Berichte Sao Pedro - Rio de Janeiro
Vom 22.September 2016 – 06.Oktober 2016; 15 Tag
Gesamt Brasilien: 1818 km; Höhenmeter: 20.874 m; Gesamt 2014/2015/2016: 28.630 km
Autor: Michael Schreiber
#Vom 22.September 2016 – 22.September 2016 Tag 209 (634) - Tag 209 (634)
#Vom 29.September 2016 – 06.Oktober 2016 Tag 216 (641) - Tag 223 (648)
#Fotos Sao Petro - Seropodica:
#Fotos Seropodica- Rio de Janeiro:
Vom 22.September 2016 – 28.September 2016 Tag 209 (634) - Tag 215 (640)
Etappe Sao Petro - Seropodica 617 km Rad; 7 km zu Fuß, Gesamtkilometer: 11.524 km
Datum | km | Schnitt;km/h | Höchst;km/h | Höhenmeter | Zielort |
22.09.16 | 98,36 | 16,31 | 61,74 | 1216 | Canchal |
23.09.16 | 79,39 | 14,88 | 47,84 | 1029 | Jacutinga |
24.09.16 | 84,11 | 17,37 | 53,83 | 771 | Pouso Alegre |
25.09.16 | 68,91 | 16,53 | 57,37 | 689 | Itajuba |
26.09.16 | 97,47 | 15,89 | 48,00 | 1290 | Silveira |
27.09.16 | 78,78 | 14,50 | 53,23 | 1106 | Arapei |
28.09.16 | 110,41 | 15,33 | 47,36 | 1293 | Seropedica |
Gut ausgeruht ging es zurück auf die Piste, diese war heute zu Beginn ein Flickenteppich, aber dafür wenig Verkehr und alles gechillte Leute in den LKWs und Autos. Auch wenn ich mitten auf der Straße meine Ideallinie zwischen den Teerflecken suchte. Die Landschaft war wie im Voralpenland nur ohne die Gipfel im Hintergrund. Jeden Tag habe ich das Gefühl woanders in Europa zu radeln. Fantastisch! Sonst kann ich heute noch von Aasfressern am Straßenrand berichten die gerade ein Tier zerlegten. Ob es eine Art Geier war, kann ich nicht sagen.
Mittags hatte ich bereits mein Tagesziel Araras erreicht und so habe ich noch 30 km bis Conchal ran gehangen. So ein Ruhetag macht müde Beine munter. Habe schnell ein günstiges Hotel im Ort gefunden. Als ich das Hotel verlies, kam gerade ein Radler mit Speedbike und Minimalgepäck am. Er war auf einer 4 Tage Tour. Somit der erste Mehrtages Radler seit San Pedro in Chile.
Im Ort waren wieder lärmende Werbeautos unterwegs. Pickups mit Boxentürmen oder normale Autos mit offenem Kofferraum aus denen die Boxen herausschauten. Die meisten machten Wahlwerbung, denn ich glaube hier sind bald Landtag oder Kommunalwahlen. Ich habe sogar gesehen das man Boxen auf Autoradheckgepäckträger montieren kann. Zum Glück werden in Deutschland nur Plakate aufgehangen und es fahren noch keine lärmenden Autos der Wahlhelfer durch die Städte.
Am Abend habe ich mein zweites Abendessen im Supermarkt gekauft. Brötchen, Käse, Schokodrink, Teilchen zum Nachtisch. Zum Tages ausklang bin ich noch zu einem letzten Bier in die Bar do Rual, wo ich schon zuvor war und bekam gleich noch einen Gratisschnaps aus der Region. Damit hatte ich meine Bettschwere erreicht aber war doch ausgeruht für den nächsten Tag für die nächsten 1000 Höhenmeter.
So führte der Weg über Itapira nach Jacutinga. Die Berge im Hintergrund höher und auch ich gewann immer mehr an Höhe, so war ich mal kurz über 900 Meter. Immer wieder waren Zuckerfabriken zu sehen. Näherte man sich einer nahm auch die Anzahl der monströsen Zuckerrohr-LKWs zu die teils bis zu 3 Anhänger hatten.
