich fand einen Weg nach Draußen. Auf diesem Weg wurde ich wohl bemerkt und so öffneten sich doch noch alle Türen und ich bekam sogar noch mein Frühstück. Nach 1,5 km weiter bergauf radeln war ich wieder über 1460 m am unbedeutenden Tizi Ati Barka. Nun ging es 14 km bergab. Der Schnee wurde weniger, doch es war noch frostig in meinen dicken Langfinger Handschuhen. Kleine Gegenanstiege folgten. In dem flacheren Teil folgte ein Straßen begleitender Radweg an der nun 4 spurigen RN9. Links lag das grandiose Panorama des hohen Atlas. Ich war bereits unter 600 m und ich spürte die Wärme, also Kurzfinger Handschuhe an, Langarmtrikot aus und Beinlinge runterrollen. So ging es hinein nach Marrakesch. Ich hatte einen Punkt am Hauptplatz Marrakeschs eingegeben. So wurde ich am Ende der Etappe durch die Touristischen Gassen der Medina geführt. So wurde nicht nur die Medina, sondern auch ich mit meinem vollbepackten Rad bestaunt. Nun stand ich auf dem Platz Jemaa el-Fna mit Schlangenbeschwörern und Marktschreiern, die frischen Obstsaft an den Mann bringen wollten. Doch ich brauchte eine Unterkunft. Die mir in Telouet empfohlenen war nicht so mein Geschmack wo ich relaxen könnte und die anderen die mir von einem Anwohner in der Medina gezeigt wurden, waren nicht wirklich das, was ich suchte. So bin ich ins Stadtviertel Gueliz, doch dort waren viele nicht in meinem Budget, letztendlich bin ich in einem neu eröffneten Hotel gelandet, wo es gerade Sonderpreise gab. Mal schauen wie es wird. Es ist 1,5 km von der Medina entfernt. Diesen Weg kenne ich nun, nachdem ich ihn nach der Dusche beschritten habe. Das teure Zielbier gab es auf dem Roof-top eines Riad, auf einem Roof-top mit Blick auf den Atlas wird es unerträglich teuer. Doch nun sitze ich schon wieder nicht weit von meiner Unterkunft in einem Club, mit heute traditioneller Musik bei einem normal preisigen Bier. Die Djelabar war schon vorher in meinem Blickfeld, doch sie ist besser und vor allem günstiger als gedacht.
Nach guter Nach, gutem Frühstück und siebenstündiger Besichtigung Marrakeschs bin ich zurück in der Djelabar und lüfte meine platt gelaufenen Füße.
Die Medina habe ich durchs Bab Moussourfa betreten und bin durch nicht touristische Hintergassen zur Moschee Sidi Bel Abbes und habe dort einmal den Friedhof umrundet und bin so im Gerberviertel La Tanneri gelandet. Es war anders als in Fes, doch nach Blick von oben nicht weniger interessant, wie es mein Reiseführer beschrieb. Als ich dann noch mitten hinein bin, konnte ich alle Arbeitsschritte des Gerbens von Nahem betrachten. Zuvor hatte ich noch das nahegelegene, werwinkelte Bab Debbagh durchschritten und so kurz den Fuß vor die Medina gesetzt.
Ich bin aber gleich wieder zurück und in das Gassengewirr eingetaucht, wo ich auch mal wieder in einer langen Sackgasse gelandet bin, die ich dann wieder zurückmusste. Es war alles noch untouristisch. Doch dann kam der touristische Teil mit einem Souvenirladen am anderen und alle hatten dieselben Artikel. Doch die Touristen erfreuten sich daran. Der ganze Weg Richtung Süden bis zum Bahia Palace war von diesen Shops gesäumt und die ganzen Häuser waren von außen neu und schön gemacht, wie aus der Retorte.
Da am Palast ein zu großer Andrang war, habe ich den Besuch auf Morgen früh verschoben und habe neben an im wunderschönen gleichnamigen Riad ein Speciale in der Sonne getrunken.
Anschließend habe ich die alte Palast Ruine Al Badi beischtigt. Impossant große Ausmaße, genauso groß waren auch die Wasserbecken. Aber außer den alten Mosaiken war es halt nur noch eine Ruine. Weiter führte mich der Weg zu Moschee de la Kashbar, wo gerade das Freitagsgebet am Mittag stattfand. Naben an gab es die prächtigen Saadiergräber zu besichtigen. Wieder 70 DH Eintritt, so geht das Geld dahin. Die Nekropole ist noch nicht so lange wieder entdeckt, denn sie war vor vielen Jahren zugemauert worden. Auch wenn die Besichtigungen teuer sind, sind sie das Geld wert. Mit dem Bab Agnaou, einem weiteren Stadttor habe ich meine Besichtigungstour für heute beendet. Nach den 2,5 km Rückweg, der mich durch ein Villenviertel führte hatte ich dann meine Stammkneipe erreicht.
Gleich gehe ich noch was Essen und ich war an der gleichen Stelle wie gestern. War dann noch im The Queen Atlantic zur Happy Hour, doch immer noch teurer als in der Stammkneipe. Hier gab es auch Weihnachtsschmuck in den Restaurants und Bars. Ich war auch noch in der Kirche wo es eine Krippe gab.
Gedanklich bin ich mal wieder bei einer Routenänderung. Da ich ja den Schlenker nach Süden ausgelassen habe überlege ich Essaouira anzusteuern und dem Atlantik über Safi, El Jadida nach Casablanca zu fahren. Werde alles Morgen entscheiden, auch ob ich noch einen Tag bleibe. Weihnachten hin oder her. Ein schöner Tag in Marrakesch geht im Stammlokal zu Ende.
Am Morgen habe ich eine Nacht verlängert und sitze nun im Palace Bahia, der Strahlende. Er strahlt vor Schönheit! Die bunten Kacheln, der Stuck an den Wänden und die verzierten und bemalten Holzdecken machten diesen Anblick aus. Ich schaue im letzten Innenhof, auf dem Boden sitzend, mit Blick auf die Brunnen den hektischen Touristen, zu die durch die Anlage hetzen. Ich habe den Luxus hier einfach mal eine Stunde Zeil rum zu sitzen und dem Vogelgezwitscher im begrünten Innenhof zuzuhören. Nun sitze ich noch im ersten Innenhof und bin gerade von den Massen an Besuchern fasziniert und vom Palast ich kaum noch was zu sehen, nur noch Menschen. Gut, das ich am Morgen fast der Erste, war der, den Palast betrat.
Mein Marsch am heutigen Tag führte mich weiter durch die Mehlla dem jüdischen Viertel und vorbei am Royal Palais, wo ausser der hohen Mauer und dem Eingangstor vom Palast nichts zu sehen war. Zurück durch die Medina bin ich auf einer der Dachterrassen am Place Djema al Fna zum Mittagessen eingekehrt. Vor dem Restaurant traf ich 2 Deutsche die gerade mit ihren Fatbikes auf 2-wöchige Marokko Tour starten wollten. Von der Terrasse hatte ich nicht nur den Blick auf den Platz, sondern auch mal auf das gesamte Panorama des hohen Atlas. Ich bin anschließend noch mal durch die Medina hin und her bevor ich zurück nach Gueliz gelaufen bin. Dort habe ich auch noch eine kleine Runde durch die Straßen gemacht und zum Abend im üblichen Etablissement eingekehrt. Dank mir gab es in dieser Bar mal wieder viele kölsche Tön aus der Soundanlage.
Am Morgen habe ich mal wieder die Zeit am Frühstücksbuffet genossen. Somit hatte ich genug Energiezufuhr, die dann bis zum Abend reichte. Nach einem Telefonat mit meiner Schwester und der Unterkunftsbuchung in Essaouiria am Atlantik bin ich durch mein Viertel in Gueliz zum Bahnhof und dem gegenüber liegenden königlichen Theater. Weiter bin ich der Prachtstraße der Avenue Mohamed VI zur Menara Mal gefolgt, ca. 3 km gerade aus. Von der Terrasse des Foodcourts hatte ich mal wieder einen Blick auf das imposante Atlas Massiv mit den 4000den. Von hier bin ich zurück zum Hauptplatz Marrakeschs um mich zu verabschieden. Durch die Souvenirladen Gassen und die noch ursprünglichen Marktgassen, wo wieder ganze Tiere mit abgezogenem Fell aushingen, Bäcker ihr im Holzofen gebackenes Brot verkauften und es alles an Obst, Gemüse und Kräuter gab, zurückgeschlendert. So wie hier kannte ich es auch aus dem Rest Marokkos. Nun wo ich am definitiv letzten Abend wieder in der vom Preis-Leistungs-Verhältnis besten Bar Marrakeschs sitze, zusammen mit dem Inhaber am Nachbartisch lasse ich alles Revue passieren. Die Djelabar ist ein echter Geheimtipp, ohne Touristen, tollem Ambiente des alten Hauses im Palast Stil mit viel Rauch aus Zigaretten und Chichapfeifen. Nun steht mein Notebook mit der Tabelle der Bundesliga und Köln ist auf Platz 15, dazu läuft das FC-Lied.
Vom 23.Dezember 2019 - 29.Dezember 2019 Tag 287 - Tag 293
Etappe Marakesch-Safi 311 km; Zu Fuß 33 km
Datum | km | Schnitt | Max km/h | Höhenmeter | Zielort |
23.12.2019 | 137,35 | 19,91 | 33,96 | 88 | Zelten vor El Hanchane |
24.12.2019 | 46,65 | 20,17 | 50,88 | 119 | Essaouira |
28.12.2019 | 127,75 | 16,97 | 47,88 | 877 | Safi |
Am Morgen ging es dann endlich mal weiter, doch so weit wie ich jetzt bin hätte ich vorher doch nicht gedacht. Nach 138 km über die RN8 sitze ich nun einen Tag vor Heiligabend in meinem Zelt, welches ich hinter einem Café aufbauen durfte. Ich war froh um diesen Platz unter einem Olivenbaum. Unterwegs gab es nicht viel zu sehen. Linker Hand immer das Panorama des Atlas und sonst viele Plantagen mit Olivenbäumen und einigen Ölpressen. Unterwegs kam mir noch ein Radler aus der Eifeler (Adenau) entgegen. Er kam aus Agadir und war mit seinem Freund von Deutschland bis Tanger geradelt, doch dieser ist nun beim Wellen surfen hängen geblieben.
Nach der heutigen Hammeretappe sind es morgen nur noch 40 km zu Heiligabend in Essaouira.
Die Nacht war voller Weihnachtssterne am Himmel. Ich konnte mich gar nicht satt sehen, so lag ich mit dem Kopf im kalten außerhalb des Zeltes und der Rest war darin im warmen Schlafsack. Doch ich hatte etwas Rückenschmerzen, habe mich wohl beim Zeltaufbau verrenkt haben.
Am Morgen gab es petit déjeuner im Zelt, Brot mit Käse und Wasser. Der Himmel präsentierte sich beim Sonnenaufgang in vollem Rot und so rollte ich an Heiligabend die letzten 40 km zum Atlantik nach Essaouira. Der Weg führte überwiegend hinunter, denn ich war ja noch über 370 m hoch. Es gab noch kleine Gegensteigungen, doch nicht der Rede wert. Es wurde immer grüner und auch wärmer.
Dann war die Stadt mit portugiesischem Ursprung in Sicht. Ich war noch 100 m über ihr, davor der weite Ozean, Atlantik. Ich stieß mittlerweile in kurzer Hose und kurzem Shirt in das Zentrum der Stadt hinein und landete in der Gicht des Wellen umtobten Surfstrand. Ich bin 4 km der Promenade am Strand mit den vorgelagerten Inseln gefolgt, eine Runde durch die Medina und zu einer teuren Strandterrasse zum Zielbier. Danach habe ich das Riad Gloria bezogen und e war alles ok, ich habe geduscht und dann ging es ab in die mir schon beschriebene Lokale Bar und das Bier war nur halb so teuer in tollem Ambiente in der Stadtmauer gelegen. Im Hintergrund ein Ukulelenpieler und dazu gab es mein marokkanisches Lieblingsbier Stork. Touristen schauen durch die kleine Tür, weil sie die Musik von außen hörten, doch e trauten sich nur einige individual Reisende her rein. So war ich hier im touristischen Essaouira fast alleine unter Marokkanern.
Nachdem ich nun weiter gelaufen bin und den Blick auf den Strand habe bei gefühlten 35 Grad in der Sonne war es zu Weihnachten wohl eine der besten Entscheidungen. Solch ein Meeresrauschen hatte ich erst zweimal zuvor an diesen Feiertagen. Auf Usedom und in Südamerika an einem stürmischen Vulkansee. Nach dem Rundgang bin ich zurück bei Reggaemusik in der Hatra Bar in der Stadtmauer. Alles perfekt.
Am Morgen habe ich meine Unterkunft, wie üblich um eine weitere Nacht verlängert und bin nach dem Frühstück zur nächsten Besichtigung aufgebrochen. Zuerst zum Nordstrand mit den kleinen schroffen Felsinseln an denen sich die Brandung des Atlantik brach. Eine traumhafte Landschaft auch hier. Außerhalb der Medina habe ich mir neue Socken zugelegt und bin zum südlichen Teil mit dem Fischerhafen. Hier mischten sich Touristenströme mit den Einheimischen. Es gab Fangfrischen Fisch in allen Farben, Formen und Größen. Imposant waren die großen Tunfische und die Tintenfische.
Von der Kaimauer hatte man einen schönen Blick auf die kleinen, mit Vögeln bevölkerten, Inseln im Atlantik. Am Nachmittag gab es Tapas und Bier in der Hatra Bar, wo ich einen englischen Weltradreisenden traf. Er hat vieles gesehen und erlebt wie ich. Zum Essen war ich in einem der vielen Restaurants am Hauptplatz zwischen dem Hafen und dem Eingang zur Medina. Hier waren viele Gaukler unterwegs, von Akrobaten bis hin zu einem torkelnden Jonny Deep im berühmten Piraten Kostüm. Nach dem Essen bin ich zum Bierchen und Bilderschauen in meine Stammkneipe und musste mich mal wieder von einem Angetrunkenen voll labern lassen und es wurde auch um jeden Dhiram gebettelt, was ich aber gut abschütteln konnte. Da habe ich das Geld lieber dem fleißigen Barkeeper als Trinkgeld gegeben.
Am zweiten Weihnachtstag habe ich es morgens endlich mal wieder geschafft Bilder hochzuladen und anschließen habe ich doch noch die Festung von Essaouira. Diesen Teil der Altstadt hatte ich bisher noch nicht durchlaufen. Von hier hatte man einen tollen blick auf das an die roten Felsen spritzende Meer, aber auch das Laufen durch die engen Gassen einer Medina fasziniert immer wieder. Den Fischmarkt musste ich heute auch unbedingt noch ein zweites Mal besuchen den auch hier gibt es tolle Bilder für die Augen. Von hier ging es zurück in die Unterkunft fürs Weihnachtstelefonat mit der lieben Familie in Form von Mutter, Schwester und Schwager, klein aber fein. Anschließend möchte ich mir mein Notebook schnappen, um mal wieder was zu tippen.
Das habe ich dann auch geschafft. Einmal auf einer Sonnenterrasse am Hauptplatz, doch als mich der Kellner nach dem 2. Minibier nach Trinkgeld fragte, bin ich lieber wieder in die alt bekannte Hatra Bar, wo das Tippen leichter viel, doch geschafft habe ich es nicht bis zum Schluss, so überlege ich noch einen weiteren Tag hier im schönen Essaouria dranzuhängen. Der Abend endete dann multikulti. Ein älteres holländisches Pärchen saß mir gegenüber, Sie unterhielt sich meist mit anderen Gästen während er einen deutschsprechenden Marokkaner mit Lockenkopf in Kohle porträtierte. Rechts daneben eine Gruppe Schwarzafrikaner, linke Seite Einheimische von dem sich einer seine bereits sauberen Strandlatschen von einem Schuhputzer polieren ließ. Ich liebe diese Szenarien und kan stundenlang zuschauen. Leider ist in den Bars Bilder machen nicht erlaubt. Am Abend habe ich mein Zimmer wie überlegt verlängert.
Am Morgen habe ich einen Spaziergang über eine der vorgelagerten Inseln gemacht die bei Ebbe erreichbar war. Bizarr geformte Felsen die sich in Wasseransammlungen spiegelten. Am Strand habe ich einige Souvenirs in Form von bunten marokkanischen Kachelresten, die vom Wasser schon abgeschliffen waren, eingesammelt. Anschließend bin ich entlang des weiten Strands durch das Viertel der Müllsammler, die hier alles wieder verwertbares aufgehäuft hatten. Mein Ziel war der Aswak Assalam Supermarkt, für Proviant für den Weg entlang der Küste nach Norden zu tanken.
Am Abend habe ich in der Hatra Bar fleißig weiter getippt mit Stork und vielen unterschiedlich schrägen Typen an meiner Seite. Einer konnte gutes Deutsch von seiner deutschen Mutter, es war der Lockenkopf vom Vorabend. Sonst das Ukulelen Gezupfe im Hintergrund. Zum Essen war ich am Südtor von Essaouira zu Spagetti und zum Absacker und Abschied noch mal in die Stadtmauer.
Morgen geht es dann nach Norden, grobe Richtung Heimat.
Es waren unerwartete fast 130 km, denn eigentlich hatte ich 2 Tage bis Safi eingeplant, doch da ich früh starten konnte hatte ich ein großes Zeitfenster. Die ersten 10 km musste ich auf der gleichen Route hinauf auf die 90 Höhenmeter radeln wie vor 4 Tagen hinunter. Nun links ab auf die Küstenstraße nach Safi in nun schon wärmender Sonne. Die Straße führte weiter bis auf 170 m hinauf. Außer Koniferen gab es wenige Häuser, die verlassen schienen und so schien es das es Wochen oder Ferienhäuser reicher Marokkaner oder auch Europäern waren. Der Blick aufs Meer war Anfangs selten frei, denn es lag ein dichter Nebelschleier über der See. Den ersten Höhenmetern folgten weitere durch das ständige auf und ab am Ende waren es über 900 m.
Daher hatte ich auf den letzten 30 km zu kämpfen, denn auch der Gegenwind wurde spürbar stärker und jeden Meter bergan merkte ich in meinen Oberschenkeln. Unterwegs kam mir mal wieder ein Reiseradler entgegen, er kam aus Frankreich.
Die letzte Abfahrt führte dann von der Klippe hinunter nach Safi durch ein großes Industriegebiet, wo Phosphor verarbeitet wird aber auch Fischfabriken, wo der Fisch in eine Dose gezwängt wird.
Nach der Strapaze habe ich mir in Safi schon wieder ein teures komfortables Hotel gegönnt und das gleich für 2 Nächte. Doch nach 130 km und später Ankunft nach 18 Uhr ok.
Gleich ums Eck gab es das Zielbier in einer von Zigaretten und Haschischpfeifen eingenebelten Eckkneipe und die Kalorien in Form von Pasta im gegenüberliegenden Restaurant.
Am nächsten Tag hatte ich nun genug Zeit, durch die kleine Medina, auf die Stadtmauer zu steigen und das Töpferviertel zu besuchen und es war ganz nett hier auch die neue Promenade an der Steilküste mit Blick auf die tobende See. Dort habe ich nach dem Essen und einem Bierchen in einer Hafenkneipe in der Sonne gelegen. Die Wellen spritzen die gesamte Klippe hoch. Ein tolles Schauspiel. Durch die Medina ging es zurück zur Unterkunft und zum Abendprogramm mit Essen und Bierchen.
Marokko ist auch das Land der Katzen, überall sitzen und laufen die Katzen rum. So viele habe ich noch nirgends gesehen. Morgen sehe ich bestimmt auch wieder viele von ihnen wo der Weg mich weiter nach Norden führen wird. Dort werde ich meinen 70.000sten km der Traum-Radreise radeln. Ich kann mich noch an ein Buch eines Reiseradlers erinnern, welches ich vor meinem Start gelesen habe, in dessen Titel die 70.000 stand. Dies hätte ich mir damals nie träumen lassen einmal diese Marke zu schaffen. Ich bin nun unendlich dankbar für diese Zeit.
Vor dem Schlafen gab es noch ein Sandwich.