Frankreich

Berichte Grenze Frankreich – Grenze Spanien
Vom 01.März 2016 – 21.März 2016; 21 Tage
Gesamt Frankreich: 1532km; Gesamt 2014/2015/2016: 18.730 km

Autor: Michael Schreiber


Vom 01.März 2016 – 07.März 2016 Tag 4 (442) - Tag 10 (448)
Etappe Grenze Frankreich - Vouziers - Nogent - Orleans 373 km Rad; 27 km zu Fuß, Gesamtkilometer: 651 km

Bonjour France! Ja, Frankreich ist erreicht und keine Sonne mehr wie in den vergangenen Tagen. Wenige Kilometer hinter der Grenze wurde ich mit der Geschichte des 2.ten Weltkriegs konfrontiert. „Während der allgemeinen Offensive am 10.Mai 1940 bei dem Sie alles platt machten erreichten die Deutschen Streitkräfte einen Tag später Bouillon. Sie machten wie bei ihren Blitzkriegen weiter und kämpften sich weiter nach Westen in Richtung Maas vor um ihre Strategie Sichelschnitt bis nach Dunkerque fort zu führen.“ So steht es auf dem Schild in Saint Menges Maison Fort welches noch heute die Schäden der schweren Kämpfe an diesem Ort auf weist. Ich erreiche auch bald die Maas und überquere sie. Am Canale de Adennes durchquere ich bezaubernde kleine verträumte Dörfer. Die typischen Steinhäuser mit ihren alten Fensterläden säumen die Dorfstraßen. Bei stärker werdendem Wind und Niederschlag erreiche ich Vouziers. Ich gönne mir mal wieder eine Luxusherberge. Diese Bezeichnung war nur dem Preis angemessen, den es war ein Motel an der Ausfallstraße, aus de Dusche kam diesmal nur kochend heises Wasser und so duschte ich schnell im Nachbarzimmer welches noch nicht belegt war. Das Abendessen besorgte ich mir gleich im Lidl nebenan.
Von Vourziers führte die Strecke über die D977 über das kahle Hügelland Frankreichs nach Chalon en Champange und von dort über die D5 nach Fere. Eine recht eintönige Landschaft und das Wetter machte sie nicht besser, erst Regen und den ganzen Tag Gegenwind … -sturm. Hinter Fere fand ich den geeigneten Platz für mein Zelt aufzuschlagen und Abendessen zu kochen. Abendessen war schnell zubereitet Nudeln mit Fertigsoße Doch als mein Zelt gerade stand zog ein fetter Schneesturm vorbei. In Sekunden war alles weiß, dabei lagen die Tagestemperaturen bei 10 Grad. Ich war froh als ich in meinem warmen kuscheligem Schlafsack lag.
Am nächsten Morgen war nicht mehr viel von dem Schnee auf der Wiese vor meinem Zelt zu sehen, doch der Wind war immer noch in Aktion. So habe ich nur 2 Riegel verzehrt und es ging auf die Piste um das Kräftemessen mit der Natur aufzunehmen. Nach 18km hatten erst mal die Naturkräfte gewonnen. Ein Regenguss und ich suchte an einem Carport in La Chapelle Lasson Unterschlupf. Eine Frau schaute zum Fenster hinaus und ich signalisierte ihr das ich wegen des Regens hier stehe, Kurze Zeit später steht die Frau an Ihrer Haustür und bittet mich zu einem Kaffee hinein. Sie spricht nur Französisch ich nur Deutsch und bissel Englisch. Aber wir schafften es uns zu verstehen. Ich konnte ihr klar machen das ich von Köln nach Lissabon radeln will und Sie mir das sie 5 Kinder hat die aber schon aus dem Haus sind. Nach dem Kaffee war es wieder trocken zum weiter radeln. Im nächsten Ort stoppte ich zur Frühstückspause vorm Carrefour Supermarkt. Es gab Banane, Joghurt und Haferflocken und auch der nächste Regenguss war schon da. So standen wir mit 6 Personen, 5 Franzosen und 1 Deutscher im Supermarkteingang und warteten das es für alle weitergehen kann.
Ich überquerte die Seine, der Fluss der auch durch Paris fließt. Nach 51km machte ich heute in Nogent an der Seine Schluss. Das Hotelzimmer hatte eine Badewanne genau das richtige so ein schönes heißes Bad. Danach besichtigte ich den Ort und kaufte Baguette und Camenbert für das Abendessen, relaxte den Rest des Abends auf dem Hotelzimmer.
Richtung Orleans war heute Dauerregen und immer noch höllischer Wind meist von vorne, so hatte der Wetterbericht recht. Ich blieb immer an der Seine doch gesehen habe ich sie nicht oft, die Landstraße führte von Ort zu Ort, zum Teil recht schöne Orte, im Zentrum ist meist eine alten Markthalle die aber noch in Gebrauch ist. Es herrscht reges Markttreiben. Durch Bray, Montereau und Nemous führte mich die Route bis ich die Seine verlies. Im kleinen Anstieg weg von dem Fluss kehrte ich endlich mal zu einer Pause nach dem heutigen vielen Regen ein. Das Schild des kleinen Café animierte mich zum Stopp. Es war gleichzeitig Lottoannahme und Wettbüro. Im Fernsehen lief Pferderennen und es gab auch entsprechende Fachzeitschriften. Soviel wie hier los war scheinen die Franzosen auch gerne zu zocken.
Kurz später markierte ein unscheinbares Schild „la meridienne verde“ die Mitte Frankreichs in West und Ost. Nach 110km war ich in Pithiviers, ein ebenfalls nettes Städtchen. Auf der Touristeninformation holte ich mir einen Stadtplan und folgte dem darauf eingezeichneten Rundweg. Er führte mich auf alle Plätze zur alten Kirche dem Rathaus und zum Schluss kehrte ich in eine für Frankreich typisch Café/Bar ein. Die Männer sitzen an der Theke und die Mädels an den Tischen bei Kaffee. Ich hatte mir einen Burger serviert auf einer kleinen Palette und Pommes in einem Blecheimer bestellt.
Es waren nur noch 40km nach Orleans die ich bei trockenem Wetter und weniger Wind schnell abgestrampelt hatte. Um 11Uhr konnte ich schon mein vor gebuchtes Apartment beziehen. Vorteilhaft mit Kochnische so konnte ich mir am Abend selbst was kochen. Ich machte noch einen ersten Rundgang zur Cathedrale Ste Croix und der Touristeninformation. Der erste Eindruck war super!
Der Rundgang dauerte 3Stunden über 9km und führte an 32 Sehenswürdigkeiten vorbei.Gut das ich noch einen Tag Zeit habe.


Vom 08.März 2016 – 13.März 2016 Tag 11 (449) - Tag 16 (454)
Etappe Orleans - La Rochelle 431 km Rad; 16 km zu Fuß, Gesamtkilometer: 1082 km

Ich startete auf dem Loire Radweg, zuerst quer durch Orleans, hier kannte ich mich mittlerweile bestens aus. Die Ausschilderung war hervorragend, Zeichen auf dem Boden und auf Schildern.Den ersten Stopp legte ich in Beaugency ein, hier war ein altes Chateau und eine Kirche zu bewundern. Im Sonnenschein gings immer weiter Loire abwärts, doch bald zweigte der Weg ab und führte zum UNESCO Welterbe Chateau Chambord. Ich konnte es schon auf der schnurgeraden Einfallstraße sehen. Ein Traum von Schloss, mit tausenden von Türmchen, Gauben und Erker von einem Wassergraben eingerahmt. Auf Besichtigung von innen hatte ich keine Lust bei dem tollen Wetter am heutigen Tag. So umrundete ich es lieber per Rad, über einen gut gebauten Radweg durch den Wald gelangte ich nach Blois. Die mittelalterliche Stadt thronte auf einem Bergrücken über der Loire, so musste ich auch nochmal kräftig bergan zu meiner Unterkunft strampeln. Leider war diese erst ab 17 Uhr geöffnet, per Telefon wurde mir der Türcode durchgegeben und ich konnte das Gepäck unterstellen. Anschließend konnte ich mich entspannt auf einen Rundgang zu den beiden Kirchen und dem Chateau aufmachen. Es gab viele schöne Ausblick über die Loire und die Dächer der Stadt.
Am nächsten morgen regnete es in Strömen. Ich wartete noch etwas ab fuhr aber nach einer Stunde doch los. Der Regen hielt noch über 2 Stunden an aber mit der richtigen Kleidung ist das kein Problem. Kurz vor Chaumont riss der Himmel auf. Ich verlies die Loire Richtung Chenonceau um dort ein weiteres Chateau zu besuchen. Vorher Pause an einem Café in Vallieres, als ich weiter wollte kam der nächste Schauer also wieder rein ins Café. Es ist halt schön wenn man Zeit hat denn es ist egal wie weit man kommt, es häzt einen ja keiner. Die Leute lächelten mich an als ich wieder rein kam und erzählten etwas, ich glaube freundliches, ich konnte es nicht verstehen. Nun bestellte ich mir ein Loburg, französisches Bier, dies wird hier in 0,25l eingeschenkt auch das Flaschenbier hat die gleiche Größe.
Nun noch über den Berg zum Fluss Le Cher und zum Chateau Chenonceau, doch ansehen konnte ich es mir nicht. „Reiseradler nicht willkommen“ Ich sollte das ganze Gepäck abmachen durch den Eingangsbereich zum Pavillon der Security schleppen und mein Rad zurück auf den Parkplatz stellen. Das musste ich mir nicht geben also wieder zurück über den Berg nach Amboise. Das Wetter war immer noch schlecht, so beschloss ich in Amboise zu nächtigen. Auf der Touristeninformation war schnell ein Zimmer für mich gefunden und ich hatte so noch genug Zeit hier auf Chateaubesichtigung zu gehen. Beeindruckend war auf welcher Höhe es gebaut war, riesig hohe Stützmauern ragten empor. Der Ticketschalter war über eine Rampe zu erreichen. Damals führte der Aufstieg durch einen Wendelaufgang in einem der Türme, vergleichbar wie die Auffahrten in heutigen Parkhäusern. Ein Schild zeigte 19,5% Steigung an. Das innere des Chateau eingerichtet wie man es auch von anderen Schlössern kennt, für mich war die Aussicht von hier oben interessanter. In der Kapelle des Chateau St. Hubert, an der Turmspitze waren Hirschgeweihe zu sehen, sind die Gebeine von Leonardo da Vinci begraben. Es war Leonardos letzter Wunsch in Ambiose begraben zu werden. Den Rest des Abends verbrachte ich bei Baguette und einem Bierchen auf dem Zimmer. Noch Kilometerbuch führen, Bilder sichern usw.
Die Wettervorhersage verhieß Besserung und so war es auch am nächsten Morgen zumindest trocken. Teilweise scheint der Loire Radweg neu geführt zu sein denn der Verlauf stimmte nicht mehr mit dem Bikeline Buch überein. Nach 30 km führte der Weg durch Tours, eigentlich war es mal als geplantes Ziel gedacht, aber gut das ich nur durchrollte. Wieder eine zu große Stadt, mir gefallen ehr die kleineren, doch an der Kathedrale machte ich einen kurzen Stopp. Die meisten Kirchen haben die Türen geöffnet, so konnte ich schnell eine Blick hineinwerfen. Nach Tours kam ich wieder an die Le Cher die hier ca. 25km parallel zur Loire fliest und am Chateau Villandry in sie mündet. Hier ereilte mich das gleiche Schicksal wie in Chenonceau, Reiseradler nicht willkommen. Von der Straße hatte man aber einen schönen Blick auf das Chateau.
In Brehemont legte ich die obligatorische Kaffeepause ein und nutzte sie zum Tagebuch schreiben. Auf dem Weg hierher ereilte mich der erste Sturz, aber nix schlimmes passiert, nur Spiegel ab. Glaube es war das schlechteste Stück des Loire Radwegs, 50m Pflasterstraße.
Auf dem Weg nach Saumur lag noch das Chateau Usse. Bei Candes überquerte ich den Zufluss Vienne und gönnte meiner Kette das erste Öl. So wie diese die letzten Tage ächzte und knirschte sehnte sie sich danach. Bei einem Renaulthändler fragte ich nach und er hatte sogar ein kleines Regal mit Radler Ersatzteile mit Schläuchen, Flickzeug und das von meiner Kette ersehntes Öl. Wer hätte es gedacht das knirschen war weg.
In Montsoreau dem nächsten Ort gab es 2 Varianten des Loireradwegs, eine am Fluß weiter oder die schwerere über die Höhen. Ich entschied mich für oben und wurde vollends belohnt, trotz der fast 20% Rampen. Der Weg schlängelte sich durch kleine Weindörfer, weite Felder mit Weinreben und vorbei an den Caves, die sich in den Steilwänden aus Sandstein befanden. Heute beherbergten sie teils Künstlerwerkstätten aber auch noch traditionelle Weinkeller. Nach Saumur kam ich von oben vorbei am Chateau hinein. Es war ein schöner Tag und endlich mal trocken. Der Abendrundgang durfte natürlich auch nicht fehlen, habe mich so langsam an einen festen Rhythmus gewöhnt. Ich glaube als Langzeitreiseradler brauch man bestimmte Abläufe.
Am Abend habe ich mich noch für eine neue Route entschieden, da ich mittlerweile genug Chateaus gesehen hatte beschloss ich die Route nach La Rochelle einzuschlagen. Von Saumur folgte ich der Veloroute Thouet, die am gleichnamigen Fluss entlangführte. Nach dem ganzen Regen der letzten Wochen sind alle Flüsse aus ihrem Bett gekommen, auch hier an der Thouet. Nur noch der Radweg schaute aus der Seenplatte heraus. Im weiteren Verlauf waren aber auch Straßen gesperrt.
In Argenton war wieder Kaffeepause, ein schönes Ritual. Mit frischem Koffein mache ich mich auf den weiteren Weg durch kleine Dörfer, in einem von diesen machte ein Weg auf mich aufmerksam der quer durch das Örtchen führte. Als ich näher schaute wurde meine Vermutung bestätigt, es war ein Bahntrassenradweg der grob in die Richtung verlief in die ich musste. Das Schild konnte ich nicht entziffern aber es stand etwas von 25km darauf. Ich freute mich über diesen Fund. Die Bahntrasse war erst gut ausgebaut, später ein normaler Waldweg, doch gut zu fahren. Ich kam so an die Vendee. Das letzte Stück nach Fontenay absolvierte ich auf der Landstraße D65. Am Ziel hatte ich 120km auf dem, Tacho, also nochmal Hotelübernachtung. Ich habe schon ein schlechtes Gewissen meinem Zelt gegenüber. Denke das wird sich nächste Woche ändern, denn die Wettervorhersage sieht besser aus.
Am neuen Tag begrüßt mich schon die Sonne, endlich perfektes Radlerwetter. Entlang der Vendee schlängelt sich der ausgeschilderte Radweg durch nette Dörfchen. Die Bäume und Häuser spiegelten sich im stillen Wasser des Flusses. Herrlich einfach so dahin zu radeln und die Schönheit der Natur zu genießen. Nun ist es nicht mehr weit bis La Rochelle zum Ruhetag, doch der Weg dorthin war noch sehr abwechslungsreich. Zuerst durch Marans von dort entlang an Kanälen. An einem Rastplatz kochte ich in der Sonne zu Mittag, es gab Fertiggericht und Baguette vom Morgen. Bei 17 Grad fuhr ich kurzärmlig weiter und bog zur Küste ab, anstatt den direkten Weg zu nehmen, denn ich hatte ja noch Zeit. Gut so, der Küstenradweg war traumhaft. Es war Ebbe, nur Schlick zu sehen und am Horizont das Wasser des Atlantik. Ja ich hatte es nach 2 Wochen geschafft den Atlantik zu erreichen!! Von der Steilküste ragten Stege ins Wasser von denen Muscheln, Krabben usw. geangelt werden. Ich war glücklich hier zu sein und dies zu sehen. Nach 20 km Küsten radeln erreichte ich die Aussenbezirke von La Rochelle, es hätte auch Köln Holweide sein können, ganz normale Mietskasernen. Doch die Altstadt und der alte Hafen war genau das was ich mir erhofft hatte. Ich genoss noch die Sonne in der Außengastronomie bevor ich in der Unterkunft eincheckte. Heute fingen auch die Fragen nach dem Woher und Wohin wieder an, erst im Cafe, dann von einem Pärchen eines Wohnmobils in Marans und zum Schluss von meinen Tisch Nachbarn in La Rochelle. Morgen werde ich Relaxen bei einem Stadtbummel durch die Altstadt Kräfte für den nächsten Abschnitt zu den Pyrenäen sammeln.


Vom 14.März 2016 – 19.März 2016 Tag 17 (455) - Tag 22 (460)
Etappe La Rochelle-Lourdes 479 km Rad; 27 km zu Fuß, Gesamtkilometer: 1562 km

Der Wecker klingelt, 6:30 Uhr, es war noch dunkel aber ich wollte früh los und das gute Wetter ausnutzen. Schnell bin ich über den Eurovelo 1 aus der Stadt La Rochelle hinaus geradelt. Die Sonne steht als roter Feuerball am Horizont. Durch kleine Fischerdörfer an der Küste führte der Weg. Eine Reparatur der vorderen Gepäcktasche war fällig denn es hatte sich eine Schraube an der Aufhängung verabschiedet. Zum Glück hatte ich Ersatzteile von meiner alten Radtasche mitgenommen und konnte so das Problem schnell beheben. Bei Rochefort überspannte eine 50m hohe Straßenbrücke den Fluss Charente, da neben stand noch die alte Hebebrücke aus Stahl, sie ist in den Sommermonaten sogar noch in Betrieb für die Interessierten. Per Navigation lies ich mich von Ort zu Ort führen und wurde so durch die Cidadelle von Brouage geleitet. Wunderschöner Ort der noch komplett von einer dicken Mauer umschlossen ist, genau der richtige Platz für die Kaffeepause. In einem der kleinen Cafes lies ich mich nieder als aus einer Nebengasse eine Gruppe Jugendlicher auf mich zu kam und riefen „Ein Deutscher“ dies war wohl an meiner Flagge am Rad zu erkennen. Es war eine Schüleraustauschgruppe aus Duisburg, die im Ort auf Stadtrally war. So hatte ich endlich mal wieder ein Gespräch auf Deutsch.
Weiter fuhr ich durch große Felder und kam der Küste wieder näher, um auf einem einsamen Radweg 30km durch Kiefernwald zu radeln. Es gab immer wieder Zugänge zum Meer, an einem Rastplatz mit Blick auf den Strand kochte ich mir Nudeln zur Stärkung. In Royan nahm ich die Fähre nach Le Verdon. Ich mußte 1 Stunde warten. Es war eine große Hochseefähre für LKW, PKW, Radler und Personen und in 20 Minuten hatte Sie mit uns das andere Ufer erreicht. Bei der Ausfahrt aus dem Hafen war gleich wieder der Eurovelo 1 ausgeschildert dem ich weiter entlang einer alten Bahnlinie folgte. Man merkte das es schon wesentlich länger hell war, ich war verwundert das meine Uhr bereits 18:22 Uhr anzeigte. Also doch bald mal einen Zeltplatz aufsuchen, doch zuerst war es mir nicht gut genug, dann kam wieder ein Ort, doch hinter den Dünen fand ich einen schönen Platz, der Parkplatz war bereits verlassen. Das hieß Zelt aufbauen und Sonnenuntergang über dem Meer genießen.

Ich hatte gut geschlafen und nach dem Zeltabbau und Frühstück konnte ich auf die Piste zurück. Es kam auf den nächsten 65km nicht viel nur Kiefernwald auf bis zu 30m hohen Sanddünen dazwischen 2 noch schlafende Badeorte. In Cacanau-Ocean machte ich meine verdiente Pause. Es waren noch weitere 30km bis Ares, in diese Richtung wollte ich den Atlantik nach Lourdes in den Pyrenäen verlassen. In einem netten Restaurant kehrte ich nochmal zu einer Pause ein. Es gab ein Campus, mal wieder eine neue französische Biersorte, zusätzlich noch einen Plausch mit dem Inhaber.
Meine Gedanken schweiften von; Heute wieder Zelten? Wo koche ich gleich? Bis hin: Vielleicht bin ich schon einen Tag früher in Lourdes. Man schaltet total ab, denn man ist mit den Gedanken nur noch bei der Tour.
Nach der Pause traf ich mal wieder auf einen Bahntrassenradweg, dem ich die nächsten 60km folgen sollte. Ich nutzte einen der Picknickplätze an der Bahntrasse um zu kochen. In Salles beendigte ich die heutige Etappe in einem günstigen aber schäbigen Hotel, denn auch der Himmel hatte sich zugezogen und erste Tropfen fielen, also nix mit 2 mal zelten hintereinander. Ich besorgte noch Baguette beim Bummel durch den kleinen Ort fürs Abendessen.
Am frühen Morgen ging es zurück auf die Bahntrasse der ich noch etwas folgen durfte, bevor es für mich Richtung Süden über die geplante Route weiter ging. Doch bald endete diese auf einer Sandpiste. Es war das erste Mal schieben angesagt, denn radeln war bei dem Gewicht des Rades nicht mehr möglich. Als ich wieder festen Boden unter dem Rad hatte folgte ich der D641, auch hier war kaum Autoverkehr. Es rollte super teils mit über 25km/h, zu sehen gab es nicht viel, Orte kamen nur alle ca.15km sonst nur Wald und einzelne Felder. Zur Stärkung gab es unterwegs Marmeladenbrote und später Kaffee in Labrit. Immer weiter radelte ich nach Süden, der Himmel war schon den ganzen Tag bedeckt, die Temperaturen sanken immer mehr, kalt, feucht, Wind kam auf, sehr ungemütlich. In Galin schaute ich mich nach einer Unterkunft um, denn ich hatte bereits 130km abgestrampelt und bei der Kälte keine Lust zu zelten. Ich fragte eine Frau nach einer Bleibe, sie sagte no Chambre und leider seien Ihre Gästezimmer noch nicht bezugsbereit. Ich befragte mein Navi nach einer Unterkunft, es zeigte die nächste in 40km an. Also doch zelten? Ersteinmal weiter radeln, Der Tacho zeigte 140km, 150km, 160km und dann Jubel doch ein Hotel. Ich war glücklich. Zimmer war schnell bezogen und so gönnte ich mir noch ein Bierchen im Gastraum. Unterhielt mich mit einem Gast dem ich meine Route auf der Karte zeigen musste. Er war begeistert das man so weit mit dem Fahrrad fahren kann. Vom Wirt wurde ich noch auf ein Bier eingeladen. Zum Abschluss des Abends gab es noch die verdiente heiße Dusche. Draußen regnete es, also doch alles Richtig gemacht.
Am Morgen war es wieder trocken. Die Landschaft war in Nebel gehüllt,mystisch. Das Gelände stieg unmerklich an und dann nach 1500km wurde der Blick auf die tiefverschneiten Gipfel der Pyrenäen frei. Solche Momente sind es die solch eine Tour ausmachen. Dies ist Genuss pur. Bei Kaffee im letzten Ort vor Lourdes denke ich darüber nach ob es wohl schon einen freien Weg über das Gebirge gibt oder ob ich wohl wieder zurück zur Küste muss. Ich denke das kann ich in Lourdes erfragen.
Ich bin einfach Glücklich als Reiseradler.
Nach der Pause gehorchte ich mal wieder meinem Navi welches mir einen Weg abseits der dicken Hauptstraße vorschlug, 15km ok dachte ich machen wir das mal. Erst alles normal guter Feldweg mit schöner Landschaft, dann musste ich schon das erste mal über einen holprigen Waldweg bergan schieben, doch kurz später kam ich wieder auf Asphalt, alles gut dachte ich. Doch nun kam der Riesen GAU am höchsten Punkt begann eine 4km Matschschlacht. Da musste ich durch, 1,5 Stunden brauchte ich. Ich, meine Gepäcktaschen, mein Rad waren von oben bis unten voll Matsch. So ist das wenn man nicht umkehren will. Als ich wieder eine Straße erreichte hielt ich an einem kleinen Bach an um alles zu Entschlammen, denn so konnte ich nicht meine Unterkunft aufsuchen. Nach einer guten halben Stunde sah wieder alles manierlich aus. Aber es war auch ein guter Test das man unüberwindbare Hindernisse mit Willen und Kraft meistern kann. Es war mehr tragen, zerren und ziehen durch die Schlammlöcher als radeln.
Ich hatte nun endlich Lourdes erreicht, ich machte noch ein Bild von mir auf dem Rad vor der berühmten Pilgerstätte und checkte in einem unterklassigen Hotel für 19 Euro ein. Dafür war es ok. Machte kurz noch Besorgungen bevor ich das Heiligtum am Abend besuchte. Wie versprochen zündete ich für meinen verstorbenen Vater eine Kerze an. Es war wenig los, kaum Menschen, wohltuend.

Am nächsten Morgen gesellte ich mich zu einer Pilgergruppe aus Trier die an der Grotte eine Heilige messe feierte. Es war strahlend blauer Himmel, genau das richtige Wetter zum erklimmen des Pic du Jer 948m. Über einen schönen Waldweg entlang des Berghanges führte der Weg bis zum Gipfelkreuz. Die alte Standseilbahn war noch außer Betrieb. Die Aussicht über Lourdes und auf die weißen Gipfel der Pyrenäen war bei dem Wetter traumhaft. Ja übrigens sind einige Pässe passierbar so das ich meine geplante Route fortsetzen kann, nur der Col de Aubisque ist noch zu. Noch ein Ruhetag und es geht weiter nach Pamplona Spanien.


 

Vom 20.März 2016 – 21.März 2016 Tag 23 (461) - Tag 24 (462)
Etappe Lourdes-Grenze Spanien Col de Pierre St.Martin 140 km Rad; 0 km zu Fuß, Gesamtkilometer: 1702 km

Auf wiedersehen Lourdes! Auf zur Tour de France, denn heute stand der Col Soulor auf dem Programm der öfter bei der Tour absolviert wurde. Mal wieder über eine Bahntrasse Stadtauswärts bis zum Abzweig zum Pass, hier war ebenfalls der Weg zum berühmteren Col de Aubisque ausgeschildert. Das Bergpanorama war bei dem strahlend blauen Himmel fantastisch. Der finale 7km Anstieg war mit Schildern markiert, je Kilometer eins mit der aktuellen Höhe und der Durchschnittssteigung für den nächsten Kilometer in %, meist stand was von 8% drauf. Ich werde von dem ein oder anderen Rennradfahrer überholt, aus entgegenkommenden Autos sah ich immer Daumen nach oben, das motivierte. Die Bergwelt ist eine faszinierende Naturlandschaft, es gibt viel zu beobachten. Plötzlich sauste ein riesiger Greifvogel im Tiefflug über mich hinweg, es war ein Königsadler, die hier in den Pyrenäen Zuhause sind. Auf der Passhöhe machte ein netter Franzose Bilder von mir mit meiner Kamera und im Restaurant bekam ich noch einen Kaffee.
Jeder Anstieg hat als Belohnung eine Abfahrt. Am Col de Soulor waren es 20km bis Arthez d Asson im Tal der I'Ouzon. Mit steil abfallenden Hängen war das Tal sehr eng doch ein altes Bergdorf fand noch Plaz im Tal. Danach war ich wieder auf Anfangshöhe und im hügeligen Vorpyrenäenland. Auf kleinen Feldstraßen fuhr ich weiter, diese endete dank Navi auf einem Bauernhof. Nach Plausch mit dem Bauern hatte das Navi aber doch recht, einmal über den Hof und hinter der Scheune führte der Weg in schlechtem Zustand ins Tal. In einem kleinen Ort kochte ich auf dem Dorfplatz, neben mir machten auch Franzosen Picknick mit Baguette, Schinken und Wein. Noch eine Pause in Louvie Juzon folgte bevor ich den Col de Marie Blanque in Angriff nahm. Diesmal nur 1063m hoch. Doch in der Auberge de Prechades in Bilheres en Ossau kehrte ich ein. Günstiges Chambre aber der Wirt meinte es gäbe am heutigen Abend noch ein Konzert, ich sei eingeladen. Nach einer schönen Dusche wies er mir den Weg in den Keller, wo ein kleines Theater eingerichtet war, es erinnerte mich ans Horizont Theater in Köln. Die Sängerin und den Sänger hatte ich schon beim Einchecken kennengelernt und sie hatten mich schon beim bergauf fahren gesehen. Sie sangen französischen Changson und englisch. Zum Abschluß gab es noch ein Bier Marie Blanque, nach dem Pass benannt und eine regionale Suppe wurde mir auch noch serviert.
Bevor ich schlafen ging habe ich mal nachgeschaut warum es mich in den letzten Tagen immer so juckt. Da hatten sie wohl in Lourdes Bettwanzen, meine Arme und Beine waren mit Bissen übersät, aber das geht wieder weg das hatte ich schonmal.
Am Morgen erstmal ein Frühstück a la France. Man bekommt nur Baguette, Marmelade, Butter und Joghurt. Gut gestärkt machte ich mich auf weiter den Col de Marie Blanque zu erklimmen. Die Abfahrt war bis zu 13% Steil, ich musste öfter anhalten und die Bremsen abkühlen lassen. Und schon war ich wieder im Vorland der Pyrenäen. Sehr schön hier! In Arette erkundigte ich mich nach den Pässen nach Spanien doch wirklich konnte ich nur in Erfahrung bringen das der Port de Larrau ferme ist den ich eigentlich fahren wollte. Nun habe ich überlegt einfach mal nach la Pierre St.Martin zu radeln schauen ob der Übergang offen ist, wenn nicht habe ich einen schönen Ausflug gemacht.
Am Ortsausgang hatte ich aber schon Gewissheit über den weiteren Verlauf. Auf einem großen Schild leuchtete die Schrift OVERTE. Der Weg nach Spanien war frei nur der lange und diesmal noch steilere Anstieg zum Pass lag vor mir. Der Col de Pierre St.Martin lag auf 1760m. Teilweise habe ich ihn in Schlangenlinie absolviert um die Steigung zu mindern und im oberen Teil kam noch starker Nebel hinzu. Ich hatte zu kämpfen. Ob die Namen die auf die Straße gemalt waren auch so kämpften mussten: Contador, Frome, Valverde …
Eigentlich wollte ich in St.Martin übernachten, doch es war nur ein Skidorf, gefiel mir gar nicht, also schnell weg hier. Bis oben auf den Pass waren es nur noch 150 Höhenmeter und Spanien war erreicht.