In Itapira machte ich einen Trinkstopp an einer Eckkneipe und ich musste wieder Model stehen, für Gäste und eine Schülergruppe die gerade vorbeikam. Hier hatte ich dann auch mal die Gelegenheit eines der hier viel gesehenen Fahrräder mit Benzinmotorantrieb zu fotografieren. Aber hier ist man mit einem voll bepacktem Rad doch immer was besonderes.
Als ich in Jacutinga einfuhr musste ich erst durch das neu aus dem Boden gestampfte Viertel mit Outletshops und nobel Boutiquen bevor ich im Ortskern das erst beste Hotel bezog. Anschießend habe ich mich auf einen Rundgang begeben bei dem ich immer die schattige Straßenseite gewählt habe, denn die Sonne brennt am Nachmittag ganz gut. Nun habe ich eine gemütliche Bar gefunden und das Tagesmenü gegessen. Nebenbei lasse ich mich mal wieder von den Wahlwerbeautos beschallen. Am besten ist es wenn gleich 3 Parteien hintereinander kommen. Nun lasse ich den Abend bei Bericht schreiben hier ausklingen. Doch dann traute ich meinen Augen nicht als eine einachsige Kutsche mit dicker Boxenanlage vorbeifuhr, voll der Wahnsinn und die armen Pferde. Schade das ich nicht so schnell meinen Fotoapparat zücken konnte.
Am Morgen zurück auf der Route schlängelte sich die Straße weiter durch die immer höher werdenden Berge bis auf 1012 m den höchsten Punkt erreicht hatte. Hier habe ich in einer Gaststätte Pause gemacht bis ich den letzten Abschnitt nach Pouso Alegre in Angriff genommen habe. Es ging schön langsam bergab, so hatte ich mehr von den erklommen Höhenmeter. Unterwegs traf ich noch einen Mopedfahrer aus Brasilien. Er wollte Fotos von mir machen, leider vergesse ich immer Gegenfotos zu machen, denn er hatte auf seinem Mopet eine echte Bikerkluft an mit allen möglichen Abzeichen.
In Pouso Alegre hatte ich mein Hotel vor reserviert, doch es war nicht in meinem Navi verzeichnet. So habe ich die 2 Polizisten des Militärs auf dem zentralen Platz vor der Kirche angesteuert. Ich zeigte ihnen die Adresse, dann telefonierte einer und anschließend packten sich die zwei ihre Fahrräder und eskortierten mich zum meinem Hotel. Klasse und obligat!
Nach Kontaktaufnahme mit der Heimat bin ich zum Stadtrundgang aufgebrochen und habe in einer Seitengasse ein nettes Straßencafé namens Emporio Minas Sul gefunden. Leckeres Essen und später gabs noch Livemusik, dazu nette Tischnachbarn also ein perfekter Abend. Doch als ich nach dem 0,33l Erdinger fragte war der Preis 34 R$ ca.10€ so bin ich dann doch beim Original Antactica geblieben.
Morgens bin ich gut gelaunt und gut gestärkt zurück auf die Pisste ins Gebirge. Doch heute wurde ich dauernd gestoppt, von Radlern, Autofahrern usw. Ich musste dann jedem erzählen woher und wohin. Ein er wünschte mir Seegen von oben der andere wollte mir einen Radmantel und Schlauch schenken und der nächste mikch zum Essen einladen. Ich kam kaum voran aber heute waren es eh nur 70 km bis Itajuba. Von hier geht es über den Pass von der Region Minas Gerais zurück in die Region Sao Paulo zum Rio Paraíba do Sul. Gestärkt habe ich mich mit 2 Gerichten auf dem Hauptplatz in Itajuba und den Abendregen genossen. Anschließend habe ich in einer Eckkneipe noch Flamengo – Cruzeiro geschaut. Es war gute Stimmung und als Flamengo in der letzten Minute das Spiel 2-1 drehte war der Jubel groß. Da freue ich mich schon auf einen Besuch im Stadion.
Nach 10 km warm radeln am Morgen ging es in den 30 km langen Anstieg auf 1436 m. Die Straße führte mich durch schöne Berglandschaften mit kleinen Bauernhöfen und kleine Orte, Kuhweiden und viel Wald. Das Wetter war bestens bis ich die Passhöhe erreichte. Die Bergkette hielt die Wolken fest und sie regneten auf der Seite ab wo ich hinunter musste. So zog ich meine Regensachen an und nahm die Abfahrt in Angriff. Hier scheint das Wetter oft so zu sein denn ich fuhr durch dichtes Grün, ein kleiner Junggel, bis ich aus den Wolken kam und der Blick frei wurde zum Rio Paraíba do Sul. Tausende Hügel mit grünen Wiesen bedeckt, wunderschön. Schade, dass das Wetter oben so schlecht war aber über das Wetter meiner Reise darf ich mich nicht beklagen. In Cachoeira überquerte ich den Rio Paraíba do Sul und kämpfte mich auf der anderen Seite wieder Hinauf ins Gebirge welches mich noch vom Atlantik trennt. Die Spannung steigt. In Silveira gabs nichts Besonderes, viele Kunst- und Kramläden, nettes kleines Dorf.
Am Morgen konnte ich mein Rad vor dem Frühstück packen, denn die Unterkunft hatte eine Auffahrt zum Zimmer. Es gab wider Buffet mit Kaffee, frisch gepresstem Orangensaft, Brötchen, Toastbrot, Müsli, Marmelade, Käse, Wurst, Obst und natürlich die Kuchenauswahl. So wie man mich kennt schlage ich immer gut zu, so auch heute. So konnte ich den ersten Berg gut gestärkt in Angriff nehmen. Es ging hinüber nach Areias immer weiter durch schöne ländliche Landschaft auf einer wenig befahrenen Straße. Sie führte mich weiter vorbei am Stausee Funil und durch Sao Bose do Barreiro mit großer Kirche. Hier gönnte ich mir gegenüber eine Cola im Straßencafé. Der Abschnitt zwischen Pouso Alegre und Rio war bis jetzt echt Klasse.
Habe heute dann nach 78 km spontan vorzeitig in Arapei in einer kleinen Pension an der Kirche auf dem Berg Quartier bezogen. Von dort bin ich hinunter ins Dorf gelaufen und habe mir einen ruhigen Nachmittag gegönnt.
Tags drauf führte mich die Straße weiter durch nett Dörfchen mit Kirchen und alten Häusern, die teilweise wieder schön hergerichtet waren, nur das Kopfsteinpflaster in den Ortendurchfahren war übel. In Bananal waren dann wieder Überreste der Eisenbahngeschichte zu sehen vor dem alten Bahnhof stand eine alte schwere Dampflok.
Nach 50 km habe ich mich kurz an einer Pasteleria gestärkt bevor es weiter nach Tres Passa ging. Hier hätte ich übernachten können doch ich war so motiviert nach Rio zu kommen das ich weiter geradelt bin und das über eine Strecke ohne Autoverkehr aber mit zusätzlichen Höhenmeter. Der Weg führte nochmal hinauf durch dicken Junggel und das 70 km vor der 6,5 Millionen Metropole Rio de Janeiro. Aus dem Junggel kam ich zurück auf die Autobahn nach Rio und dann kam ich über eine Bergkuppe und die Straße fiel über viele Kurven 350 m in die Tiefe. Die Autobahn teilte sich sogar hier da zu wenig platz am Hang war. Man hatte einen Tollen Blick auf die Bergwelt um Rio. Auf der Abfahrt habe ich 3 LKW überholt. Unten angekommen gab es immer wieder Ausläufer eines Stausees zu sehen der mit grünen Pflanzen bewachsen war.
In Seropedica habe ich nach 110 km Schluss gemacht, Zielbier getrunken, denn ich hatte den Schlendrian von gestern wieder gut gemacht, Spieße gegessen, könnte Frosch gewesen sein und in einem Café Cappuccino mit Minitorte gegessen. Danach habe ich in einer Straßenbar das Leben im Vorort von Rio beobachtet: Ausparkende VW Käfer, vorbeifahrende VW Bullis mal mit und mal ohne Boxen auf dem Dach, das neben mir sitzende Mädel das nach 2 Flaschen Bier seinen Freund begrüßte und den angetrunkenen Kerl mit Milan Fußballshirt den wohl jeder hier kannte. Schönes Kino am Abend.
Vom 29.September 2016 – 06.Oktober 2016 Tag 216 (641) - Tag 223 (648)
Etappe Seropodica - Rio de Janeiro 136 km Rad; 73 km zu Fuß, Gesamtkilometer: 11.661 km
Datum | km | Schnitt;km/h | Höchst;km/h | Höhenmeter | Zielort |
29.09.16 | 78,47 | 17,73 | 39,85 | 282 | Rio de Jameiro |
05.10.16 | 57,47 | 14,26 | 39,77 | 982 | Rio de Jameiro Tagestour |
Heute war ein besonderer und emotionaler Tag. Letzte Etappe nach Rio de Janeiro. Die Straße bekam immer mehr Fahrbahnen und der Verkehr wurde immer dichter. Anstrengend! Doch dann sah ich die Kuppel des Olympiastadions, erstes Highlight. 10 km weiter kam ich zum Maracana Stadion, WOW und man denkt gleich Fußballweltmeister 1:0 gegen Argentinien, da muss ich noch rein! Weiter ging es durch die Stadtteile Centro, Lapa, Gloria, Catete, Flamengo wo ich auf den Atlantik traf. 11.600 km in 7 Monaten vom Pazifik durch 6 Länder zum Atlantik und dann dieser Blick auf den Zuckerhut und die Christusstatue. Mich überwältigten die Gefühle. Unglaublich! Das sind die großen Momente einer solchen Radreise. Unvergesslich, unbeschreiblich, unfassbare Momente. Ja ich bin bei Samba und Cobacabana angekommen. Bis jetzt für diese Grüße eine nette Stadt auch mein in einer Sackgasse gelegenes Hostel ist sehr ruhig und ein Ruhepol in der Stadt, genau das Richtige nach anstrengenden Sightseeingtouren. Morgen geht es los.
Nun sitze ich mit Blick auf den Zuckerhut im Boteco Espuina de Botafogo, habe gegessen und da es der Schreiber ja nicht ruhig angehen lassen kann ist er noch über einen Berg zur Cobacabana gelaufen und hat in einer Strandbar den Leuten beim Beachvolleyball zugeschaut. Die Metro hat mich danach zurück nach Botafogo befördert. Habe mir am späten Abend noch mal Essen im Supermarkt gekauft und in der Unterkunft entspannt.
Am ersten Tag hat es morgens geregnet doch nach dem Frühstück war es trocken. Im Hotstel habe ich mich nach diversen Touren erkundigt. Das mit dem Fußball schauen werde ich vertagen da das einzigste Spiel in einem kleinen Stadion stattfindet den das Maracana ist leider noch wegen Olympia geschlossen. So werde ich wohl nur eine Tour in die Favelas machen. Und den Rest wie Zuckerhut, Christusstatue, Lapa, Santa Teresa, Centro, Sampaabend auf eigene Faust machen und immer vom Wetter abhängig machen. So habe ich erstmal geschaut ob der Zuckerhut wolkenfrei war und bin dann zur Seilbahn spaziert und hinaufgefahren. Das nicht so tolle Wetter hatte den Vorteil das man nicht Schlange stehen mußte. Die erste Bahn beförderte einen auf den Berg vor dem Zuckerhut und mit die zweiten brachte einen ganz nach oben und der Blick war grandios auf den Strand von Cobacabana, Botafogo wo ich wohne und die anderen Stadtteile mit ihren am Berghang klebenden Favelas. Nur die Christusstatue wollte sich nicht zeigen sie war in Wolken gehüllt. Aber ich fand die besondere Stimmung durch das Wetter gar nicht so schlecht. Übrigens wurde die erste Seilbahn auf den Zuckerhut 1912 in Betrieb genommen und war ein deutsches Fabrikat.
Nach dem ich wieder unten war bin ich in Botafogo zum Mittag eingekehrt um mit der Metro weiter nach Gloria zu fahren. Hier habe ich das Treppenkunstwerk Eskadario Selaron bestiegen. Die gesamte Treppe ist mit zusammengewürfelten Fliesen verkleidet. Danach bin ich durch einen kleinen Teil von Santa Teresa zum Arco Lapa und zu Kathedrale gegangen. Ein imposanter Betonbau als Kegel mit 4 bunten Fenstern die bis in die Spitze ragen. Im Centro an gekommen bin ich in die Häuserschluchten eingetaucht. Zwischen den modernen Hochhäusern waren auch immer wieder alte Gebäude zu sehen so auch das Theater. Als dann Abends wieder Regen einsetzte bin ich zurück nach Botafogo gefahren.
Habe noch RB Leibzig – Augsburg im Pub geschaut und dann ins Bett.
Am zweitenm Tag in Rio habe ich einen kurzen Ausflug in die nahe gelegene Favela Santa Marta unternommen. An der Touristeninformation am Eingang habe ich mich nach der Sicherheitslage erkundigt und habe als Antwort bekommen das es auch ohne Guide möglich ist hindurch zu wandern. Doch als ich die ersten engen Gassen hinter mir hatte war nicht die Befürchtung ermordet zu werden, sondern nicht mehr aus dem Gewirr von Treppen und Gassen hinaus zu finden. Einige Male bin ich in Sackgassen gelandet und stand fast bei den Leuten in der Wohnung. Die Favelas sind echt ein Labyrinth, ein Kosmos für sich mit kleinen Geschäften, Friseuren, Bäckereien usw. Nach diesem Eindruck bin ich zum Shopping-Center Rio Sul um an der Information für die Bahn zur Christusstatue prüfen zu lassen ob die Onlineregistrierung ok war. Dies war sie, somit ist der Tag 4 fix. Morgen am Tag 3 habe ich dann für die Favela Rochina eine Tour mit Guide gebucht. Habe dann meinen Aufenthalt um 2 Tage verlängert, hatte aber die falschen Daten eingegeben so sind es nun 3 Tage länger in einer faszinierenden Stadt.
Am Abend bin ich mit der Metro Richtung Lapa gefahren, hier sollen Sambashows stattfinden, mal schauen. Habe aber dann erst einmal Fußball in einer Kneipe geschaut von Atletico MG. Sie haben gewonnen und die Schlachtrufe waren besser als im Stadion, somit würde das Thema auch befriedigt. Am Nachbartisch habe ich noch ein Pärchen aus der Heimat des Clubs kennengelernt, sie konnten gut Englisch und das Mädel Deutsch, sie war 1 Jahr zum Schüleraustausch in Konstanz. Neben an dröhnte zum Fußball die Samba Musik. Bin dann noch in einer Kneipe neben einer Live-Musikbar eingekehrt und das Partyleben in Lapa beobachtet. Mit der Metro gings zurück ins Bett.
Heute am dritten Tag in Rio habe ich erstmal Bericht getippt und online gestellt und bis 11:30 Uhr ausgeruht bevor die Tour in die Favela Ronchina startete, es ist die am dichtesten besiedelte Favela Südamerikas mit 200.000 Bewohnern. Zuerst besuchten wir ein Haus auf dessen Dachterrasse wir stiegen um einen Überblick zu bekommen. Favela bedeutet Armenviertel hier wird gebaut ohne Statik und Architekt jeder hat nur wenig Grundbesitz und so wird eine Etage auf die andere gebaut. Es gibt Häuser mit bis zu 5 Etagen Und die Wege schlängeln sich irgendwie auch unter den Häusern hindurch den so wird auch die Fläche über den Wegen genutzt. Diese Wege sind meist nur so breit das 2 Leute aneinander vorbeipassen, daher sollten wir auch immer rechts gehen. Die Kriminalität geht hauptsächlich von den hier ansässigen Drogendealern aus die mit Heroin und Crack handeln. Und ihr Revier verteidigen auch gegen andere Favelas. Die Polizei hat meist keine Chance in den engen verwinkelten Gassen. Von den letzten Schusswechseln waren noch die Einschusslöcher zu sehen und unser Guide spielte uns eine Schießerei von der Nacht zuvor auf seinem Handy ab dier er von einem Freund überspielt bekam. Sonst gab es Geschäfte und Restaurants wie in jeder Stadt nur kleiner. Die Abwässer werden durch offene Kanäle abgeführt in denen sich munter die Ratten tummelten aber sonst wurde auch hier vor der Haustüre gefegt.
Leider war der Guide nicht besonders toll, er war mehr mit Rauchen und Handy spielen beschäftigt als mit seiner Gruppe. Werde wohl noch mal Santa Marta auf eigene Faust besuchen, hier wurde das Video They don't care about us von Michael Jackson gedreht, denn es ist schon ein besonderes Erlebnis in so einer Favela zu sein. Insgesamt wohnen in den Favelas von Rio 2.000.000 Menschen.
Nach der Rückkehr in der Unterkunft habe ich mich bei der Planung der weiteren Reise ausgeruht und bin Abend durch die Straßenrestaurants von Botafogo gezogen.
Der vierte Tag stand im Zeichen von Christus, denn heute habe ich sein größtes Abbild auf Erden besucht. Die Cristo Redentor wie sie hier heißt ist nach dem Spring Temple Buddha in Lushan, der Freiheitsstatue in New York und der Mutter-Heimat-Statue in Wolgograd die viert grüßte Statue der Welt. Sie ist 30 m hoch und steht auf einem 8 m Sockel ind diesem sich eine Kapelle befindet.
Nach hastigem Frühstück bin ich mit der Metro nach Lago do Marchado gefahren und 2,5 km zur Tram do Corovado der Zahnradbahn zur Christusstatue gelaufen. Mit ihr ging es hinauf und den ganzen Stress mit der Onlinbuchung hätte ich mir sparen können denn es gab auch hier an der Bahnstadion Tickets. Ich konnte auch meine gebuchte Abfahrt um eine Stunde nach vorne verlegen und gleich mit der nächsten Bahn nach oben fahren. Leider hatte ich neben mir eine etwas unentspannte dicke Mutti sitzen die mir fast auf dem Schoß saß und sich noch beschwerte, doch ich blieb entspannt.
Die schweizer Zahnradbahn nahm die Höhenmeter ohne Probleme, von 40 m auf 680 m und das auf 3,8 km. Die letzten 30 m bis zum Gipfel des 710 m Corovado musste man Zufluss zurücklegen. War denn mal wieder überwältigt, von der großen Statue aber auch von dem riesigen Ausblick über die schönste Stadt der Welt meiner Meinung nach, ein weiteres WOW! (Nach Köln natürlich). Ganz Rio von Norden nach Süden und von Osten nach Westen lag einem zu Füßen. Bis zur vorderen Plattform musste man sich durch die Menschen kämpfen die in allen Posen ihr Bilder vor der Statue machen mussten Aber alle waren relaxt. Habe hier sehr viel die deutsche Sprache vernommen, mit 2 Mädels aus München habe ich mich länger unterhalten und ihnen mein Wissen über die Favelas mitgeteilt und auch von meiner Reise erzählt. Ich habe die Aussicht einige Zeit in der ersten Reihe genossen: Die Strände von Cobacabana und Ipanema, Botafogo mit seinem riesigen Friedhof, Maracana, die Favelas und alle anderen Strände und Stadtteile. Gute 2 Stunden habe ich unter dem Christus verbracht bevor ich zufuss abgestiegen bin, leider oder auch gut das ich den Trail nach Botafogo verpasst habe denn so bin ich über die alte Linie der Tram Richtung Santa Teresa gelaufen und viele weitere Ausblicke über die Stadt, Favelas und das Sambadrom erlebt. Einkehr habe ich auf einer Terrasse über Santa Teresa mit schönem Ausblick und The Voice of Brasil im Fernsehen gemacht. Weiter bin entlang der alten Trasse der Straßenbahn durch Santa Teresa, Lapa bis ins Centro wo ich nach 15 km gegessen habe, wieder in Brasinha Centro wo ich schonmal war.
Rio ist einfach faszinierend, ein Ort wo man bleiben könnte, auch wenn schon wieder Regen eingesetzt hat. Sollte es morgen Trocken sein werde ich die Estrada do Redendor abradeln durch den Parque National do Tijuca.
Hab es die Radtour vertagt denn am fünften Tag hat es Morgens geregnet, so habe ich gemütlich gefrühstückt und mit meiner Schwester geskypet. Bin dann um 11 Uhr mit der Metro zum Sambadrom aufgebrochen, zusehen war nur die Paradestraße mit den Tribünen auf beiden Seiten durch die, die Sambaschulen am Karnevalsmontag ziehen, quasi Kölner Heumarkt in groß. Danach bin ich weiter nach Santa Teresa, Lapa ins Zentrum, wo ich diverse Kirchen besichtigt habe, die man allerdings in den Hochhäuserschluchten suchen musste, sogar die Igreja de Nossa Senhora da Candelária versank in den Häuserschluchten. Doch am imposantesten war die komplett vergoldete São Francisco da Penitência. Danach bin ich zurück und habe noch im chaotischen Supermarkt eingekauft und Abends im Straßenlokal Pizza gegessen und hoffe Wetterbesserung für meine Radtour, im Moment schaut es noch nicht so aus.
Doch es hat geklappt am Morgen des sechsten Tages habe ich mein Rad mit einer Tasche bestückt und ich bin gestartet. Ich habe mich zunächst zu der mir bereits bekannten alten Tramlinie hinauf auf 200 m gekämpft. Als ich den Abzweig zum Corovado erreichte konnte ich es nicht lassen auch mit dem Rad zur Christusstatue zufahren, die Chance kommt so schnell nicht wieder. Die Auffahrt erinnerte mich ein wenig an den Drachenfels denn immer wieder war die Zahnradbahn zu sehen, so hatte ich auf 11,5 km 650 Höhenmeter bewältigt und durfte noch mal durch Nebelschwaden Rio betrachten. Sie zogen auch über den Parque National do Tijua in den ich nach der Abfahrt vom Corovado eingefahren bin. Die Estrada Rendentor und do Sumare sind tolle Panoramastraßen auf 500 – 700 m über Rio. Gut das ich diese Tour gefahren bin. Hat den Rio Besuch abgerundet. Den Tour-Abschluss habe ich an der Cobacabana bei einem Chopp Brahma gemacht. Nach einem Regenguss war auch wieder Sommerwetter. So bin ich noch über Ipanema und um den Rodrigo de Freitas Lagoon zurück nach Botafogo geradelt. Hier war die olympische Regattastrecke. Nun noch duschen, essen und schlafen.
Heute am letzten Tag bin ich nochmal zur nahegelegenen Favela Santa Marta gegangen und habe sie komplett von unten nach oben durchquert oben. Bin zwar einige male in einer Sackgasse gelandet aber man hat mich immer wieder auf den richtigen Weg gebracht. Zu Schluss wollte man mir noch zeigen wo Michael Jackson war und ich wurde einmal mit Handschlag begrüßt. Also ich habe mich recht sicher Gefühlt, doch man sollte auch dementsprechend auftreten und nicht mit der Kamera im Anschlag oder mir der dicken Golduhr am Handgelenk hier durch laufen. Hier gibt es sogar eine Standseilbahn mit mehreren Haltestellen.
Ich bin aber die steile Straße nach Botafogo zurück gelaufen und lasse nun die Zeit in Rio ruhig ausklingen.
Fotos Seropodica - Rio de Janeiro